Podcast | Orte & Worte © rbb
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Der Bücherpodcast vom rbb - Orte und Worte

Ein Buch, ein Ort, eine Begegnung: Wir sprechen mit Autorinnen und Autoren über ganz persönliche Themen, ihre aktuellen Bücher, das Schreiben und die kreative Arbeit.

Unsere Hosts Nadine Kreuzahler, Anne-Dore Krohn und Stephan Ozsváth verabreden sich an Orten, die wichtig sind als Schauplatz oder zur Inspiration, mit dem Schwerpunkt in Berlin und Brandenburg.

Alle Tipps, Empfehlungen und Orte findet Ihr in den Beschreibungen und Shownotes der Podcast Folgen.

Nele Pollatschek © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Füße im Sand: Mit Nele Pollatschek am Weißen See

Manchmal läuft Nele Pollatschek sogar zwei Mal am Tag zum Weißen See in Pankow, obwohl sie 40 Minuten für eine Strecke braucht - das ist ihr erprobtes Gegenprogramm zum Sitzen und Schreiben. Mit "Kleine Probleme" hat sie nun ihr drittes Buch vorgelegt: Ein Mann. Ein Haus. Ein Tag. Eine To-Do-Liste. Ihre liebenswerte und sehr lebensnahe Hauptfigur Lars Messerschmidt versucht, alles zu erledigen, was schon lange liegengeblieben ist: Putzen, die Steuer, ein Bett aufbauen. Mit dem Rauchen aufhören. Und das Lebenswerk, das muss er ja auch noch schreiben.

Nele Pollatschek und Anne-Dore Krohn treffen sich am Weißen See und unterhalten sich im Liegestuhl über große und kleine Probleme: Alltagsbewältigung, Langzeitbeziehungen, To-Do-Listen, Marie Kondo und die Frage, wieviel von Neles Seele in ihrer Hauptfigur steckt.

Die Autorin:
Nele Pollatschek wurde 1988 in Berlin geboren und arbeitet als Redakteurin für die Süddeutsche Zeitung. Ihr Debüt "Die Probleme anderer Leute" erschien 2016, "Dear Oxbridge" über ihre Zeit in Campbridge und Oxford 2020.

Das Buch:
Nele Pollatschek: "Kleine Probleme", Galiani Verlag, 208 Seiten, 23,00 Euro

Nele empfiehlt: KC Davis: "Kopf über Wasser im Alltagschaos. Wie du mit deinem Haushalt und dir selbst Frieden schließt. Das sensationelle Selfcare Aufräum-Buch." Übersetzt von Bettina Lemke. dtv Verlag, 208 Seiten, 12,00 Euro

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Angelika Klüssendorf auf Gut Dalwitz, Walkendorf © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Unter Mecklenburger Apfelbäumen mit Angelika Klüssendorf

Weite Wiesen, bezaubernde Baumalleen, romantische Wälder – so idyllisch wohnt Angelika Klüssendorf. 2018 ist die Autorin der "Mädchen"-Trilogie von Brandenburg in ein kleines Dorf in Mecklenburg gezogen. Hier ist ihr neues Buch entstanden: "Risse", das auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis steht. Das Buch versammelt schon einmal veröffentlichte Episoden aus der Kindheit.
Klüssendorf erzählt von Armut, Erniedrigung, Gewalt, Heimaufenthalten und emotionaler Kälte und fügt nun den alten Geschichten eine neue Ebene hinzu. Sie kommentiert und reflektiert was sie damals geschrieben hat.
Wie wahr oder wahrhaftig kann und soll autofiktionale Literatur sein? Bei einem Mittagessen unterhalten sich Angelika Klüssendorf und Nadine Kreuzahler darüber, sie pflücken Äpfel und entdecken eine gemeinsame Vorliebe beim Lesen.

Die Autorin:
Angelika Klüssendorf wurde 1958 in Ahrensburg geboren und lebte von 1961 bis zu ihrer Übersiedelung nach West-Berlin in Leipzig. Sie war mit ihren Romanen schon öfter für den Deutschen Buchpreis nominiert. Mit ihrer autofiktionalen "Mädchen"-Trilogie gelang ihr der Durchbruch als Autorin: "Mädchen" (2011) erzählt von einer Kindheitshölle in der DDR. "April" (2014) erzählt von Emanzipationsversuchen durch Kunst und Literatur und "Jahre später" (2018) lotet eine Ehe-Hölle in West-Berlin aus. "Vierunddreißigster September" (2021) erzählt vom Dorfleben in Ost-Deutschland.

Das Buch:
Angelika Klüssendorf: "Risse", Piper Verlag, 176 Seiten, 22,00 Euro.

Angelika Klüssendorf empfiehlt:
Angelika Overath: "Unschärfen der Liebe", Luchterhand, 224 Seiten, 22,00 Euro

Térezia Mora: "Muna oder Die Hälfte des Lebens", 448 Seiten, 25,00 Euro

Jan Peter Bremer: "Nachhausekommen", Piper Verlag, 208 Seiten, 22,00 Euro

Nadine empfiehlt:
Uwe Johnson "Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl." Hörbuch, ungekürzte Lesung mit Charly Hübner und Caren Miosga, erscheint am 12. Oktober 2023 bei Der Audio Verlag.

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Susanne Schmidt © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Please leave the bus hier – im "großen Gelben" mit Susanne Schmidt

Orte und Worte fährt diesmal Bus, und zwar mit der Bestsellerautorin und früheren Busfahrerin Susanne Schmidt. Stephan ist mit ihr in den „großen Gelben“ der Linie M19 eingestiegen – die 26 Haltestellen von Berlin-Kreuzberg bis zu den Villen in Grunewald entsprechen einer Sozialsafari. Der Bus ist der demokratische Gleichmacher: Hier fahren Alt und Jung, Arm und Reich mit. Susanne Schmidt erzählt, wie "butterweich" sich ein Doppeldecker fährt, vom "Flanieren" und warum Spitzenpolitiker öfter mal Bus fahren sollten.

Die Bücher
In der Schublade hat Susanne Schmidt unveröffentlichte Gedichte und Kurzgeschichten liegen. Ihr erstes Buch "Machen Sie bitte mal zügig die Mitteltüren frei – eine Berliner Busfahrerin erzählt" wurde mit 25.000 Exemplaren ein Bestseller. "Please leave the bus hier" ist ihr zweites Buch, darin schildert sie Begegnungen beim Flanieren – im Bus und um die Haltestellen herum – ein niedrigschwelliges Angebot zum Eintauchen in die Stadt Berlin. Beide Bücher sind bei hanserblau erschienen.

Susanne Schmidt empfiehlt:
Robert Seethaler: "Das Café ohne Namen". 288 Seiten. Claassen. 24,00 Euro.

