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Das Schicksal der japanischen Künstlerin Yoko Ono ist es, als die treibende Kraft hinter dem Ende der Beatles zu gelten. Trotz aller historischen Fakten. Dabei war sie – im Gegensatz zu den damals üblichen Musiker-Frauen - bereits eine eigenständige Künstlerinnenpersönlichkeit, als sie John Lennon heiratete. Seit den 1950er Jahren hat sie mit ihrer Arbeit die Kunstwelt geprägt, gleich zweimal wurde sie sie zur Documenta in Kassel eingeladen. Für die Friedensbewegung wurde sie zu einer Ikone. Mit der Ausstellung YOKO ONO: MUSIC OF THE MIND würdigt der Gropius Bau jetzt das wegweisende Schaffen der Künstlerin mit Werken aus sieben Jahrzehnten.
Juni 1969 – Yoko Ono wird auf einem Schlag weltberühmt. Gerade hat sie John Lennon geheiratet. Jetzt verbringt das Paar die Flitterwochen im Hilton Hotel in Amsterdam. Die beiden bleiben im Bett, laden von 9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends die Presse ein und propagieren den Weltfrieden.
Peaches, Künstlerin & Musikerin
"Diese Idee, einfach still zu sein, fast nichts zu tun, das erzeugt eine Kraft, eine Energie rundherum, die für Chaos sorgt."
Die kanadische Sängerin und Performerin Peaches ist damals ein Baby. Jahrzehnte später wird Yoko Ono zu einer Freundin und Seelenverwandten in der Kunst. Peaches lernt Yoko Ono auf einem Musikfestival kennen.
Peaches, Künstlerin & Musikerin
"Sie ist wirklich cool. Sie ist so wie man es erwartet: sehr direkt, sehr cool, sagt was sie sagen will. Ich war damals sehr aufgeregt, dass Yoko Ono mich beachtet und dass sie fand, dass ich etwas Spannendes mache."
Peaches ist heute selbst eine Berühmtheit, bekannt für Punksongs und wilde Kunstaktionen, oft in ihrer Teilzeit-Heimat Berlin. Hier führt Peaches jetzt das Werk "Cut Piece" von Yoko Ono von 1964 auf. Damals eine Provokation. Die Zuschauer sollten Yoko Ono die Kleider vom Leib schneiden, bis sie nackt ist. Es ist das früheste Werk der feministischen Kunstbewegung und des sogenannten Fluxus.
Peaches hat es schon einmal gezeigt, 2013 in London.
Peaches, Künstlerin & Musikerin
"Yoko kam auf die Bühne und steckte mir diesen Ring an den Finger, sie flüsterte mir ins Ohr "Danke" und ich fing an zu weinen. Es war so schön. 90 Minuten lang saß ich still und lernte so viel über das Publikum, über mich selbst, über die Bedeutung dieses Stückes, wie kraftvoll er ist."
Jetzt zeigt Peaches "Cut Piece" im Gropiusbau bei der großen Yoko Ono Ausstellung. Ihre Kunst versteht Yoko Ono bis heute als Kampf für den Frieden.
Sie ist jetzt 92 Jahre alt. Als Kind hat sie den Vietnamkrieg erlebt. Das hat sie geprägt.
Und sie hat Humor. Für ihren Film "Hintern" von 1966 filmt sie 200 Hinterteile. Als Friedenspetition. Das Werk wird zeitweise zensiert. Die Ausstellungen im Gropius Bau und in der Neuen Nationalgalerie zeigen auch, dass Yoko Ono schon vor ihrer Heirat mit John Lennon eine wichtige Künstlerin ist. Danach wird sie oft auf die Frau reduziert, die die Beatles auseinandergebracht hat.
Peaches, Künstlerin & Musikerin
"Die Leute nannten sie eine Schlampe, eine Hexe, sie sagten, oh, sie ist nur berühmt, weil sie John Lennons Frau ist. Aber wie mächtig und stark kann man sein, um zu dieser Zeit der berühmtesten Person der Welt etwas entgegenzusetzen. Und zu wissen, dass deine Kunst und deine Stimme gehört werden müssen."
Bereits vor ihrer Heirat, Anfang der 1960er Jahre, organisiert sie Abende in ihrem Loft in New York. Die Kunstwelt kommt, wie Marcel Duchamp oder Alan Ginsberg.
Es ist kein Zufall, dass die Yoko Ono Ausstellung im Gropius Bau gezeigt wird. Die Direktorin, Jenny Schlenzka, kennt Yoko Ono aus New York. Als Kuratorin am Moma hat sie von der Künstlerin sogar schon eine Auszeichnung für ihre Arbeit bekommen.
Jenny Schlenzka, Direktorin Gropius Bau
"Natürlich ist sie eine Vorreiterin der Konzeptkunst also der Kunst, die besagt, dass die Idee eines Kunstwerkes genauso wichtig ist, wenn nicht wichtiger ist als die Ausführung, also als das Objekt. Alle ihre Arbeiten fangen ja mit einer Idee an und manchmal ist die Idee schon genug."
Ihre Kunst ist zum Mitdenken und Mitmachen. Dafür gibt Yoko Ono Instruktionen, wie hier zu "Cleaning Piece" in der Neuen Nationalgalerie: Jeder Besucher soll sich entscheiden, ob er traurig oder glücklich ist und dann einen Stein auf eine weiße Platte legen.
Jenny Schlenzka, Direktorin Gropius Bau
"Mich interessiert ihre Offenheit und ihre Direktheit wie sie mit dem Publikum kommuniziert, und auch das Verspielte, weil, das ist eigentlich was, wofür wir stehen wollen, dass die Leute hier reinkommen, sich angesprochen fühlen, sich eingebunden fühlen, ohne das sie denken, "oh ich muss jetzt studiert haben oder Kunstgeschichte kennen", und ich finde, da ist sie eine Meisterin."
Und Yoko Ono ist eine Künstlerin, die mit ihrer Kunst für den Frieden auch heute noch so aktuell ist, wie damals, zu Beatles Zeiten.
Autorin: Margarete Kreuzer