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Ursina Ladi, Devid Striesow, Sebastian Blomberg und André Jung auf einer Bühne, das gibt es selten. Im Stück "Verrückt nach Trost" an den Berliner Sophiensaelen sind die vier Schauspielstars, bekannt aus Film und Fernsehen, auf der Suche nach sich selbst. Sie spielen Geschwister, die früh ihre Eltern verloren haben. Über mehrere Jahrzehnte begleitet das Stück von Regisseur Thorsten Lensing die drei bei der Bewältigung ihrer unterschiedlichen Leben.
"Komm, wir spielen das Spiel, Charlotte! Auf die Plätze, fertig…"
Was ist das für eine Theaterwelt, die einen Tiefseetaucher, Affen, Stabhochsprung, Schildkröten, die so viel Überraschendes zusammenbringt? Es ist die von Thorsten Lensing. Der gibt leider nie Interviews. Aber seine Schauspieler können wir treffen. Für diese vier hat er ein Stück geschrieben. Und: wenn Thorsten Lensing ruft, dann kommen sie – was auch immer geschehen mag.
Sebastian Blomberg, Schauspieler
"Für uns alle war es aber so, dass wir die Katze im Sack gekauft haben. Also, das würde ich jetzt ohne Weiteres auch nicht mit jedem machen. Das mir ein Regisseur sagt: Ich schreibe jetzt gerade ein Stück für euch und Du bist gebucht. Du sollst das spielen. Bei jemand anderem hätte ich dann vielleicht gesagt: Können wir erstmal… Worum geht’s denn?"
"Ich spiel nicht mehr mit…"
- "Wir spielen das Mama-und-Papa-Spiel!"
"Aber dann sind Mama und Papa ja tot?"
- "Ja, sie sind tot."
Worum es geht? Devid Striesow und Ursina Lardi spielen in "Verrückt nach Trost" zwei Kinder. Deren Eltern sind gestorben, sie spielen die Erinnerung an die beiden. Das Stück folgt den Kindern auf ihren sehr unterschiedlichen Wegen. Ein ganzes Leben durchschreitet man an diesem Theaterabend – Träume und Traumata, Ende der Kindheit.
Ursina Lardi, Schauspielerin
"Diese Figuren sind alle sehr schutzlos. Es geht um das Ringen dieser Figuren, wirklich am Leben zu sein, nicht am Leben vorbeizuleben."
Devid Striesow, Schauspieler
"Es geht auch darum, ´ne Sehnsucht nach Liebe zu haben. Nach Schutz."
Ursina Lardi, Schauspielerin
"Die Zuschauer und wir, wir werden jetzt eine Strecke Leben zusammen gehen. Wir werden am Schluss dann auch Erinnerungen teilen."
Schon oft haben die vier mit Thorsten Lensing - dem "pressescheuen Regisseur", zusammengearbeitet. Warum sie es immer wieder tun?
Ursina Lardi, Schauspielerin
"Ihm ist sehr wichtig, dass die Fähigkeiten wirklich ausgeschöpft sind, dass wir wirklich gefordert sind."
Devid Striesow, Schauspieler
"Und es ist ein absolut angstfreier Raum."
Sebastian Blomberg, Schauspieler
"Das macht es eigentlich so frei und gelöst."
André Jung, Schauspieler
"Man kriegt nichts vorgeschrieben, man entwickelt und das mit großer Freude."
In diesem Stück über das Leben soll möglichst viel zum Leben erweckt werden. Auch Tiere. Ein Affe, eine Schildkröte betreten die Bühne und bringen ihr eigenes Tempo, ihre eigene Rätselhaftigkeit mit. Wie Sebastian Blomberg und André Jung das spielen, das ist beeindruckende Schauspielkunst – und schlicht auch komisch.
Sebastian Blomberg, Schauspieler
"Ich finde, das ist das Reizvolle daran, dass du die Koexistenz auf der Bühne hast. Also: Menschen spielen es, aber f*** it… Es ist einfach ein Tier und ein Mensch."
Ursina Lardi, Schauspielerin
"Und wir teilen einfach mit ihnen den Raum, wir suchen auch da die Begegnung…"
André Jung, Schauspieler
"Es ist die Suche nach dem Wesen, nach der Wesentlichkeit von so nem Geschöpf. Aber es ist ja nicht anders, wenn wir Mörder spielen."
Sebastian Blomberg, Schauspieler
"Rein schauspielerisch ist das einfach´n Traum."
Der "pressescheue Regisseur" ist übrigens ein religiöser Mensch – so dass Begriffe wie Trost und Erlösung für ihn zentral sind. In Zeiten von Pandemie, Krieg, Rezession – wer wird da nicht "Verrückt nach Trost"?
Devid Striesow, Schauspieler
"Man sagt ja auch: nicht mehr bei Trost sein. Nicht mehr bei Trost sein, man wird verrückt, wer nicht getröstet wird. Man kann’s einfach mal umdrehen…"
Ursina Lardi, Schauspielerin
"Man verliert im Prinzip den Verstand. Es ist nicht nur eine emotionale Sache."
Sei das Leben auch manchmal ein absurder Tanz – auch ins tiefste Dunkel kann Licht einfallen. Davon erzählt dieses Stück mit Scherz, Satire, Ironie und viel tieferer Bedeutung.
Autor: Steffen Prell