Stephan Ozsváth empfiehlt:
Inès Bayard: "Steglitz". 192 Seiten. Zsolnay, erscheint am 25. September. 22,00 Euro.

Die Autorin
Geboren 1960 am Rande des Ruhrgebiets, kam Susanne Schmidt 1976 nach Berlin. Sie war Erzieherin, Drehbuchschreiberin, Pförtnerin, Social-Media-Managerin und Stadtführerin – und sie steuerte selbst BVG-Busse durch Berlin. Der gemeinsame Nenner aller Tätigkeiten: "Was mit Menschen", nur eins schließt sie aus: "Im Finanzamt könnte ich nicht arbeiten".

Der Ort
Die Buslinie M19 (Startpunkt Mehringdamm in Berlin-Kreuzberg) und die Endhaltestelle S-Bahnhof Grunewald. Sie verbindet Arm und Reich im Berliner Westen. Der Bus ist der große demokratische Gleichmacher: im „Großen Gelben“ treffen sich alle. Als ehemalige Busfahrerin kennt Susanne Schmidt die "käsebrettgroßen Pedale", die Pausenrituale der Buslenker/innen und die Marotten der Fahrgäste.

Podcast-Tipp: "Uckerrmark Uncovered"
https://www.ardaudiothek.de/sendung/uckermark-uncovered/94695510/

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Paul Maar © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - 50 Jahre Sams: Im Arbeitszimmer von Paul Maar

Orte und Worte geht dieses Mal nach Bamberg. Anne-Dore besucht den berühmten Kinderbuchautor Paul Maar in seinem Arbeitszimmer in der Altstadt und spricht mit ihm darüber, wie das ist, wenn das Sams seit 50 Jahren Teil der Familie ist. Maar erzählt von seiner Kindheit, den vielen Briefen, die er beantwortet und verrät, warum die blauen Punkte beim Sams erst ein Versehen waren.

Die Bücher:

Die Kinderbücher von Paul Maar erscheinen im Oetinger Verlag, zuletzt: "Das Sams. Wunschpunkt-Geschichten" und "Hier kommt das Sams".

Paul Maar Lebenserinnerungen "Wie alles kam. Roman meiner Kindheit" und seine Notizen "Ein Hund mit Flügeln" sind bei S. Fischer herausgekommen.

Der Autor:

Paul Maar wurde 1937 in Schweinfurt geboren. Am bekanntesten sind seine Bücher vom Sams, der erste Band "Eine Woche voller Samstage" erschien 1973. Er hat Dutzende von Kinderbüchern geschrieben, u.a. "Lippels Traum", die Bände vom kleinen Känguru oder "Herr Bello und das blaue Wunder". Auch seine Theaterstücke sind berühmt, u.a. "Kikerikiste".

Podcast-Tipp: "Das Gespräch"
https://www.ardaudiothek.de/sendung/das-gespraech/48864984/

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Ronja von Rönne © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Auf dem Spielplatz mit Ronja von Rönne

Orte und Worte tobt sich diesmal auf einem Berliner Spielplatz aus. Nadine ist mit der Autorin, Kolumnistin und ehemaligen Streetphilosophy-Moderatorin Ronja von Rönne aufs Klettergerüst gestiegen und hat mit ihr am Rand des Sandkastens über Trotzmomente, Widerstand und Mut gesprochen. Ronja von Rönne hat dem Trotz ein ganzes Buch gewidmet. Sie selbst schreibt trotz ihrer Depressionen und sagt: der Trotz hat mir oft geholfen. Aber ihren besten Freund hat sein Trotz fast zerstört.

Das Buch:
Ronja von Rönne: "Trotz", 128 Seiten, 15,00 Euro, dtv Verlag.

Nadine empfiehlt:
Stephan Lohse: "Das Summen unter der Haut". 176 Seiten. 20,00 Euro. Insel Verlag.

Ronja empfiehlt:
Ihr Lieblingsbuch: Andreas Steinhöfel: "Die Mitte der Welt", Carlsen, 1998.

David Sedaris: "Happy Go Lucky". Erscheint am 30. August auf Deutsch unter dem Titel "Bitte lächeln!", aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Georg Deggerich, 288 Seiten, 24,00 Euro, Blessing Verlag.

David Sedaris: "Nackt". Aus dem amerikanischen Englisch von Harry Rowohlt. 352 Seiten. 11,00 Euro. Heyne Verlag.

Die Autorin:

Ronja von Rönne galt mal als die Rotzgöre der deutschen Literatur, sie hat mit einem Text zum Feminismus provoziert und fuhr beim Bachmannwettbewerb mit dem Porsche vor. Inzwischen hat sie zwei Romane veröffentlicht und sich mit der Sendung "Street Philosophy" auf Arte hervorgetan. Im Herbst startet dort ihr neues Format "Unhappy". Nach den Romanen "wir kommen" (2016) und "Ende in Sicht" (2022) und den gesammelten Kolumnen "Heute ist leider schlecht. Beschwerden ans Leben" (2017) erscheint der Essay "Trotz".

Podcast-Tipp:
"Brüder" – ein Hörspielpodcast in 26 Folgen über die Französische Revolution.
https://1.ard.de/hoerspiel-brueder

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Amir Gudarzi im Wiener Volksgarten; © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Im Wiener Volksgarten mit Amir Gudarzi

Stephan Ozsváth und Amir Gudarzi haben sich im Wiener Volksgarten verabredet. Amir Gudarzi wurde 1986 in Teheran geboren, studierte dort an der Theaterschule und szenisches Schreiben. Wegen der Teilnahme an Protesten gegen das iranische Regime floh er 2009 nach Österreich. Für seine Stücke erhielt er zahlreiche Preise.

Amir Gudarzi zeigt Stephan Ozsváth sein Wien. Im Volksgarten findet er Ruhe und Inspiration. Die Grünanlage, die 1823 als erster öffentlicher Park der Stadt eröffnet wurde, spielt auch in seinem ersten Roman "Das Ende ist nah" eine wichtige Rolle.

Stephan Ozsváth empfiehlt:
Behzad Karim Khani: Hund, Wolf, Schakal, Hanser, 288 Seiten.

Amir Gudarzi empfiehlt:
Julia Franck: Welten auseinander, Fischer, 368 Seiten.

Das Buch:
Amir Gudarzi: Das Ende ist nah. dtv. 416 Seiten.

