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Am Berliner Ensemble hat das Stück "Exil" Premiere, nach dem Roman von Lion Feuchtwanger. Es spielt 1935 in Paris unter deutschen Exilant*innen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. In einer zusätzlichen Veranstaltungsreihe ergründen die Macher*innen des BE das Thema in weiteren Dimensionen, gerade weil Berlin heute ein herausragender Zufluchtsort für Menschen aus der ganzen Welt ist. So organisiert beispielsweise der Ukrainer Pavlo Arie im Theater einen regelmäßigen Salon mit Exilant*innen.
Pavlo Arie, ukrainischer Theatermacher
"Hier bin ich angekommen mit meinen Eltern und vielleicht endet hier alles und hier fahre ich wieder nach Hause?"
In Kiew hat Pavlo Arie an den "Left Bank Theatres" als Chefdramaturg gearbeitet. Seit März ist er in Berlin. Wie er kommen hier noch immer jeden Tag Menschen an, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen:
Pavlo Arie, ukrainischer Theatermacher
"Das ist sehr berührend. Diese Menschen mit … ich weiß nicht, wie ich sagen soll, was in ihren Augen steht, aber ihre Schicksale, hunderttausende Schicksale, die jetzt ganz anders sind tausende zerstörte Leben, Familien."
Der Hauptbahnhof – Für Pavlo Arie der Inbegriff für "Exil". Für Hoffnung einerseits und Hoffnungslosigkeit andererseits. Keine Papiere, keine Arbeit, keine Wohnung. Pavlo Arie ist am Berliner Ensemble engagiert worden. Dort wird gerade "Exil" nach dem Roman von Lion Feuchtwagner inszeniert. Das Stück erzählt von Deutschen in Paris 1935, die vor den Nazis geflohen sind. Lion Feuchtwagner beschreibt Exil als ein Leben im Wartesaal.
Pavlo Arie, ukrainischer Theatermacher
"Natürlich sehr, sehr viele Sachen haben mich total betroffen. Wartesaal. Du bist wie meine Wartesaal und du weißt nicht, wer kommt. Wann kannst du weggehen? Wohin? Wie? Das ist ein schreckliches Gefühl. Du bist. Du denkst, du bist abgehängt."
Auch Lion Feuchtwanger musste ins Exil: Der jüdische Schriftsteller flieht schon 1933 vor den Nazis nach Frankreich. Dann in die USA. Er kehrt nie wieder nach Deutschland zurück. In Exil erzählt er von denen, die sich trotzdem engagieren und jenen die still bleiben. Luc Perceval hat das aktuelle Stück inszeniert.
Luc Perceval, Regisseur "Exil"
"Der Mensch braucht ein Gefühl von Freiheit und wenn einem das genommen wird, wenn du gezwungen wirst ins Exil zu gehen, eigentlich nicht mehr zuständig bist für deine eigene Wahl, was du willst im Leben, was du entwickeln willst, nicht mehr die Möglichkeit hast bei deinen Liebsten zu sein, das ist grausam."
Die beiden ukrainischen Schauspielerinnen Alina und Valeria sind mit dabei. Lion Feuchtwanger spricht ihnen aus der Seele:
Alina Yeshchenko, ukrainische Schauspielerin aus Saporschschja
"Ich denke oh mein Gott, das ist über mich. Nein, Nein, Nein."
Valeria Kuzmenko, ukrainische Schauspielerin aus Kiew
"I am trying to do it as I Can but sometimes I feel like it ist o close to me, and it hurts me more, so I make a small distance."
[Übersetzung der Redaktion]
"Ich versuche es so gut zu machen, wie ich kann. Aber manchmal geht es mir zu Nahe dann schmerzt es und ich versuche eine Distanz aufzubauen."
Für das BE lädt Pavlo Arie andere Künstler im Exil zu einem Kultur Salon. Die chinesische Schauspielerin und Sängerin Yang Ge war ein Star in Russland. Hier ist sie unbekannt – ihre Reise von Peking über Moskau bis nach Berlin will sie performen.
Yang Ge ist nicht mehr nach Moskau zurück aus Protest gegen das Putin Regime.
Yang Ge, chinesische Schauspielerin, Filmemacherin und Sängerin
"I don’t want to earn money and to support , when you earn something and you pay taxes. The money goes somewhereelse this kind of another way to support this thing and I don#t want to. That is why I decedid not tio go come back."
[Übersetzung der Redaktion]
"Ich will nicht Geld verdienen und sie damit unterstützen. Wenn Du Geld verdienst, dann zahlst du Steuern und immer geht ein Teil des Geldes woandershin und das ist einfach eine indirekte Art sie zu unterstützen und das will ich nicht. Deswegen habe ich entschieden, nicht zurück zu gehen. Es war meine Entscheidung."
Bertold Brecht ist selbst im Exil gewesen – bevor er das Berliner Ensemble übernommen aht. Hier erzählen sie jetzt viele Exil-Geschichten. Für Pavlo Arie ist es Traum und Albtraum zugleich, der Krieg hat ihn vertrieben aber am BE zu arbeiten, war immer sein Wunsch:
Pavlo Arie, ukrainischer Theatermacher
"Das habe ich früher nur WOW gedacht, ob das möglich ist irgendwann? Aber jetzt bin ich mit Brecht zusammen, Bertold Brecht, in seinem Theater. Vielleicht ist das auch mein Theater jetzt, Pavlo Arie und Bertold Brecht Theater, wer weiß!"
Autorin: Nathalie Daiber