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Erster Halt: das Humboldtforum. Mischa Kuball will mit seinem DYS(U)TOPIA-Truck die Menschen irritieren und zum Nachdenken bringen. Darüber, wie sich ihre Stadt weiterentwickelt, wie sie versucht Geschichte und Gegenwart zu vereinen.
Rangieren für die Kunst. Vor dem Kulturforum geht es heute zu wie auf einem LKW Rastplatz. Auf einem riesigen Truck ist eine Lichtinstallation des Düsseldorfer Künstlers Mischa Kuball aufgebaut. Aber: In der Nacht hat es geregnet.
Mischa Kuball, Künstler
"Heute haben wir eben das Problem, dass die Kontakte von dem Dieselmotor eben Wasser gezogen haben und das reicht eben eine Nacht und dann haben die eben entsprechende Korrosion drauf und das müssen wir irgendwie wegkriegen und wir sind dabei eine Alternative zu finden."
Der Generator ist kaputt. Und Strom gibt es erst mal nur im Stand. Dabei sollen die Buchstaben jetzt leuchtend durch Berlin fahren. Immerhin: zum Vorführen reicht es. Abwechselnd leuchten die Wörter "Dystopia" und "Utopia" auf – Mischa Kuballs Beitrag zur "Utopie Kulturforum".
Mischa Kuball, Künstler
"Ich glaube, dass es keine Planung gab oder gibt, die sich mit dem Kulturforum beschäftigt, ohne dass das irgendwo an einer anderen Stelle, in einer bestimmten Gruppe der Gesellschaft Protest oder Gegenrede auslöst. Wir würden gerne das Kontinuum der Befragung und die Idee des Zweifels, die würden wir gerne weitertragen. Und deswegen ist dieser Truck gleichzeitig ein Instrument, das fragt, was ist eigentlich von den Ideen, die wir in den letzten 100 Jahren hatten an diesem Ort eigentlich wirklich umgesetzt worden."
Mischa Kuball will nicht nur das Kulturforum hinterfragen. Deshalb schickt er den Truck quer durch die Stadt. Das erste Stück fährt er selbst mit. Den riesigen Anhänger durch die Innenstadt zu lenken, ist gar nicht so einfach.
Mischa Kuball, Künstler
"Viel Rangieren kannst du nicht. Ich fahr einen Fiat 500. Weißt du. Da kannst du mit drei Zügen wenden. Da vorne an der Ampel gehen wir links rüber dann."
Erster Halt: das Humboldtforum. Mischa Kuball will mit seinem DYS(U)TOPIA-Truck die Menschen irritieren - und zum Nachdenken bringen. Darüber, wie sich ihre Stadt weiterentwickelt – wie sie versucht Geschichte und Gegenwart zu vereinen.
Mischa Kuball, Künstler im Gespräch
"Warum haben Sie das denn gerade fotografiert?"
- "Wegen dem Schriftzug hier."
"Jaja, das finde ich gut. Haben Sie da eine Idee, wohin da die Reise gehen könnte vom Text her?"
- "Nee. Keine Ahnung."
"Aber den Begriff Utopia haben Sie doch vielleicht schon mal gehört."
- "Utopia, ja. Deswegen ist das U da eingeklammert."
"Das U ist eingeklammert und das Dys- davor heißt sozusagen, wenn diese Vorstellung, diese Vision enttäuscht wird, dann ist man beim dystopischen Moment."
- "Enttäuschte Erwartungen also."
"Genau. Was könnte das an so einem Ort hier für eine Bedeutung haben? Was glauben Sie?"
- "Keine Ahnung. Weiß ich nicht. Ist man vom Schloss enttäuscht? Ich kenne ja auch viele Meinungen, die sagen, dass - zum Beispiel - man hätte den Palast der Republik stehen lassen können und die unmöglichen Teile sozusagen da rausnehmen müssen, die gesundheitsgefährdend sind."
"Ja vielen Dank."
- "Bitteschön."
Mischa Kuball, Künstler
"Ich glaub gesamtgesellschaftlich gibt es ein Problem. Es gibt eine sehr starke materielle und produktbehaftete Idee von Entwicklung. Da wo das Schloss steht, kann erst mal im Moment nichts anderes stehen. Die Ausformulierung dessen, was wir mit Humboldtforum beschreiben, ist ein Prozess, der die nächsten 20, 30 Jahre erst mal dieses Gebäude sozusagen bespielen wird."
Berlin, sagt Mischa Kuball, ist voll von solchen unfertigen Orten wie dem Humboldt- oder dem Kulturforum. Der Truck hat noch einiges auf dem Plan. Bevor die Installation aber die Dämmerung beleuchten kann, muss der Fahrer erst mal zur Autobahnraststätte. Einen neuen Generator besorgen.
Autorin: Lilli Klinger