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Es ist der deutsche Oscarkandidat für 2023: Die Neuverfilmung von "Im Westen nichts Neues". Erich Maria Remarques Jahrhundertroman von 1928 beschreibt die Erfahrungen eines jungen Soldaten während des ersten Weltkriegs und ist jetzt erstmals in Deutschland verfilmt worden – für Netflix. Bevor der Film Ende Oktober als Stream veröffentlicht wird, kommt er nächste Woche in die Kinos.
1917. Deutsche Soldaten an der Westfront in Frankreich. Hunderttausende von ihnen sterben in zermürbenden Grabenkämpfen. Aber in der Heimat lassen sich noch immer junge Männer - wie der Gymnasiast Paul Bäumer und seine Schulfreunde - für den Kriegsdienst begeistern.
Filmszene, Im Westen nichts Neues (2022)
"Die Zukunft Deutschlands liegt in den Händen seiner größten Generation. Meine Freunde, das sind Sie. Darum: Auf in den Kampf für Kaiser, Gott und Vaterland."
Doch aus der Kriegseuphorie wird keine Heldengeschichte. Die neue Verfilmung des Jahrhundertromans "Im Westen nichts Neues" ist die erste Produktion aus dem Land der Kriegsverlierer.
Edward Berger, Regisseur
"Wir sind eben mit diesem Horror, mit diesem Verlust, mit dieser Schuld aufgewachsen. Und ich habe einfach keinen Bezug zu Helden, soldatischen oder heldenhaften Soldaten, und das ist auch eine Perspektive, die ich interessant fand mit anderen Ländern, mit der Welt zu teilen, die das aus Deutschland heraus erzählt bekommen."
Bereits die erste amerikanische Verfilmung von 1930 hat Kinogeschichte geschrieben und gewann zwei Oscars. Doch die Nazis sahen in ihr eine "Gefährdung des Ansehens Deutschlands" und zensierten sie ebenso, wie die Romanvorlage.
"Ich übergebe dem Feuer die Schriften des Erich Maria Remarque."
Erich Maria Remarque war selbst an der Westfront, verarbeitete neben seinen eigenen Erfahrungen auch Berichte anderer Kriegsteilnehmer. Sein Buch wurde in über 50 Sprachen übersetzt - ein Weltbestseller.
Der aktuelle Film spiegelt die gnadenlose Brutalität des Kriegsalltags aus der Perspektive seines Hauptdarstellers.
Felix Kammerer gibt sein Leinwanddebüt in der Rolle des Paul Bäumer. Der 26-jährige ist Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater. Die Filmproduktion - für ihn ein absolutes Neuland.
Felix Kammerer, Schauspieler
"Ich wurde da ins kalte Wasser geworfen und musste "learning by doing" gucken, wie ich mit so einem Projekt zurande komme."
Fast 3 Monate dauerten die kräftezehrenden Dreharbeiten.
Felix Kammerer, Schauspieler
"Es war sehr nass, das Set war gigantisch. Es waren 120.000 Quadratmeter Schlachtfeld, und dann rennt man den ganzen Tag von A nach B mit 40 Kilo Equipment. Da hat der Körper schon wirklich..., ist auf Hochleistung gelaufen."
Aufwändige Inszenierungen, die den Wahnsinn des Krieges spürbar machen, der Paul und den jungen Soldaten ihre Unschuld raubt.
Filmszene, Im Westen nichts Neues (2022)
"Wir bleiben zusammen Paul.
Ich kann nicht, ich will heim."
Konfrontiert mit Tod, Hunger und Kälte kämpfen sie um den letzten Rest an Menschlichkeit, während woanders über ihr Schicksal entscheiden wird.
Edward Berger, Regisseur
"Wir haben das alles schon mal durch, und man merkt, wie die Demagogen junge Menschen verführen und jetzt auch wieder in den Krieg ziehen, die völlig unschuldig und unbewusst da reinziehen und das überhaupt nicht verstehen und einfach so beeinflusst werden durch Propaganda, so dass das Thema anscheinend nicht an Aktualität verliert."
Filmszene, Im Westen nichts Neues (2022)
"Wir haben es nicht gewollt, die anderen haben es nicht gewollt, trotzdem sind wir dabei, trotzdem ist die halbe Welt feste dabei, und Gott guckt zu, wie wir uns abschlachten."
"Ich hab Angst vor dem, was kommt."
Felix Kammerer, Schauspieler
"Ich hatte ja jetzt das Glück, dass ich ja nicht wirklich in den Krieg gezogen bin, aber dann guckst du die Nachrichten und siehst plötzlich, dass es einfach genau das gleiche ist, und gerade durch die geografische Lage der Ukraine sieht es auch noch ziemlich ähnlich aus, wie das Set, das wir da hatten, und das ist so erschreckend, und gerade deswegen braucht man glaube ich wieder so eine Erinnerung daran."
Und das gelingt dem Film auf erschreckend eindrückliche Weise.
Autor: Dirk Fleiter