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Wolfgang Kohlhaase war der wohl berühmteste deutsche Drehbuchautor. Ein Berliner Kriegsjunge, 1931 geboren. Eins seiner ersten Drehbücher, war das für "Berlin - Ecke Schönhauser" - ein Film, der heute ein Klassiker ist. Die Drehbücher für die besten DEFA-Filme stammen von ihm. Und nach dem Mauerfall schrieb er die großen Filme für Andreas Dresen, Volker Schlöndorff, Matti Geschonneck und viele andere. Ein persönlicher Nachruf von Lutz Pehnert.
Wolfgang Kohlhaase, Autor
"Sunny geht durch den Korridor in ihr Zimmer und lässt das Papier-Rollo in die Höhe schnellen. Auf einem breiten Sofa rekelt sich unter der Bettdecke ein junger Mann. Sunny sieht ihn einen Moment lang an und sagt schlicht:"
Filmausschnitt, Solo Sunny, Regie: Konrad Wolf (1980)
"Ist ohne Frühstück!"
Wolfgang Kohlhaase, Autor
"Er scheint zu glauben, dass er sich verhört hat. Er sagt:"
Filmausschnitt, Solo Sunny, Regie: Konrad Wolf (1980)
"Was soll das denn? Wegen Dir bin ich extra nicht arbeiten gegangen."
- "Ist auch ohne Diskussion!"
Wolfgang Kohlhaase, Autor
"Berlin ist die einzige große Stadt, die ich wirklich kenne. Und deshalb gibt es für mich keinen besseren Ort als hier Filme zu machen. Das ist der Stoff, von dem ich lebe. Das Eigene kommt in alle Dinge, die man tut, durch die Art, wie man sieht, wie man hört, wie man bemerkt, wie man empfindet."
Filmausschnitt, Solo Sunny, Regie: Konrad Wolf (1980)
" Was für Männer gefallen dir eigentlich?"
- "Ärzte und Boxer."
"Quatsch, ich meine, wie die aussehen müssen."
- "Wie Marlon Brando!"
Wolfgang Kohlhaase, Autor
"Von Anfang an begegnete man ja den Einschränkungen. Aber den Einschränkungen musste man sich auch nicht unterwerfen. Man konnte auch Widerstand erheben. Und ich habe überhaupt immer gedacht: Arbeit ist Konflikt."
"Manchmal bin ich auf den 13. März gestoßen, 1942, Und es ist irgend etwas Schreckliches passiert, und es hat dieses Datum. Und das ist mein Geburtstag. Und ich dachte, guck mal an, was hast du gemacht an diesem Tag und was ist mit anderen gemacht worden. Mir war klar, du lebst ja nicht ohne Vergangenheit. Und diese Vergangenheit musste sozusagen bedacht sein."
Filmausschnitt, Der Aufenthalt, Regie: Frank Beyer (1982)
"Wann warst du in Lublin?"
- "Ich war nicht in Lublin."
"Woher weiß ich? Seit wann bist du in Polen?"
- "Seit dem 3. Januar 1945."
"Woher weißt du?"
- "Da hat meine Mutter Geburtstag. Bitte, was soll ich getan haben?"
Wolfgang Kohlhaase, Autor
"Es gibt einen wunderbaren Satz bei Montaigne. Und der heißt: Ich lehre nicht, ich erzähle. Eigentlich ist es nur ein kleines, anderes Wort, aber es ist ein anderer Vorgang."
Filmausschnitt, Solo Sunny, Regie: Konrad Wolf (1980)
"Du schminkst und schminkst dich wie eine Nutte."
- "Ich gehe ja vor die Leute und nicht pissen."
Wolfgang Kohlhaase, Autor
"Wenn man eine Gesellschaft versucht, in der das Geld nicht alle Dinge regeln kann und nicht regeln soll, dann kann das ja nur gehen, wenn sich sehr viele Leute aus anderen Gründen als die, die mit dem Geld zu tun haben, an dieser Gesellschaft beteiligen. Und das hat diese Gesellschaft letztlich nicht geschafft, also die wirkliche Mobilisierung menschlicher Potenz."
Filmausschnitt, Die Stille nach dem Schuss, Regie: Volker Schlöndorff, (2000)
"Hast Du das schon gehört? Das hältst du nicht für möglich! Terroristin verhaftet, von Stasi im Osten versteckt. Dafür war Geld da, aber haste mal versucht ne anständige Jeans zu kriegen. Das ist nicht mehr mein Staat."
- "Vielleicht wird es dir niemals besser gehen als hier, Beate, gerade dir nicht. Hier kannst nicht rausfliegen, nicht aus deiner Arbeit, nicht aus deiner Wohnung. Ihr habt keine Ahnung, was kommen wird. Ihr wisst nicht, was ihr verliert. Vielleicht wirst du bald die richtige Hose anhaben, die kannst Du dir vielleicht leisten, aber ein Arsch in der Hose, den kannst du dir nicht leisten."
Wolfgang Kohlhaase
"Eigentlich ist die Welt, der ich nun beigetreten bin, so wie ich sie mir gedacht habe. Ich sehe nur, die Politik bittet die Wirtschaft um mildernde Umstände. Das kann der letzte Gedanke aber nicht sein, in dem Sinne denke ich, auf den Gesetzestafeln am Berge Sinai müsste noch etwas anderes gestanden haben, als die Beschreibung des parlamentarisch verwalteten Kapitalismus."
Filmausschnitt, Sommer vorm Balkon, Regie: Andreas Dresen (2005)
"Is nich mehr wie früher."
- "Das habe ich begriffen, dass es nicht mehr wie früher ist."
"Kann ich dich nochmal was fragen?"
- "Na klar, frage ruhig."
"Glaubst du eigentlich, weil hier sexuell was läuft, dass du dich wie ein Arsch benehmen kannst?"
Autor: Lutz Pehnert