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Seit der Wende standen die Maschinen im Kraftwerk von Luckenwalde still - bis der Künstler Pablo Wendel sie wieder zum Laufen brachte. Anne Kohlick hat ihn dabei begleitet, wie er das Gebäude in ein Kunstzentrum verwandelt.
Es rumpelt und quietscht, als das riesige Zahnrad das hundert Jahre alte Förderband in Bewegung setzt. Bis zur Wende hat es Tonnen von Kohle ins Luckenwalder Kraftwerk transportiert, aus denen ab 1913 Energie gewonnen wurde. Nach fast 30 Jahren Stillstand hat das Förderband jetzt Holzabfälle aus den Kiefernwäldern rund um Luckenwalde geladen. Aus dieser Biomasse entsteht im E-Werk seit Neuestem wieder Elektrizität.
Pablo Wendel versteht genauso viel von zeitgenössischer Kunst wie von alten Maschinen. Das eine hat er studiert, das andere bei Handwerkern und Ingenieuren abgeschaut, mit denen er seit Jahren für seine ungewöhnlichen Kunstprojekte zusammenarbeitet. Er liebt es, dem ratternden Förderband zuzuhören.
Um die historische Maschine wieder in Gang zu bringen, hat Pablo Wendel monatelang gearbeitet - mit Unterstützung von freiwilligen Helfern aus dem internationalen "Workaway"-Programm, die für Kost und Logis mit im Kraftwerk anpacken.

Strom produziert Pablo Wendel im Keller des Kraftwerks mit einer Pyrolyse-Anlage, die Holzabfälle vergast. Von dort fließt die Elektrizität ins Netz der Stadt Luckenwalde und deckt vor allem den Eigenbedarf des riesigen Gebäudes mit seinen vier Stockwerken und mehreren tausend Quadratmetern. Neben Wohnräumen sind im alten E-Werk Ateliers und Werkstätten entstanden, die Pablo Wendel an sieben andere Künstlerinnen, Bildhauer, Handwerker vermietet.
Ende 2017 hat der Künstler aus Süddeutschland das Kraftwerk im Landkreis Teltow-Fläming gekauft. Steigende Mieten und Platzmangel hatten ihn aus Stuttgart vertrieben, wo er vorher wohnte. Seitdem lebt und arbeitet Pablo Wendel hier - mit seiner Partnerin, der britischen Kuratorin Helen Turner, und ihrem gemeinsamen Sohn Ray, der vor einem Jahr in Luckenwalde zur Welt kam.

Aus den Büros im ehemaligen Verwaltungstrakt des Kraftwerks hat Helen Turner Ausstellungsräume gemacht.
Im September 2019 hat das E-Werk Luckenwalde als Kunstzentrum eröffnet - mit einem großen Performance-Festival, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes.
Ein Film Von Anne Kohlick
Erstausstrahlung am 15.08.2020/rbb