
-
Ein Gedicht gibt es zu hören - Poème von Ernest Chausson. Ein Probenvormittag in der Philharmonie. Inniglich-melancholischer Orchesterklang. Und dann Bühne frei für Geigerin Lisa Batiashvili.
Ein Gedicht gibt es zu hören - Poème von Ernest Chausson. Ein Probenvormittag in der Philharmonie. Inniglich-melancholischer Orchesterklang – und dann Bühne frei für Lisa Batiashvili.
Lisa Batiashvili, Geigerin
"Das ist ein Stück, was einem großen Geiger, Ysaye, gewidmet ist von Ernest Chausson. Quasi als Violinkonzert, aber er hat gesagt: "Ich traue mich nicht, ein Violinkonzert für Dich zu schreiben. Ich schreib ein Poème, eine Liebeserklärung, ein Liebeslied. Und ein unglaublich emotionales Stück", was einen ganz besonderen Platz hat im Geigenrepertoire."
Der Komponist Ernest Chausson starb übrigens 1899 bei einem Fahrradunfall. Ein selten aufgeführtes Stück als Geburtstagsgeschenk für das Deutsche Symphonie-Orchester.
Robin Ticciati ist unser Lieblingssänger unter Berlins Dirigenten. Warum er ausgerechnet Lisa Batiashvili für das Jubiläumskonzert zum 75. Geburtstag des DSO eingeladen hat? Dumme Frage, aber dennoch.
Robin Ticciati, Chefdirigent DSO Berlin
"Wenn jemand eine Technik hat, die so stark ist, bedeutet das, dass die Musik ohne jede Anstrengung klingt. Und das ist ein Freude mitzuerleben, auch für das Orchester – eine solche Qualität zu hören."
Lisa Batiashvili, Geigerin
"Künstlersein ist tatsächlich auch sehr viel Leid zu erleben, weil man eben ständig mit etwas ganz Großem zu tun hat. Das ist für mich immer so die Herausforderung gewesen, nicht die Kritik von außen, sondern die Kritik von innen."
Solche Karrieren beginnen früh - als Lisa Batiashvili 12 Jahre alt ist geht ihre Familie unter abenteuerlichen Umständen von Georgien nach Deutschland, nach Hamburg. Mit 12 Jahren in einem fremden Land.
Lisa Batiashvili, Geigerin
"Ich sprach überhaupt kein Deutsch und habe mich so mit gebrochenem Englisch mit anderen Mitschülern unterhalten, das war die sechste Klasse. Dann habe ich aber im Orchester gespielt und wurde sofort als Konzertmeisterin gewählt und das war dann meine Kommunikation mit den anderen Kindern. So haben sie angefangen, mich zu respektieren und als Mitschülerin zu verstehen und zu mögen, durch die Musik."
In diesem Jahr hat Lisa Batiashvili einen lang gehegten Plan umgesetzt – sie hat eine eigene Stiftung gegründet. Mit der Lisa Batiashvili Foundation fördert sie musikalische Talente aus ihrem Heimatland Georgien.
Lisa Batiashvili, Geigerin
"Es ist auch ein bisschen das Zurückgehen in die Kindheit oder auch das Sich-selbst-sehen in diesen Kindern und auch zu wissen, wie wichtig es ist im richtigen Moment die Hilfe zu bekommen, besonders in den Ländern, in denen es nicht so offensichtlich ist oder so schwer ist, die Unterstützung zu bekommen. Und Georgien ist eines dieser Länder."
"Ich habe auch entschieden, ziemlich früh eine Familie zu gründen, weil es für mich keine Alternative war, nur Musik zu machen. Ich finde das toll, wie sehr die Kinder uns auch beibringen, was das reale Leben ist und dass das reale Leben nicht das ist, was man erlebt unterwegs, weil es natürlich etwas, wo man sehr viel für sich macht. Man lebt zusammen und muss auch immer wieder an die Menschen denken, die das Substanzielle brauchen."
Autor: Steffen Prell