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"Denken schadet der Illussion" singt Hilde Knef in "Eins und Eins, das macht Zwei". Es waren immer Zeilen, wie diese, die die Knef besonders gemacht haben. Diesen Liedern hat sich jetzt der Chansonier Tim Fischer angenommen, für ein neues, besonderes Programm in der Bar jeder Vernunft, in dem er der Knef sehr nahekommt. Wir haben ihn auf die Bühne begleitet.
"In dieser Stadt kenn’ ich mich aus, in dieser Stadt war ich mal zuhaus’."
Tim Fischer verkörpert Hildegard Knef, die Berlin -Ikone, den Weltstar.
"… war ich mal zuhaus’."
Geboren wurde die Knef ausgerechnet in Ulm, kam als Baby nach Berlin. Zum Glück. Knefs Chansons: der melancholische Soundtrack der Stadt.
Hildegard Knef
"In dieser Stadt kenn’ ich mich aus, in dieser Stadt war ich mal zuhaus’. Wie sieht die Stadt wohl heute aus? In dieser Stadt war ich mal zuhaus’."
100 Jahre alt würde sie in diesem Jahr - unsterblich jung.
Tim Fischer, Chansonier
"Die Knef - also wenn man sagt: Hildegard Knef - dann hat jeder ein ganz anderes Bild im Kopf. Sie ist eine Frau mit sehr vielen künstlerischen Gesichtern - also nicht künstlichen, jeder verbindet etwas anderes mit ihr. Und diese Lieder sind Projektionsvorlagen für das Publikum, auf die quasi die Menschen ihre eigene Fantasie werfen können."
Tim Fischer, Chansonier
"Eins und zwei das macht zwei, drum küss’ und denk’ nicht dabei, denn Denken schadet der Illusion."
Großes Gefühl bei illusionsloser Grundhaltung: Knefs lebenshungrige Grandezza.
Tim Fischer, Chansonier
"…und kommst du mal aus dem Gleis war’s eben Erfahrung anstatt Offenbarung, was macht das schon."
In ihrer Hoch-Zeit als Chanteuse, in den 60ern und 70ern war die Knef auch ein weibliches Rollenmodell: Emotional, verletzlich, unabhängig.
Tim Fischer hörte sie schon als Kind, lernte mit "Eins und eins das macht zwei" den Walzer des eigenen Lebens zu tanzen, blieb fasziniert von der Künstlerin, die die meisten ihrer bewegenden Texte selbst schrieb. Und auch ihren selbstironischen Smash-Hit serviert er mit in seiner Show.
Tim Fischer, Chansonier
"Für mich soll’s rote Rosen regnen, mir sollten sämtliche Wunder begegnen."
Ihre großen Erfolge und bitteren Enttäuschungen hat Hildegard Knef in wunderbare Chansons verwandelt und öffentlich, auf der Bühne ausgelebt wie hier 1968 in der Philharmonie. Mit Berlin, wo sie zeitlebens viel mehr als einen Koffer hatte, verband sie eine hochkomplizierte Zuneigung - eben die legendäre Hassliebe der Berliner zu ihrer Stadt.
Tim Fischer, Chansonier
"Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen und dein Mund ist viel zu groß. Dein Silberblick ist unverdrossen, doch nie sagst du: was mach ich bloß?"
Tim Fischer, Chansonier
"Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen - also, dieser kleine Makel, damals wurde eine Sommersprosse ja weggeätzt, da gab es kleine Mittelchen, also bloß keine Flecken haben… Da hat sie gesagt: Also genau das macht es eben aus, dieser kleine Schönheitsfehler, das ist das, was ich an Berlin so liebe - und das stimmt ja nach wie vor. Und daher sind ihre Texte, ist ihre Message in den meisten Fällen tatsächlich zeitlos."
Hildegard Knef
"Das Glück kennt nur Minuten, der Rest ist Warteraum…"
Tim Fischers von Herzen kommende, stilsichere Hommage gilt einer Künstlerin, die von sich einmal gesagt hat: "Ich habe mehr überlebt als gelebt."
Tim Fischer, Chansonier
"Neben diesem wahnsinnigen Erscheinungsbild des Stars Hildegard Knef hat mir besonders imponiert, dass sie auch ganz offen zu ihren Niederlagen gestanden ist, und ich hatte sogar das Gefühl, dass ihr dieser menschliche Aspekt bei aller Kunst am wichtigsten ist. Das hat mich berührt und getroffen."
Tim Fischer, Chansonier
"So oder so ist das Leben, ich sage: heute ist heut’. Was ich auch je getan, ich hab’ es gern getan, ich habe es nie bereut."
Autor: Andreas Lueg