Hörspiel; © rbbKultur
Bild: rbb/Oliver Ziebe

- Tabula Rasa (2/2)

Was tun? Die eine hat Platz und müllt ihn zu – die andere hat keinen und bekommt auch noch Nachwuchs: Eine großanlegte Intrige soll Abhilfe schaffen im 2. Teil der Mutter-Tochter-Komödie von Dunja Arnaszus.

Du hast doch den ganzen Platz, den brauchst du doch gar nicht! Ist deine Familie dir nicht mal einen einzigen vollgestopften Schuppen wert?

Hella

Das Abnabeln geht eben doch in kleinen Schritten. Anfang-zwanzigjährige Kinder ziehen zwar aus, aber deswegen hören sie nicht auf, das Kind zu sein. Oder sich als Kind zu fühlen. Und irrationale Forderungen zu stellen.

Esther

Also, ich seh‘ schon, das ist wahnsinnig viel Krempel, wirklich irre. Tolle Sachen! Bei drei Drehtagen holen wir lieber gleich den Schaufelbagger, glaub ich.

Space-Girl

Als Hella zu Hause auszieht, bleibt ihre Mutter Esther allein zurück und mit ihr all die Dinge, von denen sie sich unmöglich trennen kann. Da wäre die Sammlung von Strohhüten, die sie an Hellas verstorbenen Vater erinnern oder dessen Sammlung von Geräten für die Olivenernte, für die sie einst jeden Herbst zur sizilianischen Familie fuhren. Mit der Zeit kommen immer noch ein paar mehr Dinge dazu: materialisiertes Leben. Hella dagegen kann immer weniger mit „Dingen“ anfangen. Minimalismus ist ihre Devise. Ihrer Mutter würde sie am liebsten einmal das „Space-Girl“ aus ihrer Lieblings-Anti-Messie-Sendung „Platz da!“ vorbeischicken. Als Hella nach ein paar Jahren, inzwischen mit Freund und Kind, tatsächlich mehr Platz braucht, bittet sie Esther um das Haus. Da bricht er offen aus, der Generationenkonflikt um Ressourcen, spinnerte Ideen und gegenseitige Verbindlichkeiten und ein Mutter-Tochter-Streit um die Definitionsmacht über die gemeinsame Vergangenheit.

Ein Hörspiel wie ein gefundenes Fressen für alle, die schon immer den ganzen Krempel loswerden wollten, oder an ihren Sammlungen hängen, als hätten schon morgen vielleicht plötzlich alle Läden zu.

Von Dunja Arnaszus

Mit Nina Kronjäger, Britta Steffenhagen, Mareike Beykirch, Benjamin Radjaipour, Lars Rudolph, Lisbeth von Gagern, Georg Kardaetz

Regie: Dunja Arnaszus
Komposition: Ruth May und Thomas Wenzel
Produktion: rbb 2021