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From Disco to Disco, von Club zu Club, das bedeutet lange Nächte, ewiges Tanzen und laute Musik. Konzerte und Clubleben sind auch immer (Selbst)Darstellung, Präsentation, Kunst. Das Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst in Cottbus hat die Schönheit in Plakaten für Clubs und Konzerte aus der ganzen Welt entdeckt.
200 Plakate, die für Clubs oder Konzerte in Belgrad, London oder Bordeaux werben – ausgestellt im Kunstmuseum. Wie kam es dazu?
Einige sind schnell gestaltet, andere aufwendig produziert. Immer sind sie bunt, auffällig– gemacht für die Galerie der Straße und offenbar so schön, dass die Macher hier sie ins Museum holten.
Helene Roolf, Kuratorin Sammlung Plakatkunst
"Du siehst sie als Passant, als Flaneur. Das heißt ganz, ganz schnell und das diktiert natürlich auch, wie Plakate gestaltet werden müssen. Das heißt, sie müssen auffallen und das muss schnell passieren, weil in der Regel die Leute sich nicht vor einem Plakat sitzen und eine Viertelstunde darüber sinnieren, worum es geht."
Kuratorin Helene Roolf hatte die Idee zur Ausstellung. Einer ihrer Mitbewohner, der in einer Band spielt, hat Plakate von seinen Auftritten gesammelt und sie damit inspiriert.
Helene Roolf, Kuratorin Sammlung Plakatkunst
"Sie kam durch eine Band von einem französischen Mitbewohner. Die Band heißt "Jc Satan". Sie ist eine Garagen-Band aus Bordeaux, die ich über Jahre verfolge und wo ich dann auch auf die Konzerte gegangen bin. Dann ging es so eigentlich weiter, bei der Exponat-Auswahl. Ich bin per Zufall auf Instagram über einen Post gestolpert, da habe ich Plakate entdeckt. Und da habe ich gedacht: Wow! Das trägt! Da kann man wirklich eine Ausstellung dazu machen."
Die Plakate sind für sie mehr als nur Hinweise auf Konzerte, sie erzählen spannende Geschichten aus dem Nachtleben, wie diese aus Bordeaux, die für eine queere Underground-Veranstaltung werben.
Helene Roolf, Kuratorin Sammlung Plakatkunst
"Durch dieses Kollektiv "Les Loubards Pédés", also die "Schwulen halbstarken". Kann man eben sehen, dass die Veranstaltungsstätte keine etablierte Location war, sondern die musste sich erst erobert werden. Die musste erst bespielt werden. In diesem Fall wurde sie wirklich besetzt."
Im Dieselkraftwerk in Cottbus werden die Plakate wie Kunstwerke behandelt - eine besondere Perspektive. Mit ihrer Ausstellung zeigt Helene Roolf auch, dass sich das Design, die Gestaltung der Plakate durch Social-Media-Kanäle verändern.
Ein Beispiel dafür - die Künstler Raffael Kormann und Mark Bohle, ihre Werke entwerfen sie gemeinsam in einem Chat. Der eine sitzt in Barcelona, der andere in Stuttgart.
Helene Roolf, Kuratorin Sammlung Plakatkunst
"In der Publikation gibt es auch ein Rating, wo die beiden dann entsprechend immer gesagt haben, mit entsprechendem kleinem Emoticon oder mit Herzen, wo dann eben klar ist, wo sind Ihre Lieblingsplakate. Und wo man eben auch sehen kann, wie unterschiedlich dann auch der Zugang zu den einzelnen Plakaten seitens der Grafiker sein kann. Dann haben sie teilweise auch eine Entwurf-Prozess abrupt abgebrochen. Und dann wurde das Plakat gepostet."
"Disco Not Disco" heißt die Schau, warum dieser Titel, dass kann einem keiner so ganz genau beantworten, ist aber auch egal, dafür machte es große Freude, sich die Plakate im Dieselkraftwerk anzuschauen.
Autor: Mitya Churikov