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Zu Kuba hat die Berliner Hornistin Sarah Willis eine besondere Beziehung. Nach Reisen und einer Lehrtätigkeit dort, ist sie mit vielen Musik*innen im Karibikstaat befreundet und hat jetzt ein zweites gemeinsames Crossover-Album vorgestellt.
Mit dem Fahrrad zu Mozart – Sarah Willis hat es nicht weit von der Philharmonie. Mozarts Konzerte sind für Hornisten ein Heiligtum.
Sarah Willis, Hornistin
"Mozart hat sehr viel improvisiert, vom Keyboard aus. Er hat selten gespielt, was genau in den Noten stand. Das wissen wir von damals, so hat man Musik gemacht. Und er hat auch sehr viele Tanzrhythmen in seiner Musik geschrieben. Und deswegen finde ich, dass es sehr gut dazu passt, wie die Kubaner Musik machen – die improvisieren dauernd."
Zum zweiten Mal verbindet Sarah Willis auf einem Album Mozart und Mambo. Vor fünf Jahren war sie erstmals auf Kuba und hat dort ihr Herz an die Insel verloren.
Sarah Willis, Hornistin
"Die Kubaner, die sind Musik. Die spielen nicht Musik als Hobby, so wie wir, oder gehen tanzen, die leben das jeden Tag in ihrem Alltag."
Aufgenommen wurde das neue Album nachts, in einer Kirche. Kubanische Nächte sind offenbar lang und laut.
Sarah Willis, Hornistin
"Wir haben immer um zehn Uhr angefangen, bis ungefähr um drei Uhr in der Frühe. Die Hunde haben gekämpft immer auf der Straße, die Kinder haben gespielt bis Mitternacht. Es war sehr laut draußen, wir hatten kein akustisches Sound Proofing. Deswegen mussten wir so spät anfangen mit Proben und ab elf Uhr, ab Mitternacht wars dann ruhig genug zu spielen."
Wenn sie nicht gerade auf Kuba ist – spielt sie hier. Ihre erste Stelle hatte sie in Berlin noch an der Staatsoper – aber da waren ja noch die Philharmoniker ein paar Straßen weiter.
Ein großes Ereignis: der Tag des Probespiels bei den Philharmonikern. Am Ende standen nur noch zwei auf der Bühne.
Sarah Willis, Hornistin
"Es war ein hartes Probespiel. Und danach sind wir beide rausgegangen und ich habe ihm gratuliert, weil ich sicher war, dass er die Stelle gewonnen hat, ich war sicher, dass er besser war. Und dann haben wir ein bisschen gewartet und dann kamen Leute aus dem Orchester raus. Und eine kam: herzlichen Glückwunsch… Wozu? Er hat’s doch gewonnen. Nein, nein, Du hast es."
Aufgewachsen ist sie als Tochter eines Journalisten, vielleicht hat sie von ihm ihr mediales Talent geerbt. Denn Sarah Willis ist auch virtuos in Sachen Social Media. In Blechbläserkreisen sind ihre Posts schon fast ikonisch. Sie spielt bei Flashmobs mit und Interviews für ihren youtube-Kanal führt sie mit so freudvoller Neugier, dass eigentlich schon alle Welt sich über Atemtechnik unterhalten müsste.
"It’s very hard for me not to go … hhhhuahhh"
Und dann sind da die Kinderkonzerte der Philharmoniker – höchst lebendige Musikvermittlung.
"Unser Dirigent, der Sir Simon, kennt ihr den? Der hat so viele Haare und macht immer so. Da ist er ja. Hallo, Simon."
Für all das gab es kürzlich einen Orden von damals noch Prince Charles. Sarah Willis ist jetzt ein "Honorary Member Of The British Empire".
Sarah Willis, Hornistin
"Der hat gesagt: Berlin Philharmonic, jolly good orchestra! Und dann wusste er von meinem Kubaprojekt."
Ihr Kubaprojekt hat nämlich noch eine weitere Facette – denn wenn auf den Bildern die Stimmung auch prächtig ist: die Umstände sind verdammt hart. Sarah Willis hatte da ein Erlebnis mit einer Hornistin, der sie Unterricht gab.
Sarah Willis, Hornistin
"Dann hab ich gesagt, guck mal, so musst Du es machen. Habe ihr Horn genommen und es ging auseinander, in meinen Händen. Es bricht in zwei Teile. Das war so schrecklich. Ich habe mich tausend Mal entschuldigt. Sie sagte: Macht nix, das passiert jeden Tag. Hat ihr Haargummi genommen, hat es zusammengebunden, hat weitergespielt. Das hat mir das Herz gebrochen."
Sarah Willis sammelt und spendet Geld für neue Instrumente – das, was in ihrer Macht steht. Ansonsten zählt auf Kuba die Leidenschaft für die Musik und die musikalischen Freundschaften.
Sarah Willis, Hornistin
"Ich muss im Orchester immer perfekt sein, mit dem Dirigenten, mit den Kollegen. Auf Kuba ist es so viel lockerer und man hat viel Spaß im Körper, wenn man dann so tanzt mit der Musik. Diese klassische Musik hat wirklich gut getan."
Das hört auch in der energiegeladenen zweiten Ausgabe dieser Mozart-Mambo-Mixtur. King Charles würde sagen: "Jolly good!".
Autor: Steffen Prell