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George Grosz gilt als einer der wichtigsten Künstler der Moderne. In Berlin geboren, floh er vor den Nazis nach Amerika. Gestorben ist er 1959 kurz nach der Rückkehr in seine Heimatstadt. Seine bissigen Werke illustrierten wie wenige andere die Zerrissenheit, den Terror und das drohende Unheil der gesellschaftlichen Verhältnisse in der Weimarer Republik.
Er habe wegen Hitler seine Heimat verlassen, sagte er 1942 im Exil. Deutschland sei zu klein gewesen für zwei Maler. "Kain oder Hitler in der Hölle" von George Grosz aus dem Jahr 1944, ein Historienbild mit einem Ungeheuer.
Grosz sah früh was kommen wird, wie 1934 im Bild "The Menace" - die Bedrohung.
Ralph Jentsch, Kunsthistoriker und Nachlassverwalter
"Ich glaube, das Geniale bei Grosz war, dass er nicht nur die Zeichen seiner Zeit lesen konnte, dass er warnend Stellung dazu genommen hat, was sich hier entwickelt, sondern dass er sowohl in Wort, aber vor allem in Bild das darstellen konnte, hellseherisch, prophetisch."
George Grosz habe Dinge vorausgesehen, sagt Kunsthistoriker Ralf Jentsch, dass es einem kalt den Rücken runter laufe, die Zeichnung "Siegfried Hitler", ein Beispiel aus dem Jahr 1923!
Ralph Jentsch, Kunsthistoriker und Nachlassverwalter
"Er hat dem Hitler keine Augen gezeichnet, sondern das sind ganz dünne Striche, das sind Fischgräten. Da schaut Sie schon der Massenmörder Hitler an."
George Grosz war Expressionist, Dadaist und der Mann mit dem "messerharten Zeichenstil". Sein Atelier hatte er in einem Wilmersdorfer Hinterhaus, hier entstanden bis 1933 alle wichtigen Bilder, die Grosz gemalt hat.
1893 in Berlin als Georg Ehrenfried Groß geboren, wurde er durch den Ersten Weltkrieg zum strikten Kriegsgegner und wollte keinen deutschen Namen mehr tragen.
Ralph Jentsch ist der Experte in Sachen Grosz, seit Jahrzehnten macht er sich für ein eigenes Grosz-Museum stark. Er lebte in Rom und auf Capri und kuratierte Grosz Ausstellungen auf der ganzen Welt! 1996 wurde er der Nachlassverwalter von Grosz, vor Versteigerungen prüft er jedes Bild und spürt Fälschungen auf. In seinem Privatarchiv in Tempelhof residiert er zwischen 30.000 Büchern, Katalogen und Mappen. Es ist die Herzkammer des neuen Grosz Museums.
Bekannt ist Grosz für seine Berliner Großstadtszenen der 20er Jahre. Das Bild "Passanten", wie eine fotografische Momentaufnahme, zeigt die Frau als Objekt männlicher Begehrlichkeiten.
Die "George-Grosz-Type" - der deutsche Spießer, unbelehrbar, "kaisertreu", selbst noch in der Weimarer Republik. Grosz war als Zeichner ein Bürgerschreck und Agitator.
Ralph Jentsch, Kunsthistoriker und Nachlassverwalter
"Man kann wirklich sagen, dass Grosz nach der Erfahrung des Ersten Weltkriegs zu dem politischen Zeichner in Deutschland wurde, wo er in Zeichnungen das Unrecht und die Verbrechen des Ersten Weltkriegs angeprangert hat und angeklagt hat."
Wegen dieser 1920 auf der Dada-Messe ausgestellte Mappe "Gott mit uns" wurde Grosz wegen Beleidigung der Reichswehr verklagt.
Ralph Jentsch, Kunsthistoriker und Nachlassverwalter
"Es ist eine absolute Provokation gegen das Militär."
Selbst Skelette waren KV: Kriegsverwendungsfähig!
Grosz hatte mehrere solcher Prozesse zu ertragen.
"Die Stützen der Gesellschaft" von 1926 - wie loyal stehen sie zur Weimarer Republik? Ein Lieblingsbild von Grosz. Mit seinem Kampf gegen Militarismus und Autoritäten wurde er auch zum Staatsfeind für die Nazis, bezeichnend ist sein "Selbstportrait als Warner".
Ralph Jentsch, Kunsthistoriker und Nachlassverwalter
"Man hat eine SA-Schlägertruppe losgeschickt, die ging zuerst in die Trautenaustraße in seine Wohnung, die Wohnung war leer, unverschlossen, dann wussten die, dass er um die Ecke sein Atelier hat, die Tür zum Atelier war verschlossen, die haben sie mit Äxten aufgeschlagen und wenn sie da Grosz gefunden hätten, die hätten den auf der Stelle tot geschlagen."
Zwei Wochen vor der Machtergreifung emigriert Grosz nach Amerika. Ein großer Teil seiner Werke wird später von den Nazis vernichtet oder verkauft.
26 Jahre, sein halbes Künstlerleben, lebt er mit seiner Frau Eva und den beiden Söhnen Marty und Peter im Exil.
Archivaufnahme, Marty u. Peter Grosz, 1993
"Er gab schon zu, wie schwierig es ist in Amerika sein Brot zu verdienen, es ist ein hartes Leben."
- "Und er konnte nicht gleich nach Amerika und dieselben Typen, die er hier geschaffen hat, das konnte er nicht so gut in Amerika machen, wie hier, er wollte es auch nicht so. Er wollte Amerika lieben."
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelt Grosz in Amerika ein düsteres Sujet, nennt sich selbst "Der Maler des Lochs" und warnt vor dem ultimativen Vernichtungsszenario, - einem Atomkrieg.
In einer seiner letzten Arbeiten karikiert er sich selbstironisch und bitter als Clown mit Whiskyflasche. 1959 kehrt George Grosz nach Berlin zurück. Nur Wochen später stirbt er bei einem Treppensturz nach einer Kneipentour.
Autor: Sascha Hilpert