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Seit sieben Wochen schicken uns Künstler*innen aus verschiedenen Orten in der Ukraine ein Videotagebuch. Ein sehr berührender Blick auf das Leben im Ausnahmezustand.
Asia Bazdyrieva, Künstlerin, Kyjiw
"Es sind jetzt sechs Wochen vergangen, und diese letzte Woche war wirklich hart."
Tomas Hazslinszky und Viktoriia Dor-Zymomria, Musiker und Künstlerin, Lwiw
"Nachdem man gesehen hat, was die russischen Soldaten in Bucha getan haben, ist es schwer, über irgendetwas zu reden. Das sprengt die Grenzen des Verstands. Für mich ist es schwer zu ertragen, wie Europa darauf reagiert, dass man bereit ist, die eigenen Prinzipien zu opfern, um den eigenen Komfort zu behalten. Dass die europäischen Werte nicht das Leben der Menschen sind, sondern billiges Gas."
Paolo Yurov, Regisseur und Dramaturg, Kyjiw
"Ich versuche, nicht über die Angst nachzudenken, die man hat, wenn man die Leichen auf der Straße sieht, wenn man begreift, was für einen Terror die Russen verbreiten, um Menschen in der Ukraine, aber auch weltweit, Angst einzujagen und dieses unfassbare Ausmaß an Lügen, die die russische Propaganda produziert, um diese Verbrechen zu leugnen."
Asia Bazdyrieva, Künstlerin, Kyjiw
"Vor ein paar Tagen schlug eine Rakete in das Öldepot ein, das sich ganz in der Nähe meines Hauses befindet, und sehr nahe am Wohnort meiner Familie. Das Feuer, das die nächsten 24 Stunden andauerte, war wirklich massiv, und ich hatte das Gefühl, als wäre mein Körper mit Sand gefüllt, und ich konnte mich die nächsten zwei Tage nicht bewegen."
Liza German, Kuratorin, Kyjiw
"Wir haben die ukrainische Grenze passiert und stehen nun an der polnischen Grenze. Im Vergleich zu den ersten Kriegswochen sind die Autoschlangen kürzer geworden. Hier fängt die nächste Etappe unserer Reise an. Leider verlassen wir die Ukraine, aber nur vorübergehend."
Asia Bazdyrieva, Künstlerin, Kyjiw
"Ich hatte das Gefühl, um mich am Leben zu fühlen und gleichzeitig zu trauern, dass ich nach Kiew zurückkommen muss.
Kiew ist leer, doch es ist auch eine Festung, und die Menschen kommen zurück, und ich habe das Gefühl, ich meine, wenn man es auf eine säkulare Weise sagen kann, ich habe das Gefühl, dass dieser Ort jetzt heilig ist.
Ich lächle, wenn ich durch die Straßen gehe und Menschen sehe und Augenkontakt mit ihnen aufnehme, und sie lächeln zurück... das ist sehr emotional, und ich lebe in dem Gefühl, dass dies Geschichte ist."
Autor*innen: Mitya Churikov, Charlotte Pollex