Sprachglosse von Vera Block -
Worte sind nicht Schall und Rauch, das ist klar. Vor allem, wenn man über eine Sprache nachdenkt, die nicht die eigene Muttersprache ist, können Wörter Befremden auslösen, aber auch zu neuen Erkenntnissen führen. Vera Block liebt es, über Sinn und Unsinn von Wörtern nachzudenken. Ihr heutiger Favorit: "Mega".
Manchmal kann ich mich über einzelne Wörter aufregen. Zum Beispiel "Mega".
In den guten alten Zeiten war nicht alles gut. Aber gut war gut. Und was besser war, war sehr gut. Im äußersten Fall dann super. Heute aber reicht das nicht mehr. Heute ist fast alles Mega. Das Gericht eines Hobbykochs in einer Küchenshow ist megalecker, das Design ist megacool, das Obst megafrisch, das Tor ist ein Megator, der Film megainteressant. Oder sogar ein Mega-Blockbuster. Darunter tut es keiner mehr. Eine Aussicht ist nicht mehr einfach nur schön – die ist jetzt Mega. Der Kellner ist nicht mehr freundlich, er ist megafreundlich. Bald wird Mega womöglich auch noch von der Kultusministerkonferenz als Zeugnisnote aufgenommen.
Aber irgendwann wird auch Mega nicht mehr reichen. Auch das kann sich steigern lassen! Als nächstes wäre dann Giga dran. Elon Musk gibt schon mal den Takt vor. Seine Produktionsstätten von Kalifornien bis Brandenburg nennt er Gigafactories. Die jüngste, in Grünheide, wird dann bestimmt mit einem Giga-Event eröffnet. Und vielleicht legt dabei Lady Gaga einen Giga-Auftritt hin. Damit wäre nicht nur Mega als der aktuell höchste Superlativ getoppt. Giga wäre auch noch eine megapraktische Abkürzung für gigantisch.
Gut ist also schon lange nicht mehr gut genug. Und auch schlecht ist nicht mehr das, was es früher war. Wenn heutzutage etwas mal schiefläuft, dann ist es gleich mega peinlich. Und etwas, was den Erwartungen nicht entspricht ein mega Flop. Übriges, Gigaflops gibt es auch schon, vorerst nur in der Computerwelt. Es dauert aber bestimmt nicht mehr lange, bis wir noch grandioser scheitern als bislang.
Als die nächste Stufe auf der Eskalationsleiter wäre ja dann Tera dran. Die Steigerung kennt man doch aus der Entwicklung der Größe von Festplatten und Speichersticks. Und bald werden wir Erlebnisse von Peta, Exa, Zetta-Qualität haben. Oder – das Höchste der Gefühle – Yotta. Das wäre dann eine Quadrillion mal besser als gut.
Hoffentlich ist es dann aber endlich gut.
Vera Block, rbbKultur