
-
Der jetzt geschlossene Restitutionsvertrag zur Rückgabe der Benin Bronzen soll nicht das Ende, sondern der Anfang eines weiteren Kapitels in der Geschichte dieser Kunstobjekte sein. Nigeria und Berlin arbeiten an einem neuen Dialog zum Verständnis der Objekte. Wir begleiten Kulturvermittler aus Nigeria, die nach Berlin gekommen sind, um von ihrer Sicht auf die Benin Bronzen zu erzählen.
Einstimmung auf die Ausstellung der Benin Bronzen im Humboldt Forum. Das Lied erinnert an die Plünderung des Königspalastes von Benin durch die Briten 1897. Wie kann man mit Raubkunst angemessen umgehen? Statt der Bronzen werden erst mal Videos gezeigt. Ein Chor aus Experten, der die Bedeutung der Bronzen erklärt und ihre Rückgabe feiert.
Theophilus Umogbai, Joseph Alonge und Kate Akhadelor arbeiten für das Nationalmuseum in Benin City, im heutigen Bundesstaat Edo Nigeria. Sie sind nach Berlin gekommen um ihr Wissen über die Bronzen weiterzugeben. Die Büste der Idya, ist für sie ein zentrales Objekt.
Kate Akhadelor, Museumspädagogin
"Königin Idya spielt eine Herausragende Rolle im Königreich Benin. Sie war eine starke Frau, die mit ihrem Sohn in den Krieg gezogen ist und das Reich rettete. Die erste Königin Mutter Wenn ihr hier ein eigener Raum gewidmet ist, dann weil sie es verdient."
Die Museumsvermittler freuen sich darüber, ihre Geschichte endlich selber erzählen zu können. Für sie sind die Ausstellungsstücke mehr als Kunst-. Es gibt kein Objekt, das nicht mit der Macht des Königs und mit Erinnerung zu tun hat. Die meisten der sogenannten Bronzen sind übrigens aus Messing. "Sich erinnern" heißt in Edo wörtlich "ein Motiv in Messing gießen".
Theophilus Umogbai, Kurator
"Die Bronzegießer Benins sind Geschichtenerzähler nur nutzen sie nicht schwarze Buchstaben auf Papier sondern mit den Motiven die sie kunstvoll gestalteten. Vor ein paar Jahrhunderten glaubte man, dass wir keine Kultur haben das wir Barbaren sind und auf Bäumen leben. So haben uns sie Europäer gesehen. Aber als die Bronzen nach England kamen und man die wunderschönen Objekte sah, konnte man es kaum glauben. Solche Kunstwerke sollten von diesen Menschen stammen? Die Antwort ist : Ja! Die Bronzen haben uns geholfen, unsere Geschichte zu erzählen."
Die unvergänglichen Materialien Messing und Elfenbein waren dem Oba- dem König und religiösen Oberhaupt vorbehalten. Sie haben eine rituelle Bedeutung, erklärt Museumspädagoge Joseph Alonge. Er will die Geschichte und dein Gebrauch der historischen Objekte für die Besucher des Humboldt Forums lebendig machen.
Joseph Alonge, Museumspädagoge
"Diese Gedenkköpfe wurden als Altarschmuck verwendet. Sie alle haben ein Loch in der Mitte des Schädels, in diesen Loch wurden die Stoßzähne von Elefanten gesteckt. Sie symbolisieren die Macht und Autorität des Königs. Hier auf dem Bild kann man sehen wie sie positioniert waren."
Zum Ausstellungskonzept gehört es auch zeitgenössische Positionen nigerianischer Kunst zu zeigen. Dieses Textilobjet stellt den Oba dar- Das Netz aus Plastikperlen und Rosenkränzen ist eine Arbeit des international erfolgreichen Künstlers Viktor Ehikhamenor. Die Rosenkränze symbolisieren für ihn den Einfluss des Christentums. Eine Kritik am Kolonialismus, der die traditionelle Kultur verformt. Er sieht die gesamte Präsentation der Benin Bronzen kritisch.
Viktor Ehikhamenor, Künstler
"Diese Objekte sollten nicht so ausgestellt werden. Hier schaue wir mit einem westlichen Blick auf sie. Es ist wie eine Enthauptung, eine Trennung. Hier werden Objekte zusammengesperrt, die gar nicht zusammen gehören, Menschen die nicht die Befugnis haben, sie zu berühren, fassen sie an. Das kann schon wehtun wenn man sieht wie sie hier ausgestellt werden."
Kunst aus Kolonialen Zusammenhängen angemessen zu zeigen- es bleibt ein schwieriger Balanceakt. Die Rückgabe immerhin ist eine Chance für die Zukunft.
Viktor Ehikhamenor, Künstler
"Ich freue mich für die Westliche Welt das sie sich entschieden hat, ihr Gewissen zu erleichtern. Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken und die Last ihrer Schuld tragen. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung."
Autorin: Charlotte Pollex