Der Ort:
Der 5 Hektar große Volksgarten im ersten Wiener Gemeindebezirk wurde 1823 als erster öffentlicher Park der Stadt eröffnet. Er liegt am Ring im Regierungs- und Kulturviertel Wiens – zwischen Rathaus, Museen, Burgtheater, Hofburg, Parlament und Kanzleramt. Er gehört heute zur UNESCO-Weltkulturerbestätte "Historisches Wien".

https://www.bundesgaerten.at/hofburggaerten/Volksgarten.html

Der Autor:
Amir Gudarzi wurde 1986 in Teheran geboren, studierte dort an der Theaterschule und szenisches Schreiben. Wegen der Teilnahme an Protesten gegen das iranische Regime floh er 2009 nach Österreich. Für seine Stücke erhielt er zahlreiche Preise. In der Spielzeit 2023/2024 ist er Hausautor am Nationaltheater Mannheim.

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Johanna Sebauer © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Auf der Suche nach Nincshof mit Johanna Sebauer

Nincshof ist ein kleines fiktives Dorf im Burgenland, im Grenzgebiet Österreich-Ungarn. Von außen dräut allerlei Unbill: Radfahrer in quietschfarbener Sportbekleidung, Wiener. Das nervt eine Gruppe von Dorfbewohnern so sehr, dass sie eine geheime Kommandozelle gründen – die Oblivisten. Sie tilgen alle Spuren Nincshofs in den Archiven, im Internet, schrauben Straßenschilder ab, kippen Jauche an die Radwege. Nincshof soll verschwinden. Wäre da nicht die bekannte Dokumentarfilmerin aus Wien ins Dorf gezogen und ihr italienischer Mann, der Irrziegen züchtet und die Geburt des ersten Zickleins per Livestream ins Netz übertragen will. Ein Alptraum für die Oblivisten. In ihrem grotesken Debütroman lässt Johanna Sebauer Städter gegen Dörfler antreten und versöhnt sie miteinander.

Stephan Ozsváth und Johanna Sebauer begeben sich auf Burgenland-Safari ins Grenzgebiet von Österreich und Ungarn – auf der Suche nach Nincshof. Mehrfach überqueren sie die Grenze, auf der Brücke von Andau erinnern sie an zehntausende Ungarn, die 1956 nach Österreich flüchteten. Nincshof finden sie zwar nicht, dafür eine Menge Gesprächsstoff: Über das Schreiben, die Suche nach dem passenden Titel, die bewegte Geschichte des Burgenlandes, Jugend auf dem Dorf, die große weite Welt und was Städter von Dörflern lernen können und umgekehrt.

Die Autorin

Johanna Sebauer ist 1988 in Wien geboren und wuchs in einem kleinen Dorf im Burgenland auf. Sie studierte Politikwissenschaften und Journalismus in Wien, Santiago de Chile, Aarhus und Hamburg. Die Autorin lebt in Hamburg und macht Wissenschaftskommunikation für ein Forschungsinstitut. Nincshof ist Johanna Sebauers erster Roman, für eine erste Fassung bekam sie 2019 den Literaturpreis des Burgenlandes.

Das Buch
Nincshof, Dumont, 368 Seiten

Der Ort
Die Brücke von Andau am Einser-Kanal. Über die Brücke von Andau flüchteten nach dem niedergeschlagenen Aufstand 1956 etwa 70.000 Ungarn nach Österreich. Die Brücke wurde abgerissen, später als Gedenkstätte über dem Einser-Kanal neu errichtet – er ist die Grenze zu Ungarn und ein künstlicher Abfluss des Neusiedler Sees.

Johanna Sebauer empfiehlt
Magdalena Saiger: "Was ihr nicht seht oder die absolute Nutzlosigkeit des Mondes", Edition Nautilus, 169 Seiten.

Stephan Ozsváth empfiehlt
István Örkény: "Rebellion in der Nussschale, ein Lesebuch", herausgegeben und übersetzt von Tünde Malomvölgyi. Danube books, 200 Seiten.

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Wilfried N’Sondé © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - In der Buchhandlung Zadig mit Wilfried N'Sondé

Orte und Worte geht mit Wilfried N’Sondé in die französische Buchhandlung "Zadig" in Berlin Mitte. Für den Franzosen mit kongolesischen Wurzeln ist dieser Buchladen sein Wohnzimmer, wenn er zu Besuch in der Hauptstadt ist. Fast 25 Jahre lang war Berlin Wilfrieds Zuhause.

In dieser Folge spricht der Schriftsteller mit Nadine über die wilden 90er Jahre, über Spiritualität und seinen neuen Roman "Frau des Himmels und der Stürme" . In der Neuerscheinung im Kopf & Kragen Verlag geht um tauenden Permafrost in Sibirien, um Erdgasvorkommen und den Kampf eines Schamanen und eines Forscherteams gegen skrupellose Umweltzerstörer. Eine zentrale Frage im Gespräch: Ist Literatur besser darin als die Wissenschaft, Menschen für den Klimawandel zu sensibilisieren?

Der Autor
Wilfried N’Sondé ist Autor, Musiker und Komponist. Er hat sechs Romane veröffentlicht, von denen zwei bisher auf Deutsch erschienen sind: Das Herz der Leopardenkinder und nun Frau des Himmels und der Stürme. Es geht in seinen Büchern u.a. um die Erfahrung des Exils und um die Beziehung zwischen sichtbarer und unsichtbarer Welt. Wilfried N’Sondé wurde 1968 in Brazzaville, Kongo, geboren, ist in den Pariser Banlieues aufgewachsen und lebte 25 Jahre in Berlin. Heute wohnt er in Lyon.

Das Buch
Wilfried N’Sondé: "Frau des Himmels und der Stürme", aus dem Französischen von Brigitte Große, Kopf & Kragen Verlag, 256 Seiten.

Buchempfehlungen dieser Folge

Nadine empfiehlt
Nastassja Martin: "An das Wilde glauben", aus dem Französischen übersetzt von Claudia Kalscheuer, Matthes & Seitz, 144 Seiten.

Wilfried empfiehlt
Deepti Kapoor: "Age of Vice", momentan nur im Englischen Original erhältlich, Fleet, 560 Seiten

Podcast-Tipp: 11KM
https://www.ardaudiothek.de/episode/11km-der-tagesschau-podcast/bereit-fuer-den-klimawandel-deutschland-so/tagesschau/94603236/

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Mit Michael Stavaric in Thomas Bernhards Wiener Stammcafé © Stephan Ozsváth 
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - In Thomas Bernhards Wiener Stammcafé mit Michael Stavarič

Michael Stavaric begibt sich mit seinem Roman "Das Phantom" in den Kopf einer Thomas Bernhard-Gestalt, die mit sich und der Welt hadert. Stavarič - der auch Gedichte und Kinderbücher verfasst - begibt sich aus seiner sprachlichen "Komfortzone" und imitiert und verfremdet den mäandernden Sprachstil Thomas Bernhards solange, bis aus Unglück Groteske wird. Damit stellt sich der in Brünn geborene Autor in die tschechische Literaturtradition des ironischen Tons, der absurden Tragikomik.

