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Der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Michael Eissenhauer würde die Museen, sofern die Vorschriften dies erlaubten, gerne wieder öffnen. In diesem Sinne hat er einen Brief an Staatsministerin Grütters geschrieben.
Vielleicht würde Nofretete auch von Vereinsamung berichten, wenn sie es könnte. Sie ist es gewohnt, im Rampenlicht zu stehen – und jetzt: nichts, seit November.
Michael Eissenhauer würde das gerne ändern, wenn Viren und Vorschriften es erlaubten. Darum hat auch er in einem Brief an Staatsministerin Grütters dafür plädiert, Museen zu öffnen, sobald es irgend geht.
Michael Eissenhauer, Generaldirektor Staatliche Museen zu Berlin
"Grundsätzlich haben alle Menschen Hunger auf Musik, auf Bilder, im Grunde auf Anregungen. Und wir wollen Menschen im Lockdown, die ja tatsächlich mit ihrer Einsamkeit kämpfen, die auch mit mangelnder Ansprache zum Teil kämpfen, die manchmal auch gar nicht wissen, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen, denen wollen wir ein Angebot machen."
Wie Kunst Kraft geben kann? In der Gemäldegalerie führt uns Michael Eissenhauer zu einem 360 Jahre alten Bild. Ein Niederländer, Pieter de Hooch. Die Mutter.
Michael Eissenhauer, Generaldirektor Staatliche Museen zu Berlin
"Das kleine Mädchen hier, das weiß, es muss irgendwann in die Welt hinaus und damit zurechtkommen, was da draußen passiert. Aber es ist auch voller Zuversicht und voller Optimismus, weil: es ist ja Licht, es ist hell und verspricht, schön zu werden."
Solange das Publikum vor Ort keine Möglichkeit hat, gibt es zumindest digital die ganze Welt des Wissens und der schönen Künste. Im Neuen Museum steht eine Live-Führung auf Instagram bevor. So war die Arbeit für die Germanen-Ausstellung hier dann doch nicht ganz umsonst
Matthias Wemhoff, Direktor Museum Vor- und Frühgeschichte
"Ich weiß, wie wichtig die Aura des Originals und wirklich das Zeigen der Objekte ist, aber ich glaube, wir können trotzdem auf diese Wege auch Menschen erreichen und das zeigen auch die Erfolge dieser Führungen, das sind wirklich Tausende, die sich das anschauen."
Und dann geht’s los – 45 Minuten Germanenausstellung weltweit.
"Ich freue mich, dass Sie wieder da sind. Wir machen es wie beim letzten Mal, sie können also einfach Fragen in den Chat schreiben, damit wir wirklich eine Diskussion auch hineinkommen und ich auch auf ihre Punkte antworten kann."
Für die Wiederöffnung der Museen gäbe es allerdings auch gute Gründe. Die Ansteckungsgefahr mit Corona war in der Vergangenheit nur sehr gering:
Michael Eissenhauer, Generaldirektor Staatliche Museen zu Berlin
"Wir haben in den Museen auch sehr viel Platz, denn wir sind in den Museen auf sehr viel mehr Besucher ursprünglich ausgelegt und wenn wir über Einzelbesucher und Zeitfenstertickets die Einzelbesucher regulieren können, dann können wir diesen Platz auch wirklich gut nutzen."
Im Neuen Museum läuft’s derweil wie am Schnürchen.
… der Göttervater da oben…
Die digitalen Herzen fliegen.
Anna Mosig, Social Media Redakteurin
"Wir hatten jetzt am Ende "Hallo aus Chile", "Hallo" aus ganz Deutschland, Danke, dass ihr wenigstens in Lockdown-Zeiten uns wenigstens das mitgebt, das ist einfach immer total schön zu sehen."
Ein Hoffnungsschimmer, also – der hängt auch in der Gemäldegalerie. Man muss ihn nur lesen können. Michael Eissenhauer zeigt uns eine „Leicht bewegte See mit Schiffen“ von 1664.
Michael Eissenhauer, Generaldirektor Staatliche Museen zu Berlin
"Da drin sitzen drei Leute und die sind ganz ruhig in dieser unruhigen See und die haben auch noch das Glück, das ein Sonnenstrahl in diesem bedeckten Himmel gerade ihr Boot erwischt und sie in ein helles Licht getaucht sind. Und ich glaube, daraus spricht auch sehr viel Zuversicht, dass, auch wenn die Zeiten mal stürmisch sind, der Lebensweg trotzdem positiv verlaufen kann."
Wann wir uns alle im echten Leben wiedersehen? Keiner weiß es. Im Gegensatz zu uns – hat Nofrete Zeit. Viel Zeit.
Autor: Steffen Prell