
-
Star-Fotograf Jim Rakete führt durch sein Studio in Kreuzberg. Hier, auf engstem Raum, hat er einen Film gedreht - basierend auf dem Theaterstück "Schwester. Von" am Deutschen Theater.
Jim Rakete zeigt uns sein Studio in Kreuzberg. Hier, auf engem Raum, hat der Star-Fotograf einen Film gedreht. Vorbild war das Theaterstück "Ismene, Schwester von" am Deutschen Theater.
Weil die Pandemie große Produktionen fast unmöglich macht, sucht er kreative Lösungen.
Jim Rakete, Fotograf und Filmemacher
"Und dann haben wir das einfach hier im Studio gedreht. Das hatte zunächst mal seine Wirren, weil nicht alle waren einverstanden. Aber irgendwann haben wir es uns dann bequem gemacht und haben es einfach hier gedreht, genau in der Ecke."
"Da, wo sie stehen, war die Kamera und hier saß Susanne Wolff am Tisch."
Im Film spricht nur Ismene, eine kaum beachtete Figur der griechischen Mythologie. Sie ist gefangen in ihrer tragischen Familiengeschichte.
Schauspielerin Susanne Wolff im Film-Ausschnitt, "Schwester. Von"
"Alles begann mit meinem Vater Ödipus oder mit meiner Mutter Iokaste, je nachdem wie man es betrachtet aber die Geschichte will ich auch nicht nochmal erzählen, die von meinem Vater Ödipus, der mit meiner Mutter schlief, die eigentlich auch seine Mutter war. Mein Vater, der also eigentlich mein Halbbruder war. Ja, natürlich war das nicht normal, aber wir wussten das ja nicht."
Jim Rakete, Fotograf und Filmemacher
"Das ist diese fantastische Perfomance von Susanne und die ist einfach volle Pulle in dieser Kamera gelandet. Ich hatte das Gefühl, ich hab die Essenz von Etwas in eine Konserve gekriegt und das ist ein so starker Extrakt, dass man ihn so wie er ist im Grunde gar nicht mehr erträgt."
Eigentlich macht Jim Rakete hier Foto-Shootings. Seit mehr als 50 Jahren fotografiert er Rockstars, Schauspieler und Politiker.
Er ist bekannt für seine prägnanten Porträts. Eigentlich ist er immer weltweit unterwegs.
Jim Rakete, Fotograf und Filmemacher
"In meinem Beruf kann ich im Moment überhaupt nicht arbeiten, ich kann im Grunde genommen nur eine Art Vorratsdenken veranstalten, indem ich mich hinsetze und mir Sachen überlege, die ich nach der Pandemie mache. Und ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich viele Monate erstmal total verzweifelt war, wie schlecht meine Ideen waren unter diesen Umständen."
Seine Filmidee aber verfolgt er beharrlich, seitdem er die Inszenierung des Stoffs am Deutschen Theater gesehen hat. Aber er will mehr, als einen Bühnen-Livestream.
Jim Rakete, Fotograf und Filmemacher
"Die meisten Sachen, die ich sehe, wenn dann schon wieder jemand eine Theaterinszenierung als Zoom-Konferenz macht, also das find ich ganz gruselig. Es mag Leute geben, die das interessant finden, aber das war für mich schon auserzählt bevor es gemacht war. Das interessiert mich alles nicht. Mich haben in dem Kontext, wo wir alle irgendwie eingesperrt sind, haben mich die ganzen Eingesperrtsein-Erzählungen total fasziniert."
Susanne Wolff spielt die Ismene intensiv und mit vollem Einsatz. Ein packender Lockdown-Film, der die antike Tragödie ins Heute holt.
Jim Rakete, Fotograf und Filmemacher
"Das ist jetzt auch nicht unbedingt billig so einen Film zu drehen, aber wenn man den unbedingt machen will, dann macht man den halt. Es liegt auf dem Tisch, es klebt einem quer im Kopf und man möchte das irgendwie gut machen. Alle paar Jahre hab ich solche Impulse und dann mache ich das."
Schauspielerin Susanne Wolff im Film-Ausschnitt, "Schwester. Von"
"Ich wäre gern ein Held gewesen, jemand auf den man stolz ist, der weiß, was er zu tun hat und das auch macht. Furchtlos Ich war immer eifersüchtig auf Menschen gewesen, die sich ihrer Sache sicher sind, was richtig und wer richtig, ich finde das schwierig."
Autor: Benjamin Unger