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Julischka Eichel und Meike Droste sind freie Schauspielerinnen. Sie befürchten, dass es für Freie nach der Pandemie noch schwieriger wird, als es in der Vergangenheit eh schon war.
Julischka Eichel liebt ihren Beruf und sie ist erfolgreich darin. Sie dreht für das Fernsehen und spielt Theater. Seit Monaten hat sie kaum Arbeit und auch kein Einkommen.
Julischka Eichel, Schauspielerin
"Ich habe heute einer Freundin gesagt, ich habe Angst. Das habe ich so noch nie empfunden. Man möchte ja spielen, man möchte zu tun haben. Es ist wirklich unheimlich auf eine Art."
Früher war Julischka Eichel am Theater fest angestellt. Aber dann wollte sie mehr Freiheit und an verschiedenen Häusern arbeiten. Zuletzt probt sie an der Berliner Volksbühne.
Probenausschnitt "Come as you are", Regie: Armin Petras (Volksbühne Berlin)
Dann der zweite Lockdown. Die Proben werden (kurz vor der Premiere) abgebrochen, die Uraufführung verschoben. Ein neuer Termin? Ungewiss.
Im Januar beschließt Julischka Eichel, einen offenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters zu schreiben. Zwar gab es einige Hilfspakete für die Kultur, aber sie als freischaffende Schauspielerin fiel durch alle Raster. Schlimmer noch: das Arbeitsamt fordert von ihr die Soforthilfen zurück.
Julischka Eichel, Schauspielerin
"Ich muss mich jetzt wehren, es laut sagen und fordern, dass man um uns weiss. Wie es dann rauskam weiss so gut wie keiner, wie es mit uns, den Freischaffenden, wirklich aussieht. Welchen Ärger wir alltäglich haben und ich wollte auch, dass wir reelle Hilfe kriegen."
Das Problem kennen Anica Happich und Johannes Lange vom Ensemble-Netzwerk nur zu gut. Täglich erreichen sie Nachrichten von Freischaffenden, die um ihre Existenz fürchten. Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat zwar gerade Hilfen angekündigt, aber sie sind skeptisch, ob die endlich greifen.
Anica Happich, Ensemble Netzwerk
"Für Selbständige war es sowieso schon immer schwer. Und wenn man nicht selbständig ist im Sinne, dass man ein Gewerbe angemeldet hat, ein Unternehmen hat, Rechnungen schreibt, sondern sich in diesem Zwitterstatus befindet, dass man teilweise angestellt wird für wenige Tage, aber auch auf Honorarbasis arbeitet, das beisst sich. Diese Realität ist bisher in der Gesetzgebung noch nicht abgebildet."
Auch Meike Droste ist freie Schauspielerin und gut befreundet mit Julischka Eichel. Sie hat vom Ersparten gelebt und ist so bisher über die Runden gekommen. Beide haben Ideen für neue Projekte und hoffen, dass sie bald wieder auf einer Bühne stehen können. Doch sie befürchten, dass die Theater nach der Pandemie auf freie Schauspielerinnen wie sie verzichten werden.
Meike Droste, Schauspielerin
"Ist tatsächlich das erste Mal, dass ich wieder im Theater bin. Seit wann? Tja, das habe ich gerade überlegt. Seit einem Jahr. Krass!"
Meike Droste, Schauspielerin
"Julischka erzählt mir Dinge und ich weiss, wovon sie redet. Ich erzähle ihr von meinen Ängsten und sie weiss, wovon ich spreche. Denn wir erleben teilweise das Gleiche."
Julischka Eichel, Schauspielerin
Und diese Probleme, die man jetzt hat sind ja Dinge, die schon die ganze Zeit da waren. Die werden, weil die Krise ist, weil wir jetzt in einer Notsituation sind, werden diese Dinge ganz klar. Die sind wie hochgespült und müssen glaube ich wirklich verändert werden."
Autorin: Birgit Wolske