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Das Stück "Der Florentiner Hut" riecht nach Abonnenten-Theater und ist ein Dauerbrenner an der Comédie-Française. Doch entscheidend ist, wer was daraus macht: Herbert Grönemeyer hat den Klassiker als Oper vertont, Regie-Star Herbert Fritsch bringt sie auf die Bühne. Herausgekommen ist "Highspeed-Theater", wie die beiden sagen, voller Situationskomik und Musik.
Herbert Fritsch, Regisseur
"Komödie heißt bunt, laut und schnell!"
Das wird wieder eine dieser Inszenierungen, in der schon im liebevoll gestalteten Schlussapplaus mehr kreative Kraft steckt als in manchem ganzen Abend. Heute sprechen wir über lauter große Namen. Regielegende Orson Welles. Humorlegende Jacques Tati. Und zwei legendäre Herberts.
"Herbert?"
- "Herbert?"
"Der glänzende vor dem Heer…"
- "Wir beide heißen Herbert. Doppelter Herbert…"
"Eigentlich war mein Geburtsname ja Heribert."
- "Ich kann auch nix dafür, für meinen Namen. Es gibt schönere…"
Die beiden Herberts haben sich gemeinsam eines französischen Komödienklassikers angenommen – "Ein Florentiner Hut" von Eugène Labiche – 170 Jahre alt.
An der Komischen Oper heißt er nun "Pferd frisst Hut". Dank Orson Welles – der hat das Stück in den 30ern mal am Broadway inszeniert, und auch das Berliner Pferd ist eine Verneigung vor ihm.
Herbert Fritsch, Regisseur
"Orson Welles hat das Stück genannt: Horse Eats Hat. Und das hat mir gleich so gefallen, da habe ich gedacht: Genau! Pferd frisst Hut!"
Für überkandideltes Theater ist Herbert Fritsch Deutschlands Fachkraft Nummer eins. Die Handlung: fast egal bei so viel Action. Ein Pferd frisst einen Hut – und der Pferdebesitzer Fadinard muss ausgerechnet an seinem Hochzeitstag für Ersatz sorgen.
"…mit Mohnblumen!"
Es folgen Irrungen und Wirrungen in gaga – sowas ist bei Herbert Fritsch in besten Händen.
Herbert Fritsch, Regisseur
"Das muss so drüber-drüber-drüber sein, dass man überhaupt nicht zum Atmen kommt, wenn man zuguckt… Stolpern, gegen die Wand rennen – das muss man immer wieder sehen – das ist immer wieder lustig."
Im besten Sinne alles beim alten bei Herbert Fritsch – neu ist, dass Er mit an Bord ist – Herbert Grönemeyer. Über seine große Musikerkarriere vergisst man glatt, dass sein Künstlerleben am Theater Fahrt aufgenommen hat – als Knirps von 18, 19 Jahren – am Schauspielhaus Bochum.
Herbert Grönemeyer, Sänger und Komponist
"Ich glaube, ich habe am Theater von 17 bis Ende 20 meine schönste Zeit verbracht, was das Lernen anging. Ich habe viel gelernt und insofern, wenn ich ins Theater komme ist das wie ein kleiner Junge, der wieder auf den Fußballplatz darf. Ich bin gerne im Theater, ich bin gerne mit den Menschen zusammen, das macht ne Heidenfreude, Dinge entstehen zu sehen."
Für "Pferd frisst Hut" hat Herbert Grönemeyer die Musik geschrieben und getextet – und jetzt gibt er, der es gewohnt ist, selber aufzutreten, seine Musik an andere ab.
Herbert Grönemeyer, Sänger und Komponist
"Ich hör es fast lieber, wenn andere meine Leute Lieder singen. In dem Fall war es einfach schön zu sehen, wie die Dinge zum Teil blühen."
"Wehe, der, wehe dem… Geschenk des Himmels nennt."
Das klingt nach Grönemeyer durch und durch. Seine Musik sorgt für Atempausen in Herbert Fritschs Bonbongewitter – aber mit ner schmissigen Polka hat er sich auch austoben dürfen.
"Uno, due, tre… Italien."
Hier geben halt alle dem Affen… tschuldigung, dem Pferd Zucker - bis kurz vor der Diabetes. Noch etwas ist neu: Herbert Fritsch nutzt erstmals Türen im Bühnenbild.
Herbert Fritsch, Regisseur
"Und jetzt hab ich mal gedacht, jetzt mach‘ ich mal was mit Türen, aber gleich richtig viele! Und vor allem ne Drehtür! Da habe ich gedacht an "Playtime" von Jacques Tati – da ist diese Nummer drin mit der Drehtür, wo der Betrunkene aus der Drehtür rauswill und aber so betrunken ist, dass er immer wieder reinkommt."
"Und übrigens ist die Bühne natürlich auch dadurch ein Musikinstrument. Haben wir ja gesehen bei der einen Szene vorher. Wo die Tür auf, Tür zu… wo das zu `nem Rhythmus wird."
"…Ich bete für diesen Hut nur.
Du gehst mir gegen die Hutschnur."
Ums kurz zu machen: Herbert und Herbert – das passt. Auf der Bühne und auch daneben.
Herbert Grönemeyer, Sänger und Komponist
"Er ist einfach ein wunderbarer Mensch und versucht wirklich auf seine Art den Menschen Freude zu machen, Spaß mitzubringen. Und ich glaube, Spaß, im Theater zu inszenieren, das ist das Schwerste."
Herbert Fritsch, Regisseur
"…dass er ne große Ruhe ausstrahlt, dass er Humor hat, dass man mit ihm auf der Probe lachen kann. Man will ja sein Leben nicht nur mit Tristesse verbringen."
Nein, wer will das schon – die Komische Oper verhängt einfach mal ein kurzfristiges Tristesseverbot. Danke dafür!
"Die Liebe ist perfekt."
Autor: Steffen Prell