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In den 90er Jahren erobert ein neuer Beat die Stadt. Der Soundtrack zur Wiedervereinigung heißt Techno. Eine der DJ-Ikonen ist Ellen Allien, Techo-DJane der ersten Stunde.
In den 90er Jahren erobert ein neuer Beat die Stadt: Der Soundtrack zur Wiedervereinigung heißt Techno. Eine der DJ-Ikonen ist Ellen Allien – gerade in Spanien. Um der Stille in den heutigen Clubs zu entfliehen. Damals war sie eine Außerirdische:
Ellen Allien, DJane
"Von einem Freund der das immer so definiert hat, es hört sich immer so an, wie in einem Alienfilm, irgendwelche komischen Sounds und der hat mich das einfach Ellen Allien genannt."
Zusammen feiern - die ganze Woche durchtanzen - damals ganz neu. Techno wird zum Lebensgefühl. Auch für Ellen Alien:
Ellen Allien, DJane
"Ich habe mich einfach treiben lassen von der Musik, die mich dann auf eine Art und Weise in so eine Trance gebracht hat, wo mein Geist sich entspannt hat. Da sind einfach die coolsten Leute hingegangen die ein bisschen moderner denken, die einfach ein neues Berlin gesucht haben."
Kurz nach dem Mauerfall scheint alles möglich – in Ostberlin entstehen in den leerstehenden Häusern illegale Clubs so auch der "Tresor"- die Keimzelle des Techno. Er wird zur wichtigsten Institution – die heute noch existiert. Gründer Dimitri Hegemann und Technofan Alexis Waltz erinnern sich:
Dimitri Hegemann, Gründer Tresor
"Musst du dir mal vorstellen, wir haben damals den Club gemietet für 3 Monate wir dachten wir machen n Party und das wars. Also für 3 Monate, das haben alle gemacht. Ich mochte immer die Party. Die Musik konnte ich mir nicht mal im Auto richtig anhören, aber die Party, die Intensität der Party, das war das, was die Musik so populär gemacht hat, eine neue Form zu feiern. Du konntest dich an keine Melodie erinnern aber es war großartig - es war eine Intensität."
Damals ging es nur um das Hier und Jetzt – keiner plante für die Zukunft. Eigentlich kommt Techno aus Detroit. Berlin aber wird zum Synonym für den Musikstil:
Alexis Waltz, Groove-Magazin
"Berlin hat da ne besondere Rolle, weil Berlin Anfang der 90er Jahre, weil 1989 die Mauer gefallen ist und es in den 90er Jahren es besonders möglich war hier Parties zu veranstalten und sich hier auszuleben und hier Freiräume mit den ganzen Klängen zu füllen."
Vom Underground wird Techno bald Mainstream durch die Loveparade. Anfangs tanzten nur 75 Raver auf dem Kudamm unter dem Motto: „Friede, Freude, Eierkuchen". Später kommen über 1 Million in den Tiergarten – eine neue Jugendkultur:
Westbam, DJ
"Es wird ja immer erlebt als: jetzt kommt der Untergang des Abendlandes. Die Jugend jetzt, jetzt ist alles zu spät und das war mit Techno auch so. Mit Drogen und Exstasy alle sind nur noch druff und drüber und es ist Sodom und Gomorrha und es ist das Ende eigentlich der Zivilisation."
Für Westbam ist es der Anfang seiner Karriere als DJ - wie alle anderen ist er getrieben von der Energie und der Euphorie des Techno. Aber irgendwann ist auch diese Party vorbei, dennoch, so Westbam, hat die Musik damals viel verändert.
Westbam, DJ
"Früher da war das, sorry, wenn du Deutscher warst, war die allererste Assoziation ist zweiter Weltkrieg, damals war die erste Assoziation Loveparade. Sorry, wer mir da erzählt, die Loveparade, das war doch nichts Politisches. Also wenn es nicht darum geht das Bewußtsein zu verändern für ein Land, was ist dann politisch?!"
Und DJ wurde plötzlich ein gutbezahlter Jet-Set Beruf. Ellen Alien legte in der ganzen Welt auf:
Ellen Allien, DJane
"Damals waren DJ‘s eher Freaks, so n bisschen Außenseiter und so..."
Ellen Allien hat heute einen festen Platz in der Geschichte der elektronischen Musik, wie die Partystadt Berlin.
Autorin: Theresa Majerowitsch