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Das Deutsche Symphonie-Orchester probiert gerade viel aus, um seine Kunst auch ohne Konzertauftritte ans Publikum zu bringen. Eine Oper des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu steht auf dem Programm – ein Filmteam nimmt die Proben mit.
Was machen diese Menschen? Wir sind mitten in einem Musikfilm des Deutschen Symphonieorchesters. Und hier ist schon der nächste in Vorbereitung, für die eigene Mediathek. Proben im Haus des Rundfunks. Gemeinsam musizieren – ein Geschenk in diesen Tagen.
Robin Ticciati, Chefdirigent DSO
"Man darf nichts im Leben als sicher ansehen. Wir waren es gewohnt, jede Woche ein Konzert zu geben, jeden Monat per Flugzeug zu reisen und jetzt…"
"Der Moment, gemeinsam Musik zu machen ist, wie frisches Quellwasser zu trinken."
Eine Oper des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu steht auf dem Programm – Die Tränen des Messers. Ein Filmteam ist dabei, denn das Deutsche Symphonie-Orchester probiert gerade viel aus, um seine Kunst auch ohne Konzertauftritte ans Publikum zu bringen.
Frederic Wake-Walker, Regisseur
"In diesen Zeiten mit Corona und dieser großen Krise merken wir, glaube ich, wie wichtig es ist, experimentell zu sein. Es ist wichtig, flexibel zu sein, responsive – man muss reagieren."
Die Konzertsäle sind geschlossen – so geht in den Filmen hinaus an neue Orte. Ein „Solo“ erzählt in diesen Zeiten auch vom Alleinsein. Blechbläser liegen auf dem Waldboden und Mozarts Jupitersinfonie erfüllt die Friedrichswerdersche Kirche, bis der Chef freudvoll laufen lässt.
Robin Ticciati, Chefdirigent DSO
"Es ist nicht genug, einfach eine Symphonie zu spielen – so wie immer und über den Bildschirm zu senden. Das kann man machen und es ist auch schön. Aber wir müssen auch darüber nachdenken, wie wir das Publikum anziehen und neugierig machen können."
Höhepunkt der Experimentierfreude: In Abendkleidung im Berliner Club Sisyphos – auch der ist derzeit natürlich geschlossen. Maschinenmusik, wo neulich noch der Techno regierte.
Frederic Wake-Walker, Regisseur
"Dieser Raum ist so stark. Dieses industrielle Gefühl – und auch als Club in Berlin – es hat eine richtig starke Energie. Und ich glaube, der Raum hat die Musiker auch inspiriert und es war wirklich ein Dialog."
Und nun also eine Oper aus den 1920ern – Großstadtmusik. Eine Geschichte um Liebe, Tod und Teufel – wie daraus ein Film wird? Der Videokünstler Ergo Phizmiz lebt auf der Isle Of Wight im Ärmelkanal und steuert die visuelle Kunst bei. Expressionistisch surreales aus dem Home Office.
Ergo Phizmiz, Videokünstler
"Es ist eigenartig, in dieser Art von Isolation an so einem Projekt zu arbeiten. Aber es ist interessant, gezwungen zu sein, neue Wege zu beschreiten und Oper neu zu denken und zu betrachten."
Nichts würden sie sich mehr wünschen, als ihr Publikum leibhaftig einmal wiederzusehen. Doch bis dahin wird - trotz allem – gespielt.
Robin Ticciati, Chefdirigent DSO
"Manchmal kann man bequem werden. Die Pandemie hat uns gezwungen, die Frage zu stellen, welche Rolle wir haben."
"Unserer Phantasie können neue Ideen entspringen."
Autor: Steffen Prell