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Berlins renommierte Schauspielschule trägt seinen Namen: Ernst Busch. Im Foyer hängt ein Busch Portrait des Malers Ronald Paris. Die Geschichte dahinter, hat den Comic-Autor Jochen Voit und Comic-Zeichnerin Sophia Hirsch zu ihrem Ernst Busch Comic inspiriert.
Ernst Busch, Schauspieler
"Reih Dich ein in die Arbeitereinheitsfront,…(bricht ab)
- ..noch mal!"
Einfach war er nicht: Ernst Busch. 1900 geboren in Kiel als Arbeitersohn, 1980 in Ost-Berlin gestorben als Legende. Die Zeichnerin Sophia Hirsch und der Historiker Jochen Voit erzählen seine Geschichte als Comic.
Jochen Voit, Comic-Autor
"Ich bin mit diesem Busch Gebrüll aufgewachsen, als Kind hab ich diese Platten gehört, denn mein Vater hat die ziemlich laut, ohrenbetäubend geradezu, im Wohnzimmer abgespielt…"
Ernst Busch, Schauspieler
"Wo dein Platz, Genosse ist..."
Jochen Voit, Comic-Autor
"…und das hat mich interessiert, weil der Typ, der das gesungen hat, so klang, als wär der dabei gewesen, als hätte der selbst die Knarre in die Hand genommem."
Heute trägt Berlins renommierte Schauspielschule seinen Namen. Im Foyer - ein Busch Portrait des Malers Ronald Paris. Die Geschichte dahinter, hat die Comicmacher inspiriert.
Jochen Voit, Comic-Autor
"Der Aufhänger für unsere Graphic Novel ist der Versuch von Ronald Paris, diesen Busch in einem Ölbild festzuhalten Anfang der 70er Jahre und dann dieses Bild auch auszustellen, aber Ernst Busch ist ganz und gar nicht zufrieden mit dem Ergebnis."
Ein Bild, das nicht den Helden, sondern den Menschen zeigt.
Sophia Hirsch, Zeichnerin
"Also ich wollte Ernst Busch natürlich als Künstler zeichnen, aber ich hatte auch schon den Anspruch, ihn auch als Privatmenschen zu zeichnen, als jemanden, der durchaus auch verliebt ist, verzweifelt ist, streitet, der auch cholerisch sein kann und der einfach als Mensch ganz viele Facetten hat."
Der Comic erzählt Buschs Geschichte aus der Sicht seiner Wegbegleiter: Bertold Brecht und Hanns Eissler entdecken ihn als Stimme der selbstbewussten und politischen Arbeiterklasse.
Ernst Busch, Schauspieler
"Vorwärts und nicht vergessen, worin unsere Stärke besteht."
Jochen Voit, Comic-Autor
"Und Busch ist nicht derjenige, der diesen Sound erfindet, aber er ist der Lautsprecher, aus dem dieser Sound erstmals publikumswirksam ertönt."
Die Dreigroschenoper 1928 im Berliner Ensemble uraufgeführt und noch heute ein Publikumshit. Georg Wilhelm Pabst bringt das Stück von Brecht und Weill auf die Leinwand mit Busch als Moritatensänger.
Jochen Voit, Comic-Autor
"Diese Moritat ist eigentlich der Beginn eines eigenen Genres, das ist irgendwo zwischen Kabarett und Tonfilmschlager, zwischen Bänkelsang und kommunistischer Massenkultur entsteht hier der deutsche Politsong."
"Denn es ist ja unzweifelhaft, dass Busch, der Moritatensänger in der gefilmten Version der Dreigroschenoper diese Haifischnummer in die Umlaufbahn der Popgeschichte schickt."
Als Stimme der radikalen Linken steht Busch im Nationalsozialismus ganz oben auf den Fahndungslisten der SA. Er geht ins Exil: Niederlande, Belgien, Schweiz, Frankreich, Russland… auch zu den internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg. 1940 kriegen ihn die Nazis dann doch, verhaften ihn wegen Hochverrats, längst aber ist er eine Symbolfigur des Widerstands:
Jochen Voit, Ernst Busch Biograf
"Busch hat aus dem Exil aus der Emigration nach Deutschland hineingesungen und die Menschen haben seine Stimme über Radio Moskau hören können. Er hat den Leuten Mut gemacht gegen den Nationalsozialismus."
Die Rolle, die Busch nach dem 2. Weltkrieg als vorzeige Künstler der DDR spielt ist streitbar und widersprüchlich. Er ist gleichzeitig Querulant und regimetreu – eine Propagandafigur. Seine Stimme, die er einst gegen die Mächtigen erhob, singt nun Loblieder auf den Machtapparat.
Hier in Pankow hat er bis zu seinem Tod 1980 gelebt.
Jochen Voit, Ernst Busch Biograf
"Wenn man bei ihm zu Besuch war, konnte er natürlich auch Zucker sein, solange er seine eigenen Schallplatten aufgelegt hat oder seine Tonbänder. Er war besessen davon und das hat er allen zugemutet. Ich glaube, wenn du beim Busch zu Besuch warst, wurdest du vor allem beschallt."
Sophia Hirsch und Jochen Voit ist es gelungen, Ernst Busch nahbar zu machen, statt den Mythos, zeichnen sie den Menschen mit all seinen Eitelkeiten und Widersprüchen. Als Comicfigur nimmt Busch es am Ende selbst in die Hand, das ungeliebte Bild von sich aus der Welt zu schaffen.
Autorin: Charlotte Pollex