Am 19. Februar des vergangenen Jahres hat ein Rechtsextremist in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordet.
Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov.
Weil der Attentäter sich nach der Tat selbst tötete, wird es keinen Gerichtsprozess geben.
Das macht es für die Opfer und deren Angehörige noch schwerer, weil zu viele Fragen immer noch unbeanwortet sind.
Warum haben die Behörden jemanden, der mehrmals wahnhafte Anzeigen stellte und mehrmals beim Schießtraining in der Slowakei war, nicht besser beobachtet?
Einen guten Einstieg gibt’s in diesem Feature:
„Der letzte Tag - Das rassistische Attentat von Hanau“
Da erfährt man, dass Ferhat Unvar, eines der Todesopfer, am 19. Februar gerade seine Gesellenprüfung bestanden hatte. Er hat schon als Kind vier Sprachen gesprochen.
Aber in der Schule kam er mit den Lehrer*innen nicht klar und ist irgendwann vom Gymnasium geflogen.
Einmal soll Ferhat Unvar gesagt haben: „Egal, wie schlau ich bin, ich hab' schwarze Haare. Mich wird kein Lehrer ernst nehmen.“
Nach dem Anschlag hat seine Mutter Serpil Temiz Unvar die „Bildungsinitiative Ferhat Unvar“ gegründet.
Als Anlaufstelle für Kinder und Eltern, die Erfahrung mit rassistischer Diskriminierung in der Schule machen.
Noch viel näher ran an die Ereignisse, die Betroffenen und Hintergründe dieses Terroranschlags geht dieser Podcast:
„190220 – Ein Jahr nach Hanau“
Der Podcast ist auf Spotify erschienen. Man kann ihn aber auch ohne Abo hören.
Da hört man zum Beispiel den Vater von Mercedes Kierpacz.
Er erzählt, wie schwer es für ihn war, als seine Tochter ihm sagte, sie wolle mit ihm nicht auf Romanes sprechen, sondern auf Deutsch.
Im Podcast tauchen auch weitere offene Fragen auf: Warum hat die Polizei so lange gebraucht, wenn die nächste Polizeiwache gerade mal 500 Meter von einem der Tatorte entfernt war?
Aber man erfährt auch, mit wie viel Engagement Angehörige und Aktivist*innen dafür kämpfen, dass dieser Anschlag nicht in Vergessenheit gerät.