Fruchtfolgen | Die Landwirtschaft der Zukunft © rbbKultur
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Die Zukunft auf dem Acker - Fruchtfolgen – Die Landwirtschaft der Zukunft

Andreas steht auf einem Hügel in Brandenburg und guckt mit dem Agrarlandschaftsexperten Klaus Müller ins Jahr 2050: Die Riesen-Äcker sind weg, dafür gibt’s mehr Hecken und Waldstreifen. Roboter wuseln im Gemüse zwischen Solarmodulen. Ist Bauer noch ein Beruf? Und wo sind jetzt eigentlich die Kühe?

Klaus Müller © Fred Pilarski
Bild: Fred Pilarski

Klaus Müller

Klaus Müller beschäftigt sich als Volkswirtschaftler am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg und an der Humboldt-Universität Berlin mit Trends der Agrarlandschaftsnutzung.

Am Rande eines Versuchsackers des ZALF spricht er mit Fruchtfolgen-Moderator Andreas Jacob über die Zukunft von Agrarlandschaften und Landwirtschaft in der Region. Die Kulisse ist nicht zufällig gewählt. Der Versuchsacker bietet bereits einen Blick in diese Zukunft: Hier wird mit einer kleinteiligen Fruchtfolge erforscht, wie sich die Pflanzen- und Insektenvielfalt steigern und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln besser steuern und reduzieren lässt. Getestet werden auch digitale Überwachungssysteme für Feuchtigkeit, Nährstoffe oder den Insektenbesatz. Der Acker liefert zudem Daten für einen künftigen Einsatz von Feldrobotern.

Die extreme Kleinteiligkeit auf den winzigen Versuchs-Feldern sieht Klaus Müller eher nicht als Modell für die Realität, die sei der Versuchsanordnung geschuldet. Was er sich in solchen Landschaften vorstellen kann, ist jedoch ein Mix von Photovoltaik-Anlagen und Feldbau.

“Ich gehe davon aus, dass wir auf Brandenburgs schwächeren Böden mit dem Marktfrucht-Getreideanbau an die Grenze kommen werden. Wir werden uns an mehr Photovoltaikanlagen gewöhnen, so wie wir uns an mehr Windkraftanlagen gewöhnen mussten. Die Frage ist, wie wir das gestalten. Es gibt wunderbare Konzepte im Bereich der Agri-PV, wo ich die landwirtschaftliche Nutzung mit der Photovoltaik kombinieren kann und Synergien realisiere. Zum Beispiel, indem ich über die PV-Module eine Beschattung erreiche, damit die Verdunstung reduziere und den Wasserverbrauch.”

Müller prognostiziert eine Veränderung der hiesigen Agrarproduktion, indem sich diese stärker den Verbraucherbedürfnissen im Großraum Berlin anpasst. Dazu gehöre mehr Obst und eine stärker regionalisierte Fleischversorgung. Die Wertschöpfungskette sollte sich verlängern, “insofern, dass beispielsweise nicht nur Hafer sondern auch Hafermilch für den Berliner Markt produziert wird.” Produkte könnten künftig stärker individualisiert und an kleinere Verbrauchergruppen angepasst werden, “raus aus dem Kostensenkungswettbewerb standardisierter Produkte wie Getreide für den Weltmarkt”. Insofern werden in der Landwirtschaft mehr hochqualifizierte Arbeitsplätze entstehen.

Auf Perspektiven der Tierhaltung angesprochen, sieht Müller vor allem in der Freilandhaltung Potenzial. Der Wissenschaftler würde die Diskussion um die klimaschädlichen Aspekte der Tierhaltung noch um einen anderen Punkt ergänzen: “Ich denke, man muss auch die Vorteile sehen. Wenn ich NIedermoore erhalten will, kann ich das nur, indem ich dort Tierhaltung betreibe. Das hat gleichzeitig positive Rückwirkungen auf den Wasserrückhalt und auf den Klimaschutz, weil weniger Methan aus den Mooren emittiert wird. Insofern glaube ich, dass man - unabhängig von den Tierwohlaspekten der Freilandhaltung – auch zukünftig mit Tierhaltung Geld verdienen kann.”

Müller hält es für nötig, dass die Agrarförderung stärker ökologische Leistungen honoriert und beklagt, dass sich die EU und die nationale Landwirtschaftspolitik damit schwertut.