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Das Literarische Colloquium Berlin zieht zu rbbKultur ins Radio und ins Internet
Am Mikrofon: Anne-Dore Krohn, Thomas Geiger
Sie ist wieder da: Nach jahrzehntelanger Stille hat die Schriftstellerin Helga Schubert, geboren 1940 in Berlin-Kreuzberg, erneut die literarische Bühne betreten. Mit 80 Jahren gewann sie letztes Jahr den Ingeborg Bachmann Preis, eine Art späte Wiedergutmachung, denn 1980, als sie schon einmal eingeladen war, durfte sie nicht aus der DDR ausreisen.
"Vom Aufstehen" hieß ihr Gewinnertext, und