"Eingang rechts" steht in Berlin im Stadtteil Mitte © dpa/Wolfram Steinberg
rbbKultur
Bild: dpa/Wolfram Steinberg Download (mp3, 62 MB)

Die Debatte mit Natascha Freundel, Andreas Rödder und Natascha Strobl - Öffentlich-Rechtlich (3/4): Radikal, liberal – Was heißt "konservativ"?

"Antiradikal, ohne eine neue Welt und ohne den neuen Menschen zu schaffen." Andreas Rödder

"Linksgrün", "Rotfunk" – so wird der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk gern tituliert. Dahinter steht die Annahme, ARD und ZDF seien nicht konservativ genug. Stellt sich die Frage: Was heißt heute "konservativ"? Welche konstruktiven Ideen für die großen Probleme unserer Zeit kommen aus dem konservativen Lager? Menschenwürde, Nachhaltigkeit – das sind auch konservative Werte, die aber selten als solche diskutiert werden. Droht auch in Deutschland ein "radikalisierter Konservatismus" (Natascha Strobl)? Was bedeutet "liberaler Konservatismus" (Andreas Rödder)? Die Wiener Politologin und der Mainzer Historiker denken gemeinsam über demokratische Kräfteverhältnisse und demokratiefeindliche Fliehkräfte nach.

Ich glaube, dass wir an einer Zeitenwende stehen, wo sehr, sehr viele Krisen nicht nur parallel zueinander existieren, sondern sich auftürmen. Und hier wird es nötig sein - und das ist jetzt vielleicht überraschend - flexible Allianzen zu schmieden, gegen autoritäre Kräfte, gegen auch tatsächlich eine faschistische Gefahr, die am Horizont droht.

Natascha Strobl

Wie ist es möglich, mit Wettbewerb, mit Marktwirtschaft, mit Technologieoffenheit und Innovation, Lösungen für die Probleme der Gegenwart zu schaffen und den Menschen eine gute Zukunft zu eröffnen? Das ist eine intellektuell extrem herausfordernde Aufgabe. Und ob es bürgerlicher Politik gelingt, diese Perspektive, jetzt sage ich sogar Vision zu erzeugen: Ich glaube, das ist die Gretchenfrage, mit der bürgerliche Politik stehen und fallen wird.

Andreas Rödder
Andreas Rödder (© Guido Werner) und Natascha Strobl (© Nurith Wagner-Strauss))
Andreas Rödder und Natascha Strobl | Bild: Guido Werner || Nurith Wagner-Strauss

Gäste

Andreas Rödder, geboren 1967 in Wissen (Sieg), ist seit 2005 ordentlicher Professor für Neueste Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er habilitierte sich 2001 mit einer Studie über die politische Kultur der britischen Konservativen im 19. Jahrhundert. Er ist u.a. Mitglied des Vorstands der Konrad-Adenauer-Stiftung und Präsident der Stresemann-Gesellschaft. Seit Herbst 2021 leitet er die von ihm mitbegründete Denkfabrik R21 für neue bürgerliche Politik. Im Frühjahr 2022 wurde zum Leiter der Fachkommission "Wertefundament und Grundlagen der CDU" berufen. Rödder hat u.a. eine „Geschichte der deutschen Wiedervereinigung“ (2009) geschrieben. 2015 erschien "Eine kurze Geschichte der Gegenwart"., 2019 sein Buch "Konservativ 21.0. Eine Agenda für Deutschland" (alle C.H. Beck).

Natascha Strobl, geboren 1985 in Wien, ist Politikwissenschaftlerin und Publizistin. Sie studierte in Bergen (Norwegen) und an der Universität Wien. In ihrer Diplomarbeit analysierte sie die Ideologie und Strategien der Neuen Rechen. Sie ist Mitbegründerin und war zeitweise Sprecherin der "Offensive gegen Rechts". 2014 erschien von ihr in Koautorschaft mit Julian Bruns und Kathrin Glösel: „Die Identitären. Handbuch zur Jugendbewegung der Neuen Rechten in Europa“ (Unrast Verlag), 2015 „Rechte Kulturrevolution. Wer und was ist die Neue Rechte von heute?“ (VSA-Verlag). 2021 erschien von ihr bei Suhrkamp: "Radikalisierter Konservatismus. Eine Analyse", das mit dem Bruno-Kreisky-Annerkennungspreis ausgezeichnet wurde. Strobl schreibt unter anderem für den Standard, Zeit online und die taz. Auf Twitter veröffentlicht sie unter #NatsAnalyse Einschätzungen zu rechter Sprache und rechten Strategien.

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Kommentarfunktion zum Kommentieren von Beiträgen.