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Modedesignerin Claudia Skoda ist Kult. Seit fast 5 Jahrzehnten revolutioniert sie das Strickdesign. Sie hat mit Rockstars und Künstler*innen gearbeitet. Immer im Kampf gegen altbackene Maschenmode.
"La Skoda": Die Avantgardistin der Strickmode. An der Museumsinsel kann man sie oft antreffen, gern frühmorgens. Hier atmet die 77-jährige Mode-Ikone auf, sammelt Inspirationen, die in der Luft liegen.
Claudia Skoda ist Kult: Seit fast 5 Jahrzehnten revolutioniert sie das Strickdesign. Sie hat mit Rockstars und Künstler*innen gearbeitet. Immer im Kampf gegen altbackene Maschenmode.
Claudia Skoda, Modedesignerin
"Ich habe immer experimentell gearbeitet. Ich hab‘ nicht geschielt, was andere machen. Wenn, dann nur, um zu sehen, was ich nicht machen soll oder will. Ich wollte schon, dass die Frauen irgendwie bezaubern, toll aussehen und verführerisch, frei und aber auch bequem und dass sie auffallen. Das war mir auch wichtig."
Um Trends kümmert sich Claudia Skoda nie, denn: "modern wird´s von allein!" Nur eines zieht sich durch: es sind Kleider für selbstbewusste Frauen!
Geboren wird Claudia Skoda 1943 in Berlin-Schmargendorf, in bescheidenen Verhältnissen.
Claudia Skoda, Modedesignerin
"Das war der Nachkriegszeit, das war schon alles, Berlin war total verhärmt. Tatsächlich bin ich meiner Mutter dankbar, dass sie mal so ein Foto hat machen lassen. Weil trotz der Armut ist man zum Fotografen gegangen. Dann denke ich, ja, das ist schon lieb von meiner Mutter gewesen."
Als Kind hatte sie es nicht leicht. Nach der Trennung ihrer Eltern kommt Claudia als Zehnjährige in ein katholisches Heim; bis sie mit 18 heiratet. Mit ihrem Mann zieht sie in eine Fabriketage in Kreuzberg und gründet eine Künstler-WG. Hier beginnt sie zu stricken.
Claudia Skoda, Modedesignerin
"Man sucht sich ja immer seine Traumwelt, ne? Uns war ja auch gar nicht so klar, dass wir im grauen Berlin leben. Es war so, dass man nachts aufblühte. Es waren diese Clubs, die wichtig waren für uns und da wollte man natürlich nicht wie eine graue Maus erscheinen. Auch am Tag sind wir so rumgelaufen. Das war schon unser Statement, die Weiblichkeit, Sexyness, High Heels!"
Disco! Glitzerlook: Ein Statement gegen den Mauer-Tourismus aus aller Welt.
Kurze danach schlägt Claudia Skoda eine härtere Gangart ein:
Claudia Skoda, Modedesignerin
"Wir lebten ja alle in so einer Frontstadt. Und dann fing man halt an, sich so kleine Uniformen zu basteln. Also, es waren im Grunde politische Statements. Und das hat also so ein bisschen den Berliner Look geprägt, so: das "Ist-egal-ich-bin-rotzfrech", ich mach das einfach so und dann zeige ich meinetwegen auch die die rote Fahne dabei oder Hammer und Sichel. Das war alles immer im Kontext. Also da wollte man schon provozieren."
Es ist ein wilder Mix: Sowjetpropaganda, russische Kunst, Fetischmode: all das prägt die Wave- und Punk-Zeit. Damals lebt auch David Bowie in Berlin und geht in Skodas WG ein und aus:
Claudia Skoda, Modedesignerin
"Er trägt einen Trommelfeuer-Pullover. David Bowie, der hat sich ja in Berlin ganz anders gekleidet, nicht wie ein Popstar. Er hat sich Arbeitskleidung, Zimmermannanzüge usw. geholt, die wir dann ändern mussten, weil er gar nicht so groß war und die Hosen mussten wir kürzen und so weiter. Er hat tatsächlich meine Sachen dann erst später getragen, als er gar nicht mehr in Berlin war."
1983 gibt Bowie ihr den Rat, nach New York zu gehen. Tatsächlich erlebt Claudia Skoda dort ihre beste Zeit, sagt sie. Und kehrt doch zurück nach Berlin, als die Mauer fällt. Seitdem bereichert sie mit ihrem Stil die Stadt – immer frei, unabhängig, eine der wenigen großen Modetalente. Jetzt endlich wird sie mit einer Ausstellung geehrt.
Claudia Skoda, Modedesignerin
"Durch diese Ausstellung ist das alles ein bisschen bewusster, was man gemacht hat, das war mir gar nicht so klar. Und dafür bin nicht auf jeden Fall dankbar, dass ich das bis jetzt immer noch machen kann."
Autorin: Petra Dorrmann