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Es ist ungewöhnlicher Hauptdarsteller, den Filmemacher Hauke Wendler auf die Kinoleinwand bringt. Heute ist er mit ihm nach Berlin gekommen, genauer gesagt mit 27 seiner Art. Schließlich geht es um ein Massenprodukt. Großer Bahnhof für den "Monobloc". Ein Stuhl, auf dem wohl jeder schon einmal gesessen hat.
Es ist ungewöhnlicher Hauptdarsteller, den Filmemacher Hauke Wendler auf die Kinoleinwand bringt. Heute ist er mit ihm nach Berlin gekommen, genauer gesagt mit 27 seiner Art. Schließlich geht es um ein Massenprodukt. "Monobloc", ein Stuhl, auf dem wohl jeder schon einmal gesessen hat.
Der Monobloc ist das meistverkaufte Möbelstück der Welt! So allgegenwärtig, dass man ihn gar nicht mehr sieht und nie über ihn nachdenkt.
Dabei hat er eine Menge zu erzählen. Im Film wird der Plastikstuhl zu einem Fenster in die globalisierte Welt. 8 Jahre lang bereiste Hauke Wendler 5 Kontinente, um dem Geheimnis seines Erfolges auf den Grund zu gehen.
Hauke Wendler, Dokumentarfilmer
"Ich hab 2013 ein Foto in der Zeitung gesehen das war ein großartiges Bild. Da standen so 60-70 von den Stühlen in der Wüste, Sonne stand gut und ich dachte, was für tolles Foto und was für eine großartige Ansammlung an Plastikschrott."
Dabei ist der Monobloc eigentlich ein Design-Klassiker. Seine Geschichte beginnt in Frankreich in den 1970er Jahren. Hier entwirft Henri Massonet den Stuhl, der später milliardenfach kopiert wird, weil Massonet kein Patent auf den Produktionsprozess anmelden kann. 2005 stirbt er zwar wohlhabend. Allerdings nicht als großer Name in der Designwelt.
Hauke Wendler, Dokumentarfilmer
"Und zwar haben Designer offensichtlich immer davon geträumt, einen Stuhl aus einem Material zu bauen in einem Arbeitsvorgang. Dieser einfache Monobloc Stuhl aus dem Baumarkt der setzt im Grunde genommen bei dieser Idee an, sagt, ein Material, ein Arbeitsgang - deshalb heißen die Monobloc. Aber, das ganze unheimlich beschleunigt. Die Herstellung dauert ca. 50-55 Sekunden."
Der Film lässt die Menschen zu Wort kommen, die den Monobloc benutzen. Er spielt mit unserer überheblichen Ablehnung des billigen Plastikstuhls - und dem Blick auf ihn in Ländern wie Brasilien, Indien oder Uganda. Hier ist der Stuhl unverzichtbar.
Frances Mugwanya, Free Wheelchair Mission
"In Uganda ist ein Plastikstuhl kein Witz. Wenn man sich keinen Rollstuhl leisten kann, will man dann auf den 2000-Dollar-Rollstuhl warten oder erstmal vom Boden wegkommen wollen."
70 Millionen Menschen weltweit haben keinen Rollstuhl. Die „free Wheelchair“ Mission nutzt in Uganda den Monobloc, um diesen Menschen zu helfen, wieder am Leben teilzunehmen. Hierzulande gilt er als Wegwerfprodukt.
Filmausschnitt, Monobloc
"Ich weiß gar nicht, warum die überhaupt noch hergestellt werden."
- "Seh ich Plastik, seh ich rot!"
Hauke Wendler, Dokumentarfilmer
"Das hier ist eine Gesellschaft in der alle auf Konsum fokussieren und deshalb haben wir gelernt , dass dieser Stuhl hässlich ist. Vielleicht haben wir uns das noch nicht mal selber ausgedacht. Vielleicht ist das eine gute Erzählung, in einer Gesellschaft, die viele Produkte verkaufen muss, dass so ein billiges, effizientes Modell hässlich ist,weil dann kann man sich darauf konzentrieren, dass man sich doch lieber den Panton Chair für 7.500 Euro kauft."
Monobloc ist ein unterhaltsames, klug und facettenreich erzähltes Lehrstück, das uns nicht zuletzt eine ganz persönliche Frage stellt: Was brauchen wir eigentlich im Leben, um glücklich zu sein? Der Monobloc zeigt wahrlich Kinoformat, obwohl er so bescheiden daherkommt, schlicht, stapelbar und, wetterfest.
Autor: Matthias Neumann