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Vor genau 200 Jahren starb der Autor E.T.A. Hoffmann mit nur 46 Jahren auf dem Höhepunkt seines Erfolges. Unser Kollege Norbert Kron hat einen sehr persönlichen Zugang zu Hoffmann und hat einen Roman über seinen romantischen Held geschrieben. Wir haben ihn gebeten, uns diese Faszination näher zu bringen.
Live fast, die young. Bei diesem Spruch denken Sie vielleicht spontan an eine Rockstarfloskel; sie gilt aber eben auch für den großen Autor der Romantik ETA Hoffmann. Der starb heute vor 200 Jahren im zarten Alter von nur 46 Jahren. Hier, also ganz korrekt beim alten Lutter & Wegner hat er gerne und viel getrunken. Unser Kollege Norbert KRON hat einen Roman über diesen romantischen Helden geschrieben. Warum ist er aber so fasziniert von diesem Mann?
Schon seine Initialen klingen nach einem Popstar: E-T-A - wie LL Cool J oder Notorious BIG. Dazu das wilde Haar, der gezackte Backenbart!
Der Mythos seines feuerwerkshaften Künstlerwesens ist mir durch meinen Vater in die Wiege gelegt. Er war nämlich E.T.A. Hoffmann-Forscher. In seiner alten Bibliothek steht heute noch die Ausgabe, die er selbst herausgegeben hat. Doch als ich mich als Teenager für Literatur zu interessieren begann, wurde er krank, konnte nicht mehr sprechen. Das war der Grund für meinen Roman. Ich wollte begreifen: Was hat diesen sensiblen Mann an Hoffmann fasziniert?
Weltberühmt wurde Hoffmann durch märchenhafte Figuren wie den "Nussknacker", den Tschaikowsky später als Ballett vertonte. Dann seine Schauergeschichten wie die "Elixiere des Teufels" - der pfiffige Kater Murr, den er seine "Lebens-Ansichten" schreiben lässt. Oder der gruselige "Sandmann", der Menschenaugen sammelt. Jacques Offenbach hat daraus seine Operette "Hoffmanns Erzählungen" gemacht.
Doch was trieb Hoffmann zu all diesen Geschichten? Tagsüber war er Jurist, abends schrieb er ebenso exzessiv wie er trank. Ecke Charlottenstraße, wo er im Vorgängerbau wohnte, bin ich mit einem der besten Hoffmann-Kenner von heute verabredet. Natürlich bei "Lutter & Wegner", Hoffmanns ehemaligem Stammweinhaus, das er allabendlich regelrecht "rockte".
War es dieser exzessive, auch selbstzerstörerische Hoffmann, der meinen Vater anzog – als er sein Werk nach dem Krieg hier an der Humboldt-Uni zu erforschen begann? Keine Frage, mein zarter Vater muss eine zweite, wildere Seele besessen haben, neben seinem Leben als Buchbesessener, der bei jeder Gelegenheit in Antiquariaten stöberte oder in der Staatsbibliothek saß. Hier wird gerade eine fulminante Jubiläumsausstellung vorbereitet. Auch sie zeigt, dass Hoffmann ein vielfach Zerrissener war.
Hoffmann starb schwer krank, mit 46 – Erfolgsautor zwar, aber nie als Komponist anerkannt. Auch das verbindet ihn mit meinem Vater, der so viel mehr in sich trug, als er nach außen zeigen konnte. Von dieser Gespaltenheit handelt mein Roman über E.T.A. Hoffmann. Seine Lebensgeschichte berührt mich - weil sie einen leidenschaftlichen Menschen zeigt, der nie aufhörte, alles zu wollen.
Autor: Norbert Kron