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Die Berliner Musikerin und Sängerin Charlotte Brandi hat schon einiges hinter sich in ihrer Karriere. So zählte sie mit ihrer Band "Me and my Drummer" vor sechs, sieben Jahren zu den großen Hoffnungen der deutschen Popmusik. Doch die Band löste sich 2018 auf. Charlotte Brandi arbeitet am liebsten unabhängig und selbstbestimmt. Auf ihrem neuen Album "An den Alptraum" hat sie das konsequent umgesetzt. Beteiligt waren an der Produktion ausschließlich Frauen oder non-binäre Personen. Bei einer Session im traditionsreichen Sendesaal im Haus des Rundfunks erklärt Charlotte Brandi, warum das einen Unterschied gemacht hat und was Feminismus für sie bedeutet.
Charlotte Brandi, Musikerin
"Oft entsteht meine Musik tatsächlich am Klavier und ich hab mir das Klavierspielen selbst beigebracht, als ich ein Kind war. Mit 4 oder mit 3 habe ich das erste Mal Klavier gespielt, weil zu Hause eins rumstand und dann hab ich Unterricht bekommen und dann hab ich den abgebrochen."
Charlotte Brandi, Musikerin
"Ich hab nach Gehör gelernt. Ich kann auch keine Noten lesen. Dieser Zugang zum Instrument, der sehr intim ist, wo keine dritte Person einem reinredet, der war der Grund, warum es so lange zwischen dem Klavier und mir jetzt funkt - immer noch, also weil mir da keiner reinquatscht."
Charlotte Brandi, "Frau", Album: An den Alptraum
"Es brechen immer schneller die Sonnenstrahlen ab
Die Erde wird schon heller, sie schmückt sich wie ein Grab
Halte Deine Formen länger nicht zurück
Spuck sie aus, die Sorgen
Und flieg hinauf zum Glück"
Charlotte Brandi, Musikerin
"Ursprünglich habe ich Englisch angefangen zu Texten aus zwei Gründen. Einmal, weil alle meine musikalischen Vorbilder Englisch getextet haben. Und weil ich mit der Band "Me and my Drummer" europaweit Konzerte spielen wollte. Also, wir wollten aus Deutschland raus. Das war ganz wichtig für uns."
Videoclip, Me and My Drummer: "Heavy Weight" (2012)
Charlotte Brandi, Musikerin
""Me and my Drummer" hat sich irgendwann aufgelöst und dann ist mir aufgefallen, dass man Fremdsprachen überschätzt. Also wenn ich wissen will, wie die Welt funktioniert oder wie andere Menschen funktionieren oder was so los ist, dann habe ich das als unfair empfunden, mich weiter hinter einer Fremdsprache zu verstecken."
"Ich schreibe Tagebuch und mir ist manchmal danach, dass ich so meine Tagebücher durchlese von vor einem Jahr oder zwei oder drei Jahren und dann ist mir aufgefallen, dass ich fast jedes Lied auf dieser Platte mal geträumt hab. Ich hab mal einen Traum gehabt, da saß ich in einem Auto und fuhr mit einer Band auf Tour und hinter uns kam wie so eine "Independence Day"-Wolke am Horizont immer mit und wollte uns einholen und daraus ist dann dieser Text entstanden zu dem Lied "Geld"."
Videoclip, Charlotte Brandi, "Geld", Album: "An den Alptraum"
"Süßer Traum aus Teer gemacht
Vom Morgen bis in die Nacht
So verläuft unser Weg
Offene Welt durch offene Tür’n
Alles will uns hier verführ’n
Und wenn es Euch nicht gäb‘
Ich müsst Euch erfinden"
Charlotte Brandi, Musikerin
"Ich mag gerne mir so eine Aufgabe stellen und die dann einzuhalten. So ein bisschen Konzept -mäßig. Und ich habe mich gefragt was passiert eigentlich mit einem Album Prozess, wenn kein Mann im Raum ist? Ich wollte einfach wissen, was ist anders? Was ist für mich anders? Und ich muss sagen, für mich sind zwei Dinge weggefallen. Das eine war die erotische Spannung, die fast in jeder anderen Albumproduktion irgendwie mehr oder weniger aufkam. Und das andere war die meine Autorität wurde in keinem Moment angezweifelt."
Charlotte Brandi, "Der Ekel", Album: "An den Alptraum"
"Du findest mich eklig, bist mir nicht gerne nah
Du musst meine Lieder ausmachen, wenn jemand sie anmacht
Es ist nicht, ob ich mit dir schlafe oder nicht
Selbst meine Texte sind so schön wie ein Gedicht"
Charlotte Brandi, Musikerin
"Mein Feminismus ist im besten Fall wie so ein stummes Navi. Okay, also, ich bin weiß, das heißt, ich habe bestimmte Probleme in der Gesellschaft schon mal gar nicht. Und mir bleibt jetzt dieses lästige Sexismus-Problem. Ich hoffe, dass in meinen Texten eine Kritik am Patriarchat deutlich wird, die einen nicht überfährt, sondern die man als eine Sicht, ein Gefühl zur Welt so ausmachen kann und wo man sich entlang hangeln kann und wo man so bei dem Lied und dem Lied und dem Lied das irgendwie wiederfindet."
Charlotte Brandi, "Der Ekel", Album: "An den Alptraum"
"Deine Antipathie hat mich lange erstaunt
Jetzt ergibt alles Sinn:
Du hast einfach Angst vor Frau‘n"
Autorin: Charlotte Pollex