Generation Euromaidan (Regie: Kristof Gerega): Serhij Leschtschenko besichtigt 2022 die Kriegsschäden in Charkiw; © ZDF/Kristof Gerega
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Die Debatte mit Natascha Freundel, Moritz Gathmann und Kristof Gerega - Der genaue Blick im Krieg – berichten aus der Ukraine

"Die 'Informationshygiene' sollte für uns nicht gelten." Moritz Gathmann

Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst, heißt es oft. Putins Krieg gegen die Ukraine ist ein besonderes Beispiel massiver und wirksamer Lügenpropaganda. Um die Ereignisse besser zu verstehen, sind wir auf genaue Reportagen angewiesen. Doch wie frei ist Berichterstattung im Krieg? Wie sehr bestimmt der Krieg deren Fokus und Sprache?

Der Dokumentarfilmer Kristof Gerega wollte den politischen Aufbruch einer neuen Generation in der Ukraine nach dem Euromaidan 2014 festhalten – sein Filmtitel "Beyond Revolution. Fighting for Democracy" ("Generation Euromaidan. Sehnsucht nach Demokratie") hat seit Kriegsbeginn auch eine wortwörtliche Bedeutung. Wie geht der innenpolitische Kampf gegen Korruption heute weiter, im Verteidigungskampf gegen Russland?

Moritz Gathmann berichtet als Chefreporter von "Cicero" seit dem Februar 2022 immer wieder aus der Ukraine. Wie kämpft man für die Wahrheit in diesem Krieg?

Video | Human Rights Film Festival 2022

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Ich habe ein sehr großes Verständnis für ukrainische Menschen. Und wenn sie das Gefühle haben, dieses Trauma Vernichtungskrieg nennen zu müssen, dann würde ich sagen: Okay, Ihr habt das Recht dazu. Auch wenn es nicht eins zu eins das ist, was die Nazis im Zweiten Weltkrieg gemacht haben, weil die Skala eine ganz andere ist, aber dennoch, finde ich, haben die ukrainischen Menschen das Recht dazu.

Kristof Gerega

Das bestreitet ja auch niemand. Wenn die mir das so sagen, dann zitiere ich das auch so. Aber das entbindet mich nicht von der Verantwortung, wenn ich einen Text schreibe, die Begriffe anders zu verwenden. Es ist wichtig, den Ukrainern eine Stimme zu geben, nicht nur über sie zu reden, sondern auch mit Ukrainern, aus welchen Gesellschaftsschichten auch immer, ob es jetzt Soldaten sind oder Arbeiter oder wer auch immer. Aber gleichzeitig sollten wir trotzdem ihre Perspektive nicht komplett übernehmen. Wir müssen diese Erkenntnisse sammeln, aber wir müssen auch verstehen, dass es unterschiedliche Perspektiven gibt. Und wir müssen uns ein eigenes Bild machen.

Moritz Gathmann
Moritz Gathmann und Kristof Gerega beim Human Rights Film Festival Berlin 2022; © Dovile Sermokas
Matthias Gathmann und Kristof Gerega | Bild: Dovile Sermokas

Gäste

Moritz Gathmann, geboren 1980 in Göppingen, ist Chefreporter des Magazins "Cicero". Er hat Geschichte und Russistik an der HU Berlin studiert und begann 2007 ein Redaktionsvolontariat beim "Tagesspiegel". Von 2008 bis 2013 arbeitete er als freier Russland-Korrespondent für "Spiegel", "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung", "Tagesspiegel" u.a.. 2014/2015 berichtete er für "Zeit online" und "Spiegel" vom Euromaidan und über den russischen Krieg im Donbass. 2016 bis 2019 arbeitete Moritz Gathmann als Fernsehmoderator für den russischsprachigen Berliner Fernsehsender "OstWest". Ab 2019 leitete er das Innenpolitik-Ressort "Berliner Republik" der Monatszeitschrift "Cicero", seit Februar 2022 ist er Chefreporter des Magazins und berichtet aus der Ukraine über den russischen Angriffskrieg.

Kristof Gerega, geboren 1981 in Wroclaw, ist Filmemacher. Er wuchs in Polen und Deutschland auf. Gerega studierte Schauspiel, Philosophie und Sozialwissenschaften. Sein erster Dokumentarfilm "No Longer Our Homeland" (2016) wurde auf internationalen Filmfestivals gezeigt. Gerega ist einer der Geschäftsführer*innen der Produktionsfirma Schuldenberg Films. Der von ihnen produzierte Film "Neubau" gewann u.a. den Preis für den besten Spielfilm beim Max Ophüls Preis 2020 und den Preis der Deutschen Filmkritik für den besten Debütfilm 2022. Ihr neuester Spielfilm "Piaffe" von Ann Oren gewann beim Filmfestival Locarno 2022 den Preis der Junior Jury. "Generation Euromaidan – Sehnsucht nach Demokratie" ist Kristof Geregas zweiter Langfilm als Autor und Regisseur.

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Hier wird nicht nur debattiert, hier wird auch zusammen nachgedacht. Über alles, was unser Miteinander betrifft. Bildung, Digitalisierung, Demokratie, Einsamkeit, Freiheit, Klima, Kultur, Städtebau, Visionen - die Themen liegen in der Luft, nicht erst, aber besonders deutlich seit der Corona-Pandemie. Jede Folge widmet sich einer Frage unserer Zeit. rbbKultur-Redakteurin Natascha Freundel spricht jeweils mit zwei Gästen, die wissen, wovon sie reden. Philosophisch, aber nie abgehoben. Persönlich, aber nicht privat. Kritisch und konstruktiv. Hier soll es nicht knallen, sondern knistern. Immer auf der Suche nach dem zweiten, neuen Gedanken.