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1955 verbot der westdeutsche DFB seinen Vereinen, dass Frauen auf deren Plätzen Fußballspielen dürfen. Wie die Mädchen und Frauen mit List und Kampfgeist gegen dieses Verbot agierten, wie auch Fußballspielerinnen in der DDR gegen ihre Bagatellisierung kämpften, davon erzählt der Dokumentarfilm "Mädchen können kein Fußball spielen". Beim 11mm Fußballfilmfestival in Berlin feiert er Weltpremiere. Eine unterhaltsame und informative Zeitreise. Und eine Geschichte, die heute noch aktuell ist.
Bärbel Wohlleben
"Bärbel und der Ball - Das war eine schöne Sache. Ich hatte 3 ältere Brüder und die brauchten jemanden und das war ich."
Christa Kleinhans
"Als Kinder haben wir in Straßen gespielt, gegenüber lagen die Trümmer vom Krieg aber es war wunderschönes, mein Lieblingssport war Fußball"
Anne Trabant
"Als kleines Mädchen, wenn ich von der Schule kam, wurden die Sachen in die Ecke geschmissen und dann ging es raus zum Kicken. Am Anfang war ich natürlich nur Torhüterin, weil ja Mädchen können ja kein Fußball spielen."
Ihre Namen kennt heute kaum jemand, dabei wurden sie Heldinnen des Fußballs. Allen Widerständen zum Trotz. Die Bundesrepublik feiert das Wunder von Bern. Aber bitte ohne Mädchen.
Christa Kleinhans
"Das Mädchen durfte doch nicht Fussballspielen. Eine Frau musste eine Frau bleiben, die durfte nicht vermännlichen."
Sepp Herberger
"Nach meiner Meinung ist der Fußballsport keine Sportart, die für Damen geeignet ist, eben schon deshalb, weil er ein Kampfsport ist. Ganz abgesehen davon, dass die Damen nach meiner Meinung die Leistungen die man erwartet, doch nie erreichen werden."
Mädchen können kein Fußballspielen - ist der doppeldeutige Titel des neuen Dokumentarfilms von Torsten Körner. Er spielt nicht auf mangelndes Talent an, sondern auf ein Verbot, das der DFB 1955 aufgestellt hat.
Torsten Körner, Regisseur
"Also von heute aus betrachtet ist natürlich unfassbar, dass in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts bis 1970 der DFB sich anmaßte, auch ja Selbstverwirklichung von Menschen zu unterbinden. Frauen das Fußballspielen zu verbieten, das erinnert uns ja heute an autoritäre, eher meistens muslimisch geprägte Staaten, wo Frauen in ihren Freiheitsrechten eingeschränkt werden. Und genauso war die alte Bundesrepublik verfasst."
Christa Kleinhans
"Warum können wir denn nicht Fussball spielen, dieser Gedanke hat mich Jahre lang verfolgt."
Christa Kleinhans ist eine der Fußball-begeisterten Frauen, die buchstäblich am Ball bleibt. Sie kickt für Fortuna Dortmund.
"…geradezu aus der Luft gehäkelt dieser Ball, was man sah, war eine Kettenreaktion gesalzener Angriffe, gepfefferter Vorlagen und ausgekochter Kombinationen."
Torsten Körner, Regisseur
"Sportmoderatorinnen gab es nicht. Es gab keine Kamerafrauen, es gab nur den männlichen Blick. Das heißt, der ganze Bericht, jeder Beitrag, war im Grunde genommen struktureller Sexismus."
"Wir haben inzwischen festgestellt, dass sich zahlreiche Mädchen und Frauen unserem Verein angemeldet haben mit dem Bemühen, dort nun auch Fußball spielen zu dürfen. Jetzt handelt es sich um das echte Bestreben nach einer sportlich ernstgemeinten Betätigung mit Übungs- und Spielbetrieb."
Anne Trabant
"Als dann endlich das Verbot aufgehoben wurde, wurden uns trotzdem wieder Regeln vorgeschrieben, die dazu führten, dass wir nicht richtig Fußball spielen durften."
"Es ist nicht zu verheimlichen: Damenfußball kommt immer mehr in Mode. Doch dem weiblichen Ehrgeiz sind biologische Grenzen gesetzt, wie Sportmediziner Dr. Spellerberg bestätigt."
Spellerberg
"Die Muskulatur unterscheidet sich qualitativ und quantitativ von der des Mannes, was also die Kraft angeht."
"Der DFB hat also gemeit: Die Frauen dürfen wir nicht überfordern. Die spielen erstmal 2x 25 Min."
"und so wurde das Spiel entschärft."
"Wir hatten eine kleineren Fußball."
"Naja, irgendwann war das für uns wie so ein Luftballon."
"Ja oder Stollenschuhe waren nicht erlaubt!"
"Hätte bloß noch gefehlt, weil wir kleiner sind, als Männer, dass wir kleinere Tore brauchen."
Spellerberg
"Vielleicht Veränderungen der Tormaße in Höhe und Breite.."
Torsten Körner
"Warum es die Männer den Frauen so schwer machen, das hat natürlich was mit unsern, erschütterten Identitäten zu tun, vor allem mit der erschüttern Identität des Mannes im 20. Jahrhundert nach dem Zweiten Weltkrieg und in der alten Bundesrepublik waren ja Bereiche wie Politik, Wirtschaft, Sport, waren Felder, auf denen der Mann ... versucht hat seine eigene Männlichkeit zurückzugewinnen und zu behaupten und zu verteidigen. Die Frau, die ja in diesen harten Zeiten der 20er, 30er, 40er Jahren ihre Frau gestanden hat (…) Und diesen Prozess der Modernisierung, der Emanzipierung, der wurde politisch gewollt, kulturell gewollt zurückgedrängt."
Torsten Körner zeigt nicht nur die viel zu wenig erzählten Ruhmesmomente deutscher Fußball Pionierinnen in West- und übrigens auch in Ostdeutschland, er erzählt auch die skandalöse Geschichte eines Männerbundes, der Frauen systematisch ausgrenzt. Bis 1982 dauert es, dass erstmals eine Deutsche Frauennationalelf international antreten darf.
Anne Trabant
"Das war der schönste Moment in meinem Leben - sportlich."
Torsten Körner
"Es ist wichtig, daran zu erinnern, wer die Pionierinnen des Frauenfußballs sind, ... damit auch jüngere Menschen... Vorbilder haben, auf die sie sich positiv beziehen können."
Autorin: Charlotte Pollex