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Arbeiten an der "Götterdämmerung" in der Deutschen Oper. Ein besonderes Vergnügen, wenn ein Schotte und ein US-Amerikaner sich mit Wagnerscher Wortgewalt befassen. Auch ein Heldentenor hat da seine Stolperfallen.
"Wonniges Weib, herrlicher Kuss, Walter der Welt."
Arbeiten an der "Götterdämmerung". Ein besonderes Vergnügen, wenn ein Schotte und ein US-Amerikaner sich mit Wagnerscher Wortgewalt befassen. Auch ein Heldentenor hat da seine Stolperfallen.
Clay Hilley, Tenor
"Rasch ohne Zögern zog ich nun aus.”
"Okay, ich hab’s richtig gesagt, aber bei der Stelle habe ich immer so meine Zweifel."
Richard Wagner ist nicht jedermanns Sache – aber Dirigent Donald Runnicles wurde schon als Schüler in Schottland vom Virus infiziert – beim Klassenausflug ans Opernhaus in Glasgow.
Donald Runnicles, Dirigent
"Das war wie eine Hand, die aus dem Orchestergraben kam, hat mich einfach gefesselt und ich bin seitdem gefangen."
Ein Schatz aus Donald Runnicles Besitz: sein Klavierauszug aus dem Jahr 1900, im Jugendstil.
Donald Runnicles, Dirigent
"Ich fühle mich wie ein Kind, so ach… Bilderbuch. Und dann so was – wer macht sich die Mühe heute? Es gibt tatsächlich Noten hier drin… Götterdämmerung – The Twilight Of The Gods."
Die "Götterdämmerung" hält die Deutsche Oper zurzeit in Atem. Mitte Oktober ist Premiere und "Der Ring des Nibelungen" dann am Haus wieder komplett. Bei den Proben lässt sich Regisseur Stefan Herheim nur selten zuschauen. Konzentriert bis in die Haarspitzen ist er.
"Und da muss die Seide… Und deine Braut, und deine Braut. Da sollten wir alle die Seide haben."
Donald Runnicles dirigiert derweil innerlich. Seide spielt in dieser Inszenierung des Rings eine bedeutende Nebenrolle, als vielerlei Projektionsfläche.
Stefan Herheim, Regisseur
"Hier pervertiert eigentlich dieses Material dann zum ultimativen Brautschleier, aber auch zum Leichentuch. Liebe und Tod geht hier Hand in Hand."
"Der Ring ist einfach in jeder Hinsicht monströs. Das ist eine Aufgabe, die stellt man sich in der Tat nicht so häufig im Leben. Richard Wagner hat selbst 25 Jahre gebraucht, um dieses Werk zu stemmen."
Die ausgehungerten Fans warten auf jeden Fall sehnsüchtig auf die Neuinszenierung in Berlin.
Vergangene Woche, zehn Minuten nach Beginn des Vorverkaufs. Wer nicht pünktlich ist muss sich ganz hinten anstellen.
Kein Wunder, denn die Deutsche Oper und er, Richard Wagner – das gehört zusammen. Ein Haus für die Schwergewichte im Repertoire. Über 30 Jahre lief "Der Ring des Nibelungen" in der Inszenierung von Götz Friedrich. Der sogenannte "Zeittunnel" sorgte für Furore. Doch die Tradition reicht viel weiter zurück.
Donald Runnicles, Dirigent
"Schon seit 1912 ist dieses Haus als Winter-Bayreuth ernannt worden. Es gibt etliche aus unserem Chor, es gibt etliche aus unserem Orchester, die regelmäßig in Bayreuth spielen. Ich als junger Repetitor wusste schon von der Deutschen Oper."
Die letzten zwei Takte vom Chor - "Lustig mag sein!".
Ein Mammutprojekt, für alle Beteiligten.
Der "Ring" – das ist sozusagen der IronMan für Dirigenten – aber wenn’s läuft, läuft’s.
Donald Runnicles, Dirigent
"Die Musik, das ist wie ein Hovercraft. Das kenne ich ganz gut, von Dover nach Calais. Das ist tatsächlich mit Luft, das wird so hochgehoben. So ist das eine Art Hovercraft, diese Musik, wenn man mittendrin ist: das hebt einen, das schützt einen. Das ist einmalig."
Noch zwei Wochen bis zur Premiere. Bis dahin wird an jeder Silbe gefeilt.
Autor: Steffen Prell