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Der Ehrenhof im Bendlerblock. Eine Statue erinnert an den Widerstand vom 20. Juli 1944 – an den Versuch, Hitler zu töten. Stauffenberg und drei seiner Mitstreiter wurden noch in der Nacht in diesem Hof hingerichtet. Die Statue von Richard Scheibe wurde 1953 aufgestellt. Was damals offenbar keine Rolle gespielt hat, Richard Scheibe war ein Bildhauer von Hitlers Gnaden. Wolfgang Brauneis hat erforscht, wie viele Künstler nach dem Krieg nahtlos weitergearbeitet haben.
Der Ehrenhof im Bendlerblock. Eine Statue erinnert an den Widerstand vom 20. Juli 1944 – an den Versuch, Hitler zu töten. Stauffenberg und drei seiner Mitstreiter wurden noch in der Nacht in diesem Hof hingerichtet.
Die Statue von Richard Scheibe wurde 1953 aufgestellt. Was damals offenbar keine Rolle gespielt hat, Richard Scheibe war ein Bildhauer von Hitlers Gnaden. Wolfgang Brauneis hat erforscht, wie viele Künstler nach dem Krieg nahtlos weitergearbeitet haben, Richard Scheibe ist nur ein Beispiel.
Wolfgang Brauneis, Kurator "Die Liste der Gottbegnadeten", DHM
"Man hätte wissen können und müssen, was er im Nationalsozialismus produziert hat, dass er eine Professur hat, dass er von Parteigrößen gesammelt wurde, in München in der großen Kunstausstellung gezeigt wurde und eben sogar Skulpturen für die Wehrmacht produziert hat."
Im Deutschen Historischen Museum zeigt eine Ausstellung, dass Richard Scheibe keine Ausnahme ist, es gab viele Künstler, die sich erst gewinnbringend in den Dienst der Nazis stellen und nach 1945 weiter wichtige Aufträge bekommen. "Die Liste der Gottbegnadeten" heißt die Schau und erinnert damit an jene Liste von Künstler, die Göbbels und Hitler 1944 erstellt haben. Gottbegnadet nannten sie die Künstler – ausschließlich Männer – die als so wichtig angesehen wurden, dass sie nicht wie alle anderen an die Front mussten. Kunst im Dienst der Nazis.
Wolfgang Brauneis, Kurator "Die Liste der Gottbegnadeten", DHM
"Es gab jeweils zum Eröffnungswochenende einen Umzug mit mehreren tausend Teilnehmern mit Millionen von Zuschauern und Zuschauerinnen, die an diesem Wochenende aus ganz Deutschland nach München fuhren, mit Freiluftkonzerten etc. pepe. Also der Kunstbetrieb war eigentliche in relativ großes Spektakel und man kannte diese Künstler auch und ich denke, man kannte diese Künstler auch nach 1945."
Eine anderes Beispiel: das Olympiagelände in Berlin, 1936 von den Nazis erbaut, Ausdruck ihres Machtanspruchs. Die deutsche Nike, der Bildhauer Willy Meller hat sie geschaffen. 1962 bekommt er den Auftrag für die "Die Trauernde", eine Skulptur vor dem ersten NS-Dokumentationszentrum, das an die Opfer erinnern will.
Wolfgang Brauneis, Kurator "Die Liste der Gottbegnadeten", DHM
"Wir konnten während unserer Recherchen keine Belege dafür finden, dass sich irgendjemand entschuldigt oder distanziert hätte, man stößt immer wieder auf ähnliche Erklärungsmuster, wie die nichtvorhandene Parteimitgliedschaft oder auch die Erklärung das man das gemacht hätte, was man immer gemacht hatte und das Pech hatte, dass die Nationalsozialisten das gut fanden, was tatsächlich in der Form auch nicht stimmt, weil sich die meisten Künstler auch in ihrer Arbeit angepasst haben, sowohl in den Nationalsozialismus hinein als auch in die Bundesrepublik hinein."
Ausschnitt: SFB 1969
"Frage: Herr Professor Breker, wie beurteilen Sie, 25 Jahre danach, ihre exponierte Stellung in der Kulturelite des 3. Reiches?"
Herr Prof. Arno Breker
"Mit dem umfassenden Aufbruchprogramm der NS-Zeit standen über Nacht Architekten, Maler und Bildhauer vor großen Aufgaben. Man möge Verständnis dafür aufbringen, dass diese Aktion eine große Wende in viele Künstlerschicksale brachte. Für meine Existenz zeichnet sich eine fast 6 Jahre dauerndes sorgenfreies Schaffen ab."
Nach dem Krieg geht die Karriere von Arno Breker nahtlos weiter, 1957 die Pallas Athene, sie steht bis heute in Wuppertal vor einer Schule.
In den 70er Jahren gibt es Proteste gegen ihn aber auch andere der Künstler. Und dennoch - warum wissen wir nicht, von wem die Kunst stammt, die bei uns in den Straßen steht?
Raphael Gross, Präsident des Deutschen Historischen Museums
"Was mit der Kunstgeschichte wiederum zu tun hat, denn die hat ja in den Museen nach 45 mehrheitlich diese Künstler nicht gesammelt. Und trotzdem prägten und prägen sie Plätze, Gedenkstätten, öffentlich zugängliche Orte bis in die Gegenwart hinein und insofern glaube ich, dass es hochspannend ist, darüber nachzudenken und darauf zu reagieren."
Diese Ausstellung will uns sensibilisieren, genauer hinzuschauen und mehr noch, wir denken, wir wissen schon alles, aber die Ausstellung zeigt, das stimmt so nicht.
Autorin: Nathalie Daiber