Stephan Ozsváth hat ihn in Thomas Bernhards Wiener Stamm-Kaffeehaus, dem "Café Bräunerhof" getroffen, hier hat Stavarič auch geschrieben. Der Ort atmet den Geist Thomas Bernhards, sagt der Autor, im Café ist weder Handy noch Kartenzahlung vorgelesen, am Wochenende spielt das hauseigene Trio Kaffeehausmusik.

Der Autor
Michael Stavarič wurde 1972 in Brno (Tschechoslowakei) geboren. Er wuchs in Laa an der Thaya auf, eigentlich hatten seine Eltern nach Kanada emigrieren wollen. Er lebt heute als freier Schriftsteller, Übersetzer und Dozent in Wien. An der Universität Wien hat er Bohemistik und Publizistik/Kommunikationswissenschaften studiert. Über 10 Jahre lang war er Lehrbeauftragter für Inline-Skating an der Sportuniversität Wien. Er schreibt Lyrik, Romane und Kinderbücher, hat viele Preise gewonnen, darunter den Adalbert-Chamisso-Preis oder den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur.

Das Buch:
Das Phantom, Luchterhand. 320 Seiten.

Michael Stavarič empfiehlt
Wenedikt Wassiljewitsch Jerofejew: Die Reise nach Petuschki, Piper.
Bohumil Hrabal: Allzu laute Einsamkeit, Suhrkamp.
Karel Capek: Das Absolutum oder Die Gottesfabrik, Verlag Das Neue Berlin, antiquarisch.

Stephan Ozsváth empfiehlt
Gábor Fónyad: Als Jesus in die Puszta kam. Elster & Salis.

Der Ort
Café Bräunerhof, Stallburggasse 2 in 1010 Wien, Thomas Bernhards Lieblingscafé. Am Wochenende Live-Kaffeehaus-Musik.

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Judith Poznan © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Ratten, Trennung, Tagebücher - Am Kanal mit Judith Poznan

Orte und Worte trifft sich mit Judith Poznan am Berliner Landwehrkanal. Hier am Wasser, zwischen den Bezirken Neukölln, Kreuzberg und Treptow, spielt ihr Buch "Aufrappeln". Gleichzeitig ist der Kanal ein wichtiger Ort in Judiths Leben. Und ihr Leben und ihre Bücher lassen sich nicht trennen.

In dieser Folge erzählt Judith, warum sie nur autofiktional schreiben kann, ob die Szene mit der Ratte im Klo bei ihr zu Hause erfunden oder echt ist, warum die Trennung von ihrem Freund, von der sie in ihrer Neuerscheinung erzählt, ihre "Lieblingstrennung" war, was sie ihren Eltern verdankt und wie deren Ost-Herkunft auch sie geprägt hat. Nadine und Judith halten außerdem Ausschau nach Ratten und sprechen über alte Tagebücher im Keller.

Die Autorin:
Judith Poznan wurde 1986 in Berlin-Lichtenberg geboren, wuchs in Hohenschönhausen und Moabit auf. Sie hat als Buchhändlerin gearbeitet und an der Freien Universität Berlin Literaturwissenschaften und Publizistik studiert, bevor sie 2021 ihr Debüt "Prima Aussicht" veröffentlichte. "Aufrappeln" ist ihr zweites Buch.

Das Buch:
Judith Poznan: "Aufrappeln", DuMont, 208 Seiten

Lesung:
29.8.2023 in der Stadtteilbibliothek Marienfelde in Berlin

Judith empfiehlt
Helga Schubert: "Der heutige Tag. Ein Stundenbuch der Liebe". dtv, 272 Seiten.

Nadine empfiehlt
Tove Ditlevsen "Böses Glück. Storys". Aus dem Dänischen übersetzt von Ursel Allenstein. Aufbau Verlag. 176 Seiten.

Podcast-Tipp:

Die Alltagsfeministinnen:
https://www.ardaudiothek.de/sendung/die-alltagsfeministinnen/10777225/

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Annabel Wahba © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Nofretete und Nilpferde – Im Ägyptischen Museum mit Annabel Wahba

Orte und Worte geht ins Ägyptische Museum auf der Berliner Museumsinsel. Für die Autorin Annabel Wahba ein wichtiger Ort: Denn der Gott des Jenseits Anubis und die berühmte Nofretete kommen auch in ihrem Roman "Chamäleon" vor, ihrer welthaltigen Familiengeschichte, in der sie wichtige Fragen nach Herkunft und Identität stellt.

Bei einem Rundgang mit Anne-Dore erzählt Annabel von ihrem Aufwachsen in Bayern, dem Tod des Bruders, der sie zum Erzählen brachte und von einem Nilpferd mit bayerischer Flagge, das zum Sinnbild ihrer deutsch-ägyptischen Familie wurde.

Das Buch:
Annabel Wahba: "Chamäleon", Eichborn Verlag 2022, 288 Seiten, 23 Euro.

Der Ort:
Das Ägyptische Museum und die Papyrussammlung mit der Nofretete als Hauptattraktion sind seit der Wiedereröffnung des Neuen Museums 2009 wieder auf der Berliner Museumsinsel.

www.smb.museum/museen-einrichtungen/aegyptisches-museum-und-papyrussammlung/home/

Die Autorin:
Annabel Wahba wurde 1972 geboren, studierte Politikwissenschaften und besuchte die Deutsche Journalistenschule. Seit 2007 ist sie Redakteurin im ZEITmagazin. 2018 wurde sie mit dem Deutschen Reporterpreis ausgezeichnet, 2019 zur Reporterin des Jahres gewählt. 2016 erschien "Tausend Meilen über das Meer: Die Flucht des Karim Deeb".

Buchempfehlungen in dieser Episode:
Annabel empfiehlt Gabrielle Zevin: "Morgen, morgen und wieder morgen", Eichborn, 560 Seiten, 25 Euro

Anne-Dore empfiehlt Martin Kordić: "Jahre mit Martha", S. Fischer, 288 Seiten, 24 Euro

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Hugo Hamilton © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - In der Kneipe mit Hugo Hamilton

Orte und Worte geht in die Kneipe – genauer gesagt: in die Joseph Roth Diele in Berlin Schöneberg. Eine Gaststube, die ganz dem Schriftsteller gewidmet ist. Hier hat sich Hugo Hamilton für seinen Roman "Echos der Vergangenheit" inspirieren lassen.

In dieser Folge erzählt er uns, warum er Roths Roman "Die Rebellion" zum Ich-Erzähler seiner Neuerscheinung gemacht hat und welche Rolle das 20er-Jahre Ambiente der Kneipe beim Schreiben spielte. Hamilton verrät Nadine auch, warum es seine eigene Familiengeschichte war, die ihn zum Autor Roth brachte.

Das Buch

Hugo Hamilton: "Echos der Vergangenheit", aus dem Englischen von Henning Ahrens, Luchterhand, 288 Seiten, 22,00 Euro

Hugo Hamilton empfiehlt
Cormac McCarthy: "Die Straße", aus dem Englischen von Nikolaus Stingl, Rowohlt, 256 Seiten, Taschenbuch 15,00 Euro

Nadine Kreuzahler empfiehlt
Maria Lazar: "Viermal ich", dvb Verlag (das vergessene Buch), 224 Seiten, gebunden 24,00 Euro

Der Autor
Hugo Hamilton wurde 1953 als Sohn eines irischen Vaters und einer deutschen Mutter in Dublin geboren. Mit seinen Erinnerungsbänden "Gescheckte Menschen" und "Der Matrose im Schrank" erregte er auch in Deutschland Aufsehen. Zuletzt erschien auf Deutsch 2020 der Roman "Palmen in Dublin" und nun, zum 90. Jahrestag der Bücherverbrennung, "Echos der Vergangenheit".

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Christoph Hein © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Fragen vor Flusslandschaft: Auf der Terrasse mit Christoph Hein

"Orte und Worte" setzt sich mit Christoph Hein auf seine Terrasse in Havelberg, schaut auf die wunderschönen Flussniederungen und spricht mit ihm bei Kaffee, Kuchen und Katzen über "Unterm Staub der Zeit". In seinem neuen Roman erzählt der Autor, wie er Ende der 50er Jahre aus Sachsen nach West-Berlin flüchtete, um dort auf ein Gymnasium zu gehen. Ein Gespräch über Erinnerung, die Wirkung von Literatur und das eigene Leben als literarischer Steinbruch.

Das Buch

Christoph Hein "Unterm Staub der Zeit", Suhrkamp Verlag, 220 Seiten, 24 Euro.

Christoph Hein empfiehlt

Wassili Grossmann "Stalingrad" 1280 Seiten, 35 Euro und „Leben und Schicksal“, 1056 Seiten, 24,90 Euro, beide Claassen Verlag

Anne-Dore Krohn empfiehlt

Christiane Hoffmann: "Alles was wir nicht erinnern. Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters", C.H. Beck Verlag, 279 Seiten, 22 Euro.

Der Autor

Christoph Hein wurde 1944 in Schlesien geboren und wuchs in Bad Düben bei Leipzig auf. Er war Autor und Dramaturg u.a. an der Ostberliner Volksbühne. Der literarische Durchbruch kam 1982 in der DDR mit "Der fremde Freund" (in der BRD unter dem Titel "Drachenblut"). Für seine Romane und Dramen hat der Autor, den viele als Chronisten der deutsch-deutschen Verhältnisse bezeichnen, zahlreiche Preise erhalten.

Der Ort

Havelberg liegt in Norden von Sachsen-Anhalt, 110 Kilometer nordwestlich von Berlin. Der Ort hat rund 6500 Einwohner und liegt am eiszeitlichen Höhenzug von Havel und Elbe. Bekannt ist die Altstadt mit dem Dom St. Marien. Mehr unter www.havelberg.de.

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Nell Zink © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Fantasyromane und Touristenkaff – In Bad Belzig mit Nell Zink

"Orte und Worte" läuft durch Bad Belzig: Dort wohnt die aus Amerika stammende Nell Zink seit zehn Jahren, die Stadt ist ihr Rückzugsort. In ihrer Neuerscheinung „Avalon“ sind Fantasyromane und ein Touristenkaff die Rettung für die Erzählerin Brandy – sie versucht, sich mit Bildung und Büchern aus der toxisch-männlichen und kriminell geprägten Umgebung ihrer Kindheit zu befreien.

Die Schriftstellerin zeigt Nadine ihre Lieblingsorte, u.a. das Roger-Loewig-Museum und unterhält sich mit ihr über das Lesen als Obsession und Kalifornien jenseits von Klischees.

Nadine empfiehlt
Louise Erdrich: "Jahr der Wunder", aus dem Amerikanischen übersetzt von Gesine Schröder, 464 Seiten, Aufbau Verlag.

Nell Zink empfiehlt

Jan Wilm: "Winterjahrbuch", 456 Seiten (am besten erst ab Seite 181 lesen, sagt Nell Zink!), Schöffling

Das Buch
Nell Zink: "Avalon", aus dem Amerikanischen übersetzt von Thomas Überhoff, 272 Seiten, Rowohlt

Die Autorin
Nell Zink wurde 1964 in Kalifornien geboren und ist im ländlichen Virginia aufgewachsen. 2000 zog sie nach Deutschland, um an der Universität Tübingen in Medienwissenschaften zu promovieren. 2014 veröffentlichte sie ihren ersten Roman in den USA: "The Wallcreeper" wurde ein großer Erfolg. Seitdem hat Nell Zink fünf Romane veröffentlicht. Sie lebt seit 2013 in Bad Belzig, in Brandenburg, südlich von Berlin.

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Paul Brodowsky © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Im Bundesarchiv mit Paul Brodowsky

Ein junger Vater begibt sich auf Spurensuche in die eigene Familiengeschichte. Dort findet er seinen Vater, erzogen in einer NaPola, einer NS-Erziehungsanstalt, es gibt auch einen Onkel mit NSDAP-Parteibuch und Amt. Wie wird Diktatur vererbt – von Mann zu Mann? Paul Brodowsky spürt der eigenen NS-Geschichte in der männlichen Generationenfolge nach. In Collage-Form schneidet der in Kiel geborene Paul Brodowsky den Alltag des jungen Familienvaters, dessen Spurensuche und 100 Jahre deutsche Geschichte gegeneinander. Sein autofiktionaler Roman-Erstling "Väter" ist eine Spurensuche nach dem toxisch Männlichen, aber auch nach dem Heilenden, einer neuen Männlichkeit.

Stephan Ozsváth hat sich mit ihm am Ort von Recherchen getroffen: Im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde, einem Ort, der selbst voller Geschichte steckt: Einst kaiserliche Kadettenanstalt, dann Standort der SS-Leibstandarte Adolf Hitler, dann Kaserne der Amerikaner, jetzt Archiv deutscher Geschichte.

Stephan empfiehlt:
Eva Viežnaviec: "Was suchst Du, Wolf?", 144 Seiten, Zsolnay, 22,00 Euro.

Deutschlandradio-Podcast www.gesternistjetzt.de

Paul Brodowsky empfiehlt:
Sabrina Janesch: "Sibir", Rowohlt, 352 Seiten, 24,00 Euro.

Das Buch:
Paul Brodowsky: "Väter", Suhrkamp, 302 Seiten, 24,00 Euro.

Der Ort:
Bundesarchiv Lichterfelde

Der Autor:
Paul Brodowsky ist 1980 in Kiel geboren, als siebtes Kind des Chemie-Professors Horst Brodowsky. Er studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim, gründete die Literaturzeitschrift Bella Triste und organisierte das Literaturfestival Prosanova 2005 mit. Er veröffentlichte bisher vor allem Theaterstücke und unterrichtet Szenisches Schreiben in Berlin. Hier lebt er mit seiner Familie. "Väter" ist sein erster Roman.

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Caroline Schmitt © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - In der Badewanne mit Caroline Schmitt

"Liebewesen" ist der erste Roman der Journalistin Caroline Schmitt, mit einer der originellsten Dating-Szenen der Gegenwartsliteratur. Lio und Max verabreden sich gleich für ihr zweites Date in seiner Badewanne - ohne sexuelle Hintergedanken. Daraus wächst eine Beziehung, in der es allerdings viele Päckchen zu tragen gibt. Als Lio ungewollt schwanger wird, muss sie sich den Traumata ihrer Vergangenheit stellen - Gewalterfahrungen und eine kalte, lieblose Mutter gehören dazu. Ein starkes, tiefgründiges Debut, das sich nur am Anfang wie eine heitere Sommerlektüre liest.

Caroline Schmitt hat Orte-und-Worte-Host Nadine Kreuzahler zu sich in die Badewanne eingeladen, um bei Gesichtsmaske und Badeschaum über das Schreiben, intensive Recherchen, Trigger-Warnungen und Badewannen-Dates zu sprechen.

Nadine empfiehlt
T.C. Boyle: "Blue Skies", aus dem Englisch übersetzt von Dirk van Gunsteren, 400 Seiten, Hanser Verlag

Caroline Schmitt empfiehlt
Caroline Wahl: "22 Bahnen", 208 Seiten, DuMont Buchverlag

Das Buch von Caroline Schmitt, über das wir im Podcast reden
"Liebewesen", 221 Seiten, Eichborn

Der Ort
Die Badewanne von Caroline Schmitt

Die Autorin
Jahrgang 1992, freie Journalistin für Deutsche Welle, ZDF, funk. Sie hat Journalismus an der University of Arts in London studiert und lebt in Berlin. "Liebewesen" ist ihr erster Roman.

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Teresa Präauer © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Schnitzel essen mit Teresa Präauer

In ihrem neuen Roman seziert Teresa Präauer die bürgerliche Mittelschicht – inmitten von Designer-Accessoires, Ängsten und dem Druck, gute Gastgeber zu sein. Dazwischen wird gesoffen, geknutscht, gewartet und gegessen, all das serviert und filetiert mit feiner literarischer Klinge.

Über ihr literarisches Kammerspiel, was sie zum Schreiben braucht und ob sie eine gute Gastgeberin ist – darüber hat Stephan Ozsváth mit der Schriftstellerin und Künstlerin Teresa Präauer bei Schnitzel und Suppe geplaudert – im österreichischen Restaurant "Ottenthal" im Westen Berlins.

Das Buch
Teresa Präauer: Kochen im falschen Jahrhundert. Wallstein-Verlag, 198 Seiten, 20,00 Euro.

Die Buchempfehlungen

Stephan Ozsváth empfiehlt:
Zaza Burchuladse, Zoorama, Klett-Cotta/Tropen, 320 Seiten, 24,00 Euro

Teresa Präauer empfiehlt:

Hertha Pauli, Der Riss der Zeit geht durch mein Herz, Zsolnay, 256 Seiten, 25,00 Euro.

Der Ort

Ottenthal Restaurant & Weinhandlung, Kantstr. 153, 10623 Berlin

Die Autorin

Teresa Präauer ist 1979 in Linz geboren, und in Graz und im Pongau aufgewachsen. Sie studierte Germanistik und Malerei in Salzburg. Berlin und Wien. Ihre Buchcover gestaltet sie selbst. Seit 2003 lebt die Autorin in Wien. Für ihren ersten Roman Für den Herrscher aus Übersee wurde Teresa Präauer mit dem aspekte-Literaturpreis des ZDF für das beste deutschsprachige Prosadebüt ausgezeichnet. 2015 war sie für den Ingeborg-Bachmann-Preis und den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Für "Mädchen" erhielt sie 2022 den Ben-Witter-Preis. Für die Wiener Tageszeitung "Die Presse" schreibt sie derzeit den Fortsetzungsroman "Lieferdienst Wien".

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Ulrike Draesner © Nadine Kreuzahler
Nadine Kreuzahler

Orte und Worte - Im Spiegel der Geschichte - mit Ulrike Draesner am Grab von Heinrich von Kleist

Unter einem Baum am kleinen Wannsee in Berlin Zehlendorf – dort hat sich Heinrich von Kleist 1811 das Leben genommen. Nadine Kreuzahler hat sich an seinem Grabstein mit Ulrike Draesner getroffen. Kleist, ein Kind der Oder, war immer schon wichtig für sie und ihr eigenes Schreiben – sagt die Autorin, die 1996 von München nach Berlin gezogen ist. Ihr Roman "Die Verwandelten" erzählt von Müttern und Töchtern und davon, wie Gewalt- und Kriegserfahrungen zwischen den Generationen weitergegeben werden. Ulrike Draesner hat dies als Kind selbst erfahren. Lange wusste sie nicht, woher die Bilder kamen, die sie immer wieder einholten. "Die Verwandelten" ist der letzte Teil eines Triptychons über Krieg, Flucht und Vertreibung. Über Einschusslöcher in Berliner Häuserfassaden, Kleist-Berauschung, Flüsse als Spiegel der Geschichte und familiäre Spurensuchen geht es in dieser Folge von "Orte und Worte".

Das Buch:
Ulrike Draesner "Die Verwandelten", Penguin Verlag, 608 Seiten, 26,00 Euro.

Die Autorin:
Ulrike Draesner wurde 1962 in München geboren und ist für ihre Romane und Gedichte schon vielfach ausgezeichnet worden. Zuletzt war sie für „Die Verwandelten“ für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Von 2015 bis 2017 lehrte sie an der Universität Oxford, seit April 2018 ist sie Professorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Draesner lebt in Berlin und Leipzig.

Ulrike Draesner empfiehlt
Tobias Nolte, Kai Rugenstein (Hrsg.) "365 x Freud. Ein Lesebuch für jeden Tag." Klett-Cotta, 400 Seiten, 28,00 Euro.

Nadine empfiehlt:
Eugen Ruge "Pompeji oder die fünf Reden des Jowna", dtv Verlag, 368 Seiten, 25,00 Euro.

Der Ort:
Grab von Heinrich von Kleist und Henriette Vogel am Kleinen Wannsee in Berlin, Bismarckstraße 3, 14109 Berlin.

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Georg Klein © Christa Hufnagl
Christa Hufnagl

Orte und Worte - Am Bundeskanzleramt mit Georg Klein

Im Bundeskanzlerinnenamt – dort spielt eine der neuen Kurzgeschichten von Georg Klein. Für "Orte und Worte" trifft Anne-Dore Krohn den Autor daher im Berliner Regierungsviertel. Sie setzen sich auf eine Bank vor der "Bundeswaschmaschine" und Georg Klein erzählt: Wie er einmal Gast von Angela Merkel war, warum die titelgebende Erzählung seines Bandes "Im Bienenlicht" von einem Personenschützer im Kanzlerinnenamt handelt, warum seine Geschichten so oft die Grenzen des Realismus überschreiten, und wie er zu seiner alltagsfernen, besonderen Sprache findet. Eine Touristin aus Österreich macht Fotos, die Wasserspiele gehen an, und Georg Klein entdeckt sogar eine geheimnisvolle Drohne am Himmel.

Georg Klein empfiehlt:
Merlin Sheldrake: "Verwobene Welten. Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen." Ullstein Verlag 2020, gebunden 19,80 Euro, Taschenbuch (2021) 18,99 Euro.

Anne-Dore Krohn empfiehlt:
Karl-Heinz Ott: "Hölderlins Geister", Hanser Verlag 2019, 240 Seiten, 22,00 Euro.

Der Erzählungsband von Georg Klein, über den wir im Podcast sprechen:
Georg Klein: "Im Bienenlicht", Rowohlt Verlag 2023, 240 Seiten, 24,00 Euro.

Der Autor:
Georg Klein wurde 1953 in Augsburg geboren und lebt in Ostfriesland an der Mündung der Ems. Seine erste Veröffentlichung war der Roman "Libidissi" (1998). 2000 erhielt er den Ingeborg-Bachmann-Preis, mit einem Auszug aus "Barbar Rosa" (2001). Mit dem „Roman einer Kindheit“ gewann er 2010 den Preis der Leipziger Buchmesse. Seine Romane zeichnen sich durch eine große thematische und stilistische Diversität aus. "Libidissi" (1998) ist ein Agentenroman, "Die Zukunft des Mars" (2013) könnte man Science Fiction nennen, in "Miakro" (2018) erzählt er von grauen Männern, die zwischen organisch-elastischen Nährwänden in einem Untergrundbüro leben. 2022 erhielt Klein den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds.

 

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Franziska Hauser © Rudi und Moni
Rudi und Moni

Orte und Worte - Auf Burg Beeskow mit Franziska Hauser

Franziska Hauser durfte fünf Monate lang ihre Wohnung in Berlin Pankow gegen eine Burg in Beeskow in Brandenburg tauschen. Sie war Burgschreiberin. Auch in ihrem aktuellen Roman geht es um ein Stipendienprogramm. In "Keine von ihnen" erschleicht sich eine Grafikerin aus der Großstadt den Aufenthalt in einem Künstlerhaus in einem mondänen Urlaubsort. Dort trifft sie auf einen Haufen sensibler und schräger Kunstschaffender und eine alte, geheimnisvolle Frau. Wer ist hier die Hochstaplerin und wer wirklich ein Künstler? Was ist überhaupt Kunst? Und was ist der Sinn und Wahnsinn von Stipendien?

Darüber unterhalten sich Nadine Kreuzahler und Franziska Hauser, während die Schriftstellerin durch "ihre" Burg führt.

Nadine empfiehlt:
Marc Sinan: "Gleissendes Licht", Rowohlt Verlag, 272 Seiten

Franziska empfiehlt:
Annie Dillard: "Pilger am Tinker Creek", herausgegeben von Judith Schalansky, übersetzt von Karen Nölle, Matthes & Seitz, 347 Seiten
Karen Duve: "Sisi", Galiani Verlag, 416 Seiten

Das Buch von Franziska Hauser, über das wir im Podcast sprechen:
Franziska Hauser: "Keine von ihnen", Eichborn Verlag, 304 Seiten.

Die Autorin:
Franziska Hauser ist Künstlerin durch und durch. 1975 wurde sie in Pankow/ Ost-Berlin geboren. Sie studierte Bühnenbild und Freie Kunst an der Kunsthochschule Weißensee und Fotografie an der Ostkreuzschule bei Arno Fischer. 2015 war sie mit "Sommerdreieck" für den aspekte-Literaturpreis nominiert und bekam den Debütantenpreis der lit.COLOGNE. Ihr zweiter Roman "Die Gewitterschwimmerin" war 2018 für den Deutschen Buchpreis nominiert. "Keine von ihnen" ist ihr vierter Roman. Franziska Hauser hat zwei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder.

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Franzobel © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth

Orte und Worte - Auf dem Sofa mit Franzobel

Orte und Worte geht liegen lernen: Stephan Ozsváth trifft sich mit Franz Stefan Griebl alias Franzobel – und zwar in der Wohnung seiner Partnerin im siebzehnten Wiener Gemeindebezirk Hernals. Dort steht ein Sofa – und dort schreibt Franzobel – liegend. Für das Gespräch zogen die beiden das Sitzen vor – es ging um Schreibstrategien, das literarische Abklingbecken, wenn ein Buch fertig ist, aber auch um Pazifismus und Krieg. Themen, die nicht nur Albert Einstein beschäftigten, um dessen Hirn es in Franzobels neuestem Roman geht, sondern die auch hochaktuell sind.

Stephan Ozsváth empfiehlt:
Frigyes Karinthy: Reise um meinen Schädel, Claasen 1993 (nur antiquarisch erhältlich)

Franzobel empfiehlt:
Ramiro Pinilla: Die blinden Ameisen, Volk und Welt, 1965 (nur antiquarisch erhältlich)

Franzobels Bücher, über die wir im Podcast sprechen:
Einsteins Hirn: Zsolnay Verlag, 2023. Und sein neues Projekt.

Der Ort:
Die Wohnung seiner Lebensgefährtin im 17. Wiener Gemeindebezirk. In der Nähe ist das Bezirksmuseum Hernals.

Der Autor:
Franz Stefan Griebl alias Franzobel wurde 1967 in Vöcklabruck geboren. Er studierte Maschinenbau, später Germanistik und Geschichte. 1995 gewann er den Bachmann-Preis. Der Österreicher schreibt Romane, Gedichte, Theaterstücke und Kinderbücher, ist auch als Bildender Künstler tätig. Zuletzt erschienen von ihm "Das Floß der Medusa" (2017), "Rechtswalzer" (2019), "Die Eroberung Amerikas" (2021) und "Einsteins Hirn" (2023). Franzobel lebt und schreibt in Wien, Buenos Aires und Oberösterreich

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FU Berlin: Judith Hermann im Hörsaal 1a © Anne-Dore Krohn
Anne-Dore Krohn

Orte und Worte - Im Hörsaal mit Judith Hermann

Judith Hermann erzählt im Hörsaal der Freien Universität Berlin: von ihrer Zeit als Studentin, warum sie lieber ganz hinten sitzen wollte und weshalb ausgerechnet eine vernichtende Kritik an ihrem Schreiben für ihre Laufbahn als Schriftstellerin wegweisend war. Ihr neues Buch "Wir hätten uns alles gesagt" sind die Poetikvorlesungen, die Hermann 2022 an der Goethe-Universität in Frankfurt hielt. Wie persönlich sie geworden sind und warum alles trotzdem immer Fiktion ist, davon berichtet sie in dieser Folge von "Orte und Worte".

Anne-Dore Krohn empfiehlt:
Heike Faller "Hundert. Was du im Leben lernen wirst", Miniausgabe. Mit Illustrationen von Valerio Vidali. Kein & Aber Verlag 2022, 180 Seiten, 16 Euro

Judith Hermann empfiehlt:
Hans-Ulrich Treichel: "Tarantella". Gedichte, Schmid Verlag, Berlin 1982 (nur antiquarisch erhältlich)
Hans-Ulrich Treichel: "Seit Tagen kein Wunder". Gedichte, Suhrkamp Verlag 1990, 81 Seiten, 12 Euro

Judith Hermanns Bücher, über die wir im Podcast sprechen:
"Wir hätten uns alles gesagt. Vom Schreiben und Verschweigen im Schreiben. Frankfurter Poetikvorlesungen", S. Fischer 2023, 192 Seiten, 23 Euro

Der Ort:
Hörsaal 1a, Freie Universität Berlin, Habelschwerdter Allee 45

Die Autorin:
Judith Hermann wurde 1970 in Berlin geboren. Mit ihrem Debüt, dem Erzählungsband "Sommerhaus, später" wurde sie berühmt und wird seither die "Stimme ihrer Generation" genannt. 2003 erschien "Nichts als Gespenster", 2009 "Alice", 2014 "Aller Liebe Anfang" (Roman), 2016 "Lettipark", 2021 der Roman "Daheim". Judith Hermann lebt und schreibt in Berlin und in Ostfriesland.

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Antonia Baum © Urban Zintel
Urban Zintel

Orte und Worte - Im Schwimmbad mit Antonia Baum

Wir unterhalten uns mit der Schriftstellerin Antonia Baum darüber, was uns prägt, warum moderne Elternschaft so schwer ist und was es bedeutet eine Frau oder ein Mann zu sein. In ihrem aktuellen Roman "Siegfried" geht es um Themen wie Burnout, Partnerschaft oder Mental Load. Am Beckenrand erfahren wir außerdem mehr über die spannende Geschichte eines Berliner Freibades.

Nadine empfiehlt:
Caroline Schmitt "Liebewesen" Eichborn, 221 Seiten, 20 Euro

Antonia empfiehlt:
Irmgard Keun "Kein Anschluss unter dieser Nummer. Gespräche statt einer Autobiografie". Kampa Verlag, 176 Seiten, 22 Euro

Das Buch von Antonia Baum, über das wir im Podcast sprechen:
Antonia Baum "Siegfried", Claassen Verlag, 256 Seiten, 24 Euro

Der Ort:
Schwimmbad in der Finkensteinallee in Berlin-Lichterfelde, Finkensteinallee 73

Die Autorin:
Antonia Baum lebt in Berlin und ist Journalistin und Schriftstellerin. Sie schreibt für DIE ZEIT vor allem über Feminismus, Gesellschaftspolitik und Literatur. Die literarische Bühne betrat sie 2011 mit dem Roman "vollkommen leblos, bestenfalls tot". "Siegfried" ist ihr vierter Roman.

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Podcast | Orte & Worte © rbb
rbb

Orte und Worte - Trailer – Orte und Worte

Am 22.04 startet der neue Bücherpodcast vom rbb. "Orte und Worte" geht raus – und das ab der kommenden Woche jeden Donnerstag. Wir sprechen mit Autorinnen und Autoren über ganz persönliche Themen, ihre aktuellen Bücher, das Schreiben und die kreative Arbeit.

Die Challenge: Die Hosts stellen das aktuelle Buch in einer Minute vor.
Das Extra: Host und Gast bringen ihre persönlichen aktuellen Lieblingsbücher mit.

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Unsere Hosts

Anne-Dore Krohn © Gregor Baron
Gregor Baron

Anne-Dore Krohn

geboren in Berlin, hat schon als Kind bei langen Autoreisen auf der Rückbank Radiomoderatorin gespielt. Während des Studiums war sie beim UniRadio, später als Tutorin. Hat Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaften studiert, u.a. in Florenz, Wrocław und London und fuhr als Reisereporterin u.a. nach Sri Lanka, Ghana und in die Antarktis. Seit 2003 arbeitet sie beim rbb, inzwischen als Literaturredakteurin. Sie moderiert Lesungen und ist Mitglied in Literaturpreis-Jurys, zuletzt beim Preis der Leipziger Buchmesse.

Lieblingsort zum Lesen: Decke unter einem Baum (Sommer)/ Sauna-Ruheraum (Winter)

Nadine Kreuzahler © Gregor Baron
Gregor Baron

Nadine Kreuzahler

Geboren in Herne, mitten im Ruhrpott. Führt seit der Kindheit ein Leben zwischen Buchdeckeln, unter Discokugeln und Kopfhörern. Hat also als Literaturkritikerin, Kulturjournalistin und Moderatorin beim Radio ihr perfektes Biotop gefunden. Seit 20 Jahren arbeitet sie für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, vor allem für den rbb. Lebt seit 1996 in Berlin, hat hier und in Barcelona Theater- und Filmwissenschaften, Neuere Geschichte und Publizistik studiert. Sie hat Geschichten in Mexiko, in Ghana und im Kosovo recherchiert und trifft für den Podcast „Pressefreiheit grenzenlos“ von „Reporter ohne Grenzen“ Medienschaffende aus Kriegs- und Krisengebieten. Sie moderiert Lesungen und sitzt in Literaturpreis-Jurys. Aktuell für den Fontane-Literaturpreis.

Lieblingsort zum Lesen: die Badewanne.

Stephan Ozsváth © Gregor Baron
Gregor Baron

Stephan Ozsváth

geboren in Andernach am Rhein. Seit 1992 "on air", hat "was mit Medien" (Publizistik) "was mit Literatur" (Lateinamerikanistik) und "was mit Sprachen" (Romanistik, Ungarisch) studiert - und zwar in Berlin, Granada, Debrecen. War Südosteuropa-Korrespondent (ARD-Hörfunk), lebt und arbeitet seit 2017 in Wien und Berlin. RBB24-Inforadio-Urgestein als Reporter und Moderator.

Lieblingsort zum Lesen: im Flugzeug