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Am 3. April beginnt zum vorerst letzten Mal das Kammermusikfestival "Intonations" im Jüdischen Museum Berlin. Mit dabei ist Michael Barenboim. Er spielt das Forellenquintet von Schubert. Dabei ist der Violinist eigentlich auf neue Musik spezialisiert und hat sich zu einem international gefragten Solo-Geiger entwickelt.
Probe im Pierre Boulez Saal. Michael Barenboim im Duett mit Natalia Milstein. Ein Konzert, das er mehrmals pandemiebedingt verschieben musste, nun ist es so weit. Der Sohn von Stardirigent Daniel Barenboim liebt es, hier, im Herzen der Barenboim-Said Akademie, zu spielen und zu arbeiten. Seit 2 Jahren leitet er das Haus als Dekan. Und füllt die Idee seines Vaters mit Leben.
Es ist ein Ort, an dem junge Musiker nicht nur ihr Spiel perfektionieren, sie sollen sich auch als Menschen entfalten. Weltweit verbindet man den Namen Barenboim mit den großen Konzertsälen. Heute treffen wir den Violinisten bei seinem Lieblingshobby. Konzentration, Treffsicherheit und Spielfreude zeigt der 37-Jährige auch am Snookertisch.
Michael Barenboim, Violinist
"Was mir persönlich Spaß macht, wenn man über das anfängliche Frustrationslevel hinausgeht, weil das so schwer ist, das ist wirklich schwer, das muss man üben, wie man Geige übt. Was ich an dem Spiel toll finde, ist das Facettenreiche. Es tun sich immer mal wieder Situationen auf, die neu sind, die interessant sind, wo die Kugeln sich so verteilen, dass plötzlich ein völlig neues Spiel entsteht."
Eine Haltung, die sein Leben prägt. Er ist in Paris geboren, als Kind von zwei erfolgreichen Pianisten. Maestro Daniel Barenboim und Elena Bashkirova. Als er 7 ist, zieht die Familie nach Berlin. Im selben Jahr beschließt Michael, nicht Klavier zu spielen, wie seine Eltern, sondern Geige.
Michael Barenboim, Violinist
"Meine Großmutter ist Geigerin. Sie war schon sehr präsent, was sehr hilfreich ist. Es ist was anderes, wenn man Klavier spielt, selbst als Kleinkind, man setzt sich ran, es kommt immer irgendein Ton heraus und der Ton ist sauber, das sind Sachen, die auf der Geige nicht so sind."
Zu Hause spielt das Klavier heute seine Frau. Seit 11 Jahren ist er mit der aus Moskau stammenden Pianistin Natalia Pergakova verheiratet. Beide haben an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock studiert.
Natalia Barenboim-Pergakova, Pianistin
"Wir haben uns beim Tonsatzunterricht kennengelernt, ich mag das gern auf englisch sagen: in "Harmony Class" das hört sich immer gut an. In der ersten Stunde haben sich die Studenten vorgestellt. Nur bei Michael war es so, dass die Kursleiterin ihm die Fragen gestellt hat und damals konnte ich noch kein Deutsch und ich wusste nicht genau, was er erzählt und ich hab nur das Wort Argentinien herausgehört. Dann war er für mich für ein halbes Jahr ein Geiger aus Argentinien."
Schwiegervater Daniel, der gebürtige Argentinier, ist inzwischen zweifacher Großvater. Offenbar kennt diese Familie keine Störgeräusche.
Michael Barenboim, Violinist
"Ab dem Moment, wo man probt, muss man sich auch als Kollege begegnen. Das heißt nicht, dass man komplett vergessen hat, dass man mit diesen Personen verwandt ist. Das ist nicht der Punkt, aber der Punkt ist, dass man in diesem Probenmoment die Musik in den Vordergrund rückt, wenn man das nicht kann, sollte man nicht mit seinen Verwandten spielen, dann sollte man das auch nicht tun."
Mit seiner Mutter steht Michael Barenboim im April wieder auf der Bühne. beim Kammermusikfestival "Intonations" im Jüdischen Museum, das nach 10 erfolgreichen Jahren sein Finale feiert. Michael Barenboim ist ein leidenschaftlicher Spieler im besten Sinn. Ein Mensch der Harmonie sucht. Außer vielleicht am Snookertisch.
Michael Barenboim, Violinist
"Na also, geht doch!"
Autorin: Charlotte Pollex