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Die Helmut Newton Stiftung zeigt in einer Ausstellung, wie der Mythos Hollywood auch durch die Fotografie entstand. Schon in den 1920er Jahren wurden die Stars gern fotografiert: Die Posen und Szenen, die damals entwickelt wurden, haben sich bis heute gehalten. Die Ausstellung zeigt Werke der berühmtesten Hollywood-Fotograf*innen. Mit dabei sind aber auch zwei Berliner, die die Kehrseite der Glitzerwelt kennengelernt haben.
Hollywood – das Herz der amerikanischen Filmindustrie. Seit mehr als 100 Jahren pilgern diejenigen hierher, die berühmt, begehrt, bewundert werden möchten. Die es genießen vor der Kamera zu stehen. Zum Beispiel vor der von Helmut Newton. Der berühmte Fotograf lichtet Im Auftrag von zahlreichen Magazinen, die Stars von Hollywood ab.
Matthias Harder, Direktor der Helmut Newton Stiftung
"Dieses Bild von Dennis Hopper beispielsweise in den 80er Jahren in Malibu entstanden, das zeigt im Grunde genommen auch diese Konzentration beim möglicherweise Skript-Lesen. Aber dann doch dieses sich wegdrehen ins Licht, diese Pose, dieses Inszenierte der Fotografie. Das heißt, er hat das, was Hollywood auszeichnet, diese Inszenierung im Filmischen, aufgenommen in seine Fotografie."
Matthias Harder, Direktor der Helmut Newton Stiftung, hat eine Ausstellung zusammengestellt, die auf 100 Jahre Fotografie in Hollywood zurückblickt.
Angefangen mit der Blütezeit in den 1920er Jahren, in der der amerikanische Traum noch keine Illusion, sondern Wirklichkeit war.
Studioporträts, Fan-Bilder und Set-Fotografien aus allen Jahrzehnten zeigen, wie sich die Fotografie und auch die Filmwelt mit der Zeit verändert hat.
Matthias Harder, Direktor der Helmut Newton Stiftung
"Ich glaube der Kipppunkt waren die 70er Jahre, als es doch sehr viele Demonstrationen gab in Kalifornien gegen den Vietnamkrieg. Es sind die Menschen auf die Straßen gegangen und der amerikanische Traum war fast ein bisschen ausgeträumt. Und da beginnt das im Grunde genommen auch so ein bisschen zu kippen in der fotografischen Visualisierung dieses Sehnsuchtsortes."
Jenseits des Glamour gibt es auch eine andere Seite von Hollywood. Nirgendwo sonst in den USA stoßen die Gegensätze von arm und reich so heftig aufeinander wie in Los Angeles. Auch das zeigt die Ausstellung. Zum Beispiel mit Fotografien von Michael Dressel.
Er lebt seit über 30 Jahren in L.A. Hat eine Zweitwohnung im Wedding. Geboren ist Michael Dressel in Ost-Berlin. Mit 21 versucht er über Tschechien in den Westen zu flüchten. Und scheitert. Nach zwei Jahren DDR-Gefängnis wird er 1985 abgeschoben und reist direkt nach Amerika. In Hollywood bleibt er rein zufällig hängen.
Michael Dressel, Fotograf
"Ich hab da am ersten Abend ein paar Leute bei einer Party getroffen. Die waren alle Filmleute und wir liebten dieselben Filme, haben uns sofort irgendwie verbandelt. Und am nächsten Tag meinten die: Hey, komm doch mal mit ins Studio und dann fing ich an mit denen zu arbeiten. Kein Mensch wollte irgendwelche Papiere sehen, kein Mensch wollte irgendwelche Abschlüsse sehen."
Michael Dressel lernt Sound Editing, arbeitet seitdem in den Hollywoodstudios an großen Produktionen wie "Titanic", "Interstellar", oder zuletzt der "Joker". Zwei Oscars hat er auch schon gewonnen.
Nebenbei fotografiert er. Seit über 20 Jahren auf den Straßen von Los Angeles. Nicht die Stars interessieren ihn, sondern die Menschen, die von den meisten ignoriert werden.
Michael Dressel, Fotograf
"Oft gibts so diesen Moment, wo die Leute einen gerade angucken und es ist ihnen noch nicht eingesunken und diesen Moment liebe ich eigentlich. Weil wir sehen, dass wir uns gegenseitig wahrgenommen haben. Ich will nicht jemand sein, der Bilder stiehlt von Leuten, so voyeuristisch irgendwie Leute, die nicht wissen, dass sie fotografiert werden. Nein nein, die sollen das schon wissen."
Seine Bilder sind schonungslos. Michael Dressel porträtiert die Gescheiterten und Desillusionierten. Letztes Jahr ist ein Buch mit seinen Fotos erschienen. "Lost Angeles" - eine verlorene Stadt?
Michael Dressel, Fotograf
"Die Charaktere, die da in meinen Fotos auftauchen sind schon predominant Leute, die ihren Weg verloren haben, hat man den Eindruck. Und dort sieht man die Dinge eben im Extrem. Hier sind die Dinge noch so ein bisschen mehr so sozial abgefedert, wie man hier so schön sagt. Und dort sind sie eben brutal und offen und sichtbar."
Auch die Filmindustrie ist längst nicht mehr das, was sie mal war. Die großen Studios wurden mehrfach verkauft oder existieren nicht mehr. Streamingdienste verdrängen das Kino. Und somit ist die Ausstellung im Museum für Fotografie auch eine Hommage an eine Epoche, die sich langsam dem Ende neigt.
Autorin: Lilli Klinger