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Am 8. März ist internationaler Frauentag - am 9. März startet der Spielfilm "Ladybitch" in den Kinos. Die #MeToo-Bewegung begann vor mehr als 5 Jahren. Hat sich was verändert? Zwei junge Regisseurinnen, Ende 20, haben jetzt einen Spielfilm gedreht, der zeigt, wie das Machtgefälle von Männern zu Frauen gerade im - ach so fortschrifttlichen und aufgeklärten Kunstbetrieb - nach wie vor funktioniert: Unterdrückung, eingepackt in "künstlerische Arbeit" bis hin zu offenen Übergriffen.
Ausschnitt "Ladybitch", Regie: Marina Prados und Paula Knüpling, Kinostart: 09.03.
"Ja Ela, ich freu mich. Also wer es noch nicht weiß, Ela ist Lulu!"
Es scheint, als hätte sie das große Los gezogen: Ela ist eine junge Schauspielerin mit wenig Erfahrung. Jetzt darf sie die Hauptrolle spielen. Franz Kramer, ist ein angesagter Regisseur und der will seine Version von Frank Wedekinds "Lulu" auf die Bühne bringen.
"Ladybitch" heißt der Debutfilm von zwei Regisseurinnen, der zunächst aussieht, wie die Making-of-Doku einer ganz harmlosen Theaterproduktion.
Paula Knüpling, Regisseurin und Autorin
"Das ganze ist eine Mockumentary, also es ist in einem dokumentarischen Format gedreht, aber der Filmstoff ist fiktiv, es basiert aber auf unseren persönlichen Erfahrungen. Ich und Marina sind beide ursprünglich Schauspielerinnen."
Marina Prados, Regisseurin und Autorin
"Ich hab Schauspielstudium in Barcelona gehabt, und da hab ich wirklich viel Missbrauch in diese Hochschule von Schauspiel. ich hab öffentlich gesagt, dass mein Lehrer mich missbraucht hat und ich hab erlebt, wie viele Leute immer noch darunter leiden."
Ausschnitt "Ladybitch", Regie: Marina Prados und Paula Knüpling, Kinostart: 09.03.
"Lauf mal gegen die Wand, versuch mal."
Zunehmend werden Grenzen überschritten bei diesem Regisseur, der sich selbst für einen ganz großen Feministen hält.
Ausschnitt "Ladybitch", Regie: Marina Prados und Paula Knüpling, Kinostart: 09.03.
"Ich sehne mich nach Deiner Peitsche zurück, verstehst Du? Sie läuft gegen die Wand."
Ausschnitt "Ladybitch", Regie: Marina Prados und Paula Knüpling, Kinostart: 09.03.
"Ah das ist toll, das sie selber entscheidet: Ich will diese Peitsche. Das ist meine feministische Freiheit, mich zu unterwerfen."
Paula Knüpling, Regisseurin und Autorin
"Wir haben auch in dem Film versucht, das darzustellen: dass es auch so wichtig ist, was machen die Menschen drum herum in diesem Raum- also: ich als Zeugin einer Situation- was kann ich machen? Was hätte ich mir gewünscht, gemacht zu haben oder was hätte ich mir gewünscht, was andere gemacht hätten."
Der Schauspieler Christoph Gawenda spielt Franz Kramer als einen Künstler ohne Gespür dafür, was seine Handlungsanweisungen bei den Kolleg:Innen bewirken.
Er selbst gehört zum festen Ensemble der Schaubühne und kennt die Gefahren, der Zusammenarbeit zwischen den manchmal allmächtigen Regisseur:Innen und "ihren" Künstler:innen am Theater.
Christoph Gawenda, Schauspieler
"Am Theater ist das Machtgefälle ziemlich steil, …es gibt auch riesen Vorteile das jemand sagt, was passiert. Das jemand eine Vision hat und das man sich dem unterordnet, das finde ich erstmal nicht schlimm. Es lädt natürlich ein grade die steile Hierarchie was auch Intendanzen betrifft. Es ist jeder in der Gefahr die Macht- teils unbewusst, teils bewusst zu missbrauchen."
Was im Film als Teil der Probenarbeiten normal scheint, kippt schließlich völlig...
Ausschnitt "Ladybitch", Regie: Marina Prados und Paula Knüpling, Kinostart: 09.03.
"Kannst Du aus Spass, das T-Shirt einfach mal ausziehen."
Christoph Gawenda, Schauspieler
"So Kleinigkeiten: Zieh mal Dein T Shirt aus, aus Spass!"
"Wir haben ja grad ganz viel Spaß auf der Probe suggeriert das ja. Man ist natürlich sofort Spielverderberin, wenn man sagt: Nee, hab ich grad kein Bock drauf. Und dann benutzt man auch diesen Proben-Schwung sozusagen, um das herzustellen. Das ist natürlich ein billiger Trick."
Ela muss schließlich in einem schmerzhaften Prozess lernen, dem Regisseur Grenzen zu setzen. Sich selbst zu ermächtigen.
Marina Prados, Regisseurin und Autorin
"Dieser Genie Gedanke hat gemacht, dass solche Situationen wie "MeToo" passieren und ich glaube, dass wir müssen das raus aus unseren Gedanken holen und komplett von Neuem anfangen und sagen: ok, es ist nicht wichtig wie der Film ist. Wichtiger ist der Prozess, wie wir das zusammen machen."
Autorin: Charlotte Pollex