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Eine Tragikomödie eröffnet das diesjährige Filmfest Cottbus. Der junge ukrainische Regisseur Antonio Lukich erzählt darin die Geschichte von Zwillingsbrüdern. Ihr Vater ist seit 20 Jahren verschwunden, als sie erfahren, dass er in Luxemburg im Sterben liegt. Einer der Brüder entscheidet sich, zum Vater zu reisen, während der andere alles daransetzt, seinen Bruder an der Ausreise aus der Ukraine zu hindern. Der Film wurde bis kurz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine gedreht und konnte nur unter großen Schwierigkeiten fertiggestellt werden.
"Luxembourg, Luxembourg" erzählt von Zwillingsbrüdern Kolya und Vasya in einer Kleinstadt in der Zentralukraine. Ihr Leben tritt auf der Stelle, eigentlich kriegen sie nichts auf die Reihe. Da erfahren sie plötzlich, dass ihr lange verschollener Vater wieder aufgetaucht ist. In Luxemburg.
Regisseur Antonio Lukich erzählt eine Geschichte, die er selbst gut kennt. Sein eigener Vater stammt aus Ex-Jugoslawien und hat seine ukrainische Familie früh verlassen.
Antonio Lukich, Regisseur
"Das ist eine wahre Geschichte. Sie ist durch Ereignisse inspiriert, die mir wirklich passiert sind, nämlich meine Reise zu meinem Vater, der seit 2016 nicht mehr lebt. Ich hatte einen abwesenden Vater und das war ein Problem für mich. Das gilt allerdings für viele in meiner Generation: In der Schule war es nicht normal, eine vollständige Familie zu haben."
Antonio Lukichs Film handelt von einem typisch ukrainischen Problem: Nach dem Ende der Sowjetunion rutscht das Land in eine Wirtschaftskrise. Millionen Menschen verlassen das Land. Eine ganze Generation wächst ohne einen Elternteil auf.
Antonio Lukich, Regisseur
"Das Problem der abwesenden Väter in den 90er Jahren erscheint heute gerade zu klein. Denn leider werden wir in der Zukunft viel, viel mehr Kinder haben, die ohne Väter aufwachsen werden – eine ganze Generation. Seit Beginn der groß angelegten russischen Invasion in die Ukraine, sind schon jetzt zehntausende Kinder ohne Väter."
Im Film gehen die Zwillinge sehr unterschiedlich mit der Abwesenheit des Vaters um. Vasya ist ein ordnungstreuer Polizist. Kolya ein Kleinkrimineller mit einem Talent für alltägliche Katastrophen. Als der Vater nach 20 Jahren wieder auftaucht, versucht Kolya mit ihm Kontakt aufzunehmen, Vasya will ihn davon abhalten.
Antonio Lukich, Regisseur
"Unser Film zeigt die Geschichte von zwei Brüdern, die ihr Leben lang versuchen herauszufinden, wie man eigentlich lebt. Mit Vater scheint alles klarer zu sein, ohne wird alles schwieriger."
"Luxembourg Luxembourg" ist eine Tragikomödie. Für das Komische sorgen die beiden Hauptdarsteller, Mitglieder der ukrainischen Hip Hop Band "Kurgan & Aggregat". Sie sprechen einen Dialekt, der in der Ukraine für Heiterkeit sorgt. Gerade deswegen hat Antonio Lukich sie ausgesucht.
Antonio Lukich, Regisseur
"Durch Zufall entdeckte ich ein Video, das war ein Interview, in dem die Band „Kurgan & Agregat“ das ukrainische Kino parodiert. Dabei ist mir Amil aufgefallen. Er sprach einen fantastischen Dialekt. Für meine Filme versuche ich immer, einen Komiker zu nehmen und biete ihm an, eine dramatische Figur zu spielen. Dieses Zusammentreffen von Stimmungen ergibt eine interessante und unerwartete Atmosphäre."
Die Dreharbeiten müssen abgebrochen werden, als die russische Armee die Ukraine angreift.
Antonio Lukich, Regisseur
"Schon in ruhigeren Zeiten war es in der Ukraine unglaublich schwer, einen Film zu machen. In der Zeit der russischen Invasion, der Aggression… wenn alles was man liebt - Menschen, Familie, Gebäude… zerstört wird, ist die Fertigstellung eines Films fast ein Wunder. Wir sind wirklich sehr glücklich darüber und das gibt uns Kraft."
Dass "Luxemburg, Luxemburg" auf dem Filmfest in Cottbus gezeigt werden kann, ist ein wahres Happy End - für den Film und sein Team.
Autor: Mitya Churikov