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Frank Oehring, heute 81 Jahre alt, war einer der ersten Lichtkünstler Deutschlands. Mehrfach hat er Gehirne zum Kunstobjekt gemacht. Auch seine zentrale Skulptur im ICC heißt "Das Gehirn". Fast zehn Meter ist sie hoch.
Ist doch irgendwie logisch – ein Lichtkünstler kommt erstmal als Schatten auf einen zu. Schon im Eingangsbereich des ICC erleuchtet das Werk von Frank Oehring – Rot oder Blau ist hier die Frage.
Frank Oehring, Künstler
"Das ist nämlich auf den Eintrittskarten gedruckt gewesen. Entweder ne blaue Seite oder ne rote Seite und das war die erste Information, was wo stattfindet."
Als im CongressCentrum noch Kongresse stattfanden nahm Frank Oehrings Lichtspur die Besucher an die Hand. Klare Orientierung, eindeutig markierte Aufgänge – irgendwie musste man sich ja in diesem Riesenladen zurechtfinden. Nur nicht zu viele Farben einsetzen, riet ihm ein Psychiater.
Frank Oehring, Künstler
"Der wichtigste Punkt war, wenn man sich in einem so langgestreckten Gebäude mehrmals am Abend dreht, weiß man nicht mehr, ob ist man auf der rechten Seite oder auf der linken Seite steht. Aber ne blaue Seite und ne rote Seite, die kann man sich den ganzen Abend über merken."
Auch er war ein Jüngling mit lockigem Haar – Frank Oehring, heute 81 Jahre alt, war einer der ersten Lichtkünstler Deutschlands. Mehrfach hat er Gehirne zum Kunstobjekt gemacht. Auch seine zentrale Skulptur im ICC heißt "Das Gehirn". Fast zehn Meter ist sie hoch.
Frank Oehring, Künstler
"Ich war der Meinung, etwas zu schaffen, was die Aktivitäten in diesem Gebäude sympbolisiert. Nämlich das denken und fühlen und sich begegnen als zentraler Punkt unter dem Treffpunkt hier. Ich war jetzt 20 Jahre nicht hier. Was mich traurig macht ist eben diese misshandelte große Lichtplastik."
Denn "Das Gehirn" ist nur angestrahlt, die Arbeit selber ist abgeschaltet. Kaputte Trafos, heißt es. Bei der Eröffnung strahlte es noch von innen heraus. 1979 war das.
Archivausschnitt
"Das ICC Berlin setzt neue Maßstäbe."
Monumental, in jeglicher Hinsicht.
Archivausschnitt
"So ist es hier auch möglich 5.000 Tassen Kaffee in nur fünfzehn Minuten zu brühen."
In der ersten Etage wartet Thomas Oberender. Der Intendant der Berliner Festspiele hat sich für die kurze Wiederöffnung des ICC eingesetzt. Kurze Privatführung in Sachen Lichtleitsystem.
Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele
"Ich finde das erstaunlich, dass man es jetzt gar nicht als retro empfindet, sondern es hat ne unglaubliche Klarheit."
- "Das hoffe ich."
"Es kommt gut durch die Zeit – das ist nicht selbstverständlich."
Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele
"Es ist so ein gelandetes Raumschiff, für mich immer noch schön. Ich kann dieses Haus nicht anders denken als als Reaktion auf den Palast der Republik im Osten. Für mich ist das der Palast des Westens."
So groß war die Vorfreude, dass auf dieser Baustelle getanzt wurde - das kann sich heute beim besten Willen keiner mehr vorstellen. Und was wird aus dem Riesenbaby? Nur gut eine Woche lang ist die Kunst zu Gast.
Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele
"Wir haben einige große Gebäude in der Stadt, die die Stadt dringend braucht. Die Künstlerinnen und Künstler leben inzwischen weit über Weißensee hinaus, am Stadtrand, es wird immer teurer – und hier steht sowas leer. Das kann ja nicht sein."
Frank Oehring ist dankbar, dass auch seine Arbeit nun wieder zugänglich ist – nach sieben Jahren der Schließung. Er ist noch immer beeindruckt von der Leistung der Architekten und Ingenieure. Saal 2 lässt einen staunen.
Archivausschnitt
"Bei Bedarf wird diese Tribüne mit 2.000 Sitzplätzen einfach zur Decke hochgehievt. An armdicken und tonnenschweren Stahlketten."
Frank Oehring, Künstler
"Was hier an Gewicht gehoben werden muss, das ist unvorstellbar."
Dass das Gebäude schon seit 2014 ungenutzt verfällt, ärgert Frank Oehring. Aber vielleicht bringt’s ja die nächste Generation.
Frank Oehring, Künstler
"Was mich besonders freut – ich habe noch nen relativ jungen Sohn – wie junge Leute auf dieses Gebäude anspringen. Das ist also wirklich ein HotSpot für Fotosessions, für Modesessions. Die können ja nicht rein in das Gebäude, aber nehmen dieses Gebäude als Kulisse. Vielleicht war es bis vor ein paar Jahren einfach noch zu früh."
Sprach der Lichtkünstler - dann fuhr er die Rolltreppe hinab zum Licht.
Autor: Steffen Prell