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Dagmar Manzel ist ein Berliner Star - seit Jahrzehnt beeindruckt sie auf der Bühne des Deutschen Theaters, in der Komischen Oper und vor der Kamera - ob als singende Cleopatra oder Tatort-Kommissarin. Gerade ist ihr neuer Film "Ein großes Versprechen" in die Kinos gekommen: Ein Liebesfilm über ein nicht mehr ganz junges Paar, das mit der Last einer chronischen Krankheit umgehen muss.
Filmszene aus, "Ein großes Versprechen", Regie: Wendla Nölle
Juditha - Dagmar Manzel, Schauspielerin
"In vier Wochen bist du offiziell ein alter Mann."
Erik geht in Rente - nichts hat seine Frau sehnlicher erwartet. Denn Juditha ist schon lange alleine zu Hause, sie hat Multiple Sklerose. Oft fühlt sie sich einsam. Und ausgerechnet jetzt verschlechtert sich ihr Zustand.
Filmszene aus, "Ein großes Versprechen", Regie: Wendla Nölle
Juditha - Dagmar Manzel, Schauspielerin
"Ich kann das doch alleine… Erik, jetzt wird alles anders, ja?"
Dagmar Manzel spielt Juditha im neuen Kinofilm "Ein großes Versprechen" voll Trotz und Würde. Es ist eine Rolle, die sie sehr persönlich berührt - denn Dagmar Manzels bester Freund ist an einer ganz ähnlichen Krankheit gestorben.
Dagmar Manzel, Schauspielerin
"Es war für mich ganz wichtig, diese Freundschaft so aufzuarbeiten, dass ich auf der anderen Seite stand: und zwar in der Situation, ein Mensch zu sein, der geistig vollkommen klar ist und entscheidungsfreudig ist und der aber aufgrund dieser Krankheit nicht einfach aufstehen kann und die Tür zuschlagen kann [...] sondern mit allem, was du machst, du immer abhängig bist von anderen Menschen."
25 Jahre lang hat Dagmar Manzel die Krankheit ihres besten Freundes mitgetragen. In der Rolle der Juditha hat sie ihm noch einmal nachgespürt.
Dagmar Manzel, Schauspielerin
"Und dieses Gefühl und dieses fortschreitende Gefühl, immer mehr die Kontrolle über seinen Körper zu verlieren - das habe ich da hautnah nachspielen und so nachvollziehen können. Und das hat noch mal meinen Frieden mit ihm, mit meinem besten Freund noch einmal besiegelt beziehungsweise habe ich da auch auf eine andere Art Abschied nehmen können."
Es ist ein besonderer Tag für Dagmar Manzel, denn "Ein großes Versprechen" hat am Abend Berlin-Premiere.
Gleichzeitig gehen hier an der Komischen Oper die Proben für eine neue "jiddische Revue" in die heiße Phase.
Dass sie einmal einer der Stars der Komischen Oper sein würde, hätte Dagmar Manzel sich nicht träumen lassen, als sie 1979 ihr Fernsehdebüt gibt im "Urfaust" mit 20 - da studiert sie noch Schauspiel an der Ernst-Busch in Ost-Berlin.
Ihr erstes Engagement bekommt sie am Staatstheater Dresden, wo sie 1980 als Maria Stuart gefeiert wird.
1983 der Wechsel in den Olymp der DDR-Bühnen: ans Deutsche Theater, zurück in die Heimat nach Berlin. Parallel steht sie für Film und Fernsehen vor der Kamera. Erfolge, an die sie nach der Wende anknüpft - seit 2015 auch als Ermittlerin im Franken-Tatort – und in vielen anderen Rollen.
Dagmar Manzel, Schauspielerin
"Ich sehe mich immer als Medium, als Dienerin und durch mich gehen die Dinge hindurch, damit ich sie weitergeben kann. Das ist mein meine Berufung. Und nicht, dass ich mich ständig selbst darstelle. Das hat mit dem Beruf nichts zu tun, das lehne ich auch total ab, sondern für mich ist es spannend nur dann, wenn ich spüre, wenn ich vor dem Publikum stehe, dass ich sie erreichen kann."
Auf die neue Show an der Komischen Oper freut sich Dagmar Manzel besonders. Denn sie ist das Abschiedsgeschenk von Barrie Kosky, der nach 10 Jahren als Intendant an der Komischen Oper aufhört - 10 Jahre, in denen Dagmar Manzel auch als Sängerin ein Star geworden ist. Für die Revue hat sie extra Jiddisch gelernt.
Ausschnitt aus "A Brivele der Mamen"
"Di mame vet dayn brivele lezn
Un zi vet genezn
Heylst ir harts, ir biter shmerts
Die Mutter wird dein Brieflein lesen
und sie wird genesen
Heile ihr Herz, ihren bitteren Schmerz"
Dagmar Manzel, Schauspielerin
"Das ist ein wunderschönes Lied von einer Mutter, die sich von ihrem Kind verabschiedet und sagt: Was, du gehst so weit weg? Und dann schreib mir doch wenigstens und er schreibt natürlich nicht und die Mutter stirbt. Das Lied, als ich das das erste Mal gehört habe, das hat mich wirklich sehr, sehr berührt. Ich dachte so: Oh Gott, das werde ich wohl gar nicht ohne Tränchen singen können."
In mehr als zehn Produktionen arbeitet Dagmar Manzel seit 2004 mit dem Leiter der Komischen Oper zusammen - hier als Cleopatra in Oscar Straus’ Operette von 1923. Kosky entdeckt ihr Gesangstalent, nennt sie "seine Muse".
Dagmar Manzel, begann ihre Gesangs-Karriere erst mit 45.
Dagmar Manzel, Schauspielerin
"Ich hätte damals nicht gedacht, dass ich mit 45 Jahren noch mal auf die Opernbühne gehe. Und dass er mir da dieses Vertrauen und diese Chance gegeben hat und mich so reich beschenkt hat. Das ist einfach. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben."
Noch eine halbe Stunde bis zur Berlin-Premiere von Dagmar Manzels neuem Film: Im Foyer des "Delphi Lux" freuen sich ihre Fans über Autogramme.
Dagmar Manzel, Schauspielerin
"Es gibt welche, wo du merkst: Die sind richtig Sammler. Aber es gibt welche - das habe ich jetzt auch wieder erlebt - wenn Zuschauer auf Dich zukommen und sagen: Wir haben Sie in der Oper gesehen oder im Theater. Und die dann so berichten, was da mit ihnen passiert ist, als sie das gesehen haben [...] Das ist sehr, sehr berührend."
Foto-Call mit dem Filmteam: Dagmar Manzel ist gespannt, wie das Premieren-Publikum in Berlin ihren neuen Film "Ein großes Versprechen" aufnehmen wird. Sie möchte den Zuschauenden weitergeben, was sie für sich aus der Rolle zieht: Eine Krankheit muss nicht mutlos machen.
Dagmar Manzel, Schauspielerin
"Wie ich das dann schaffe, sie zu erreichen, sie zum Lachen zu bringen oder sie zu berühren. Das ist meine Erfahrung in dem Beruf, dass meine Lebenserfahrung und das ist meine Neugierde auch und meine Freude vor Menschen zu spielen. Ich mache es immer fürs Publikum, nicht für mich."
Autorin: Anne Kohlick