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Der Kampf um die Ukraine ist auch ein Kulturkampf. Wenige Tage vor der Invasion hat Wladimir Putin in seiner Rede an die russische Nation noch einmal deutlich gemacht, dass er Kultur, Autonomie und Identität der Ukraine in Frage stellt. Wir haben mit Künstler*innen gesprochen, die das deutlich anders sehen. Und: Obwohl sie, wie sie selbst sagen, die schrecklichste Wochen ihres Lebens hinter sich haben, obwohl sie nicht wissen, was morgen ist, haben sie in der Ukraine für rbbkultur Videos aufgenommen. Gleichzeitig liegen die kulturellen Beziehungen zu Russland auf Eis, mit weitreichenden Folgen für Forschung, Ausstellungen und persönliche Kontakte. Besonders die Staatlichen Museen zu Berlin und die Staatsbibliothek haben in den vergangenen Jahren hervorragend mit ihren Partnern in Russland zusammengearbeitet.
Liza German, Kuratorin, Kiew
"Unser Wunsch, in Kyiv zu bleiben und unser Kind in Kyiv zu bekommen hat sich über Nacht geändert. Es gab viele Gründe dafür. Unter anderem wussten wir, dass die Situation in Kyiv immer schlimmer wird und der Druck auf die freiwilligen Helfer immer weiter steigt. Wir sind eine Familie, die ohne Hilfe nicht lange überleben wird, insbesondere mit einem Kleinkind."
Viktoriia Dor-Zymomria, Künstlerin, Lwiw
"Ich bin sehr müde. Das ist alles sehr schwer."
Tomas Hazslinszky, Musiker, Lwiw
"In der zweiten Woche des Krieges verspürt man Müdigkeit. Es wird zum Alltag. Das Empfinden unterscheidet sich komplett. Das sieht man an unseren Freunden auch. Alle, die freiwillige Hilfe leisten, sind müde geworden."
Pavlo Yurov, Regisseur und Dramaturg, Kyjiw
"Die Frau aus dem Nachbarhaus kocht für uns Essen. Die Menschen schenken einander Geld, Lebensmittel, Sachen, Schutz. Sie bieten Unterstützung bei der Flucht in die Westukraine an. Das ist unglaublich. Die Menschen sind so schön und so mutig. …und großherzig."
Liza German, Kuratorin, Kyjiw
"Obwohl ich all die Tage in Kyiv sehr ruhig war und mir keine Sorgen gemacht habe, bin ich, als wir losfuhren, in Tränen ausgebrochen. Das war mein schwierigster Moment seit dem Anfang des Krieges."
Tomas Hazslinszky, Musiker, Lwiw
"Das ist eine humanitäre Katastrophe. Es ist unglaublich im 21. Jahrhundert solche Worte wie Hunger zu hören. Die Menschen auf der Straße, die dich einfach nach Essen fragen - das sind Menschen, die wahrscheinlich vor ein paar Tagen noch ein zu Hause hatten, einen Hund hatten. Jetzt sind es einfach die Menschen, die fliehen. Das ist eine humanitäre Katastrophe, die länger andauern wird als der Krieg."
Autoren: Mitya Churikov, Steffen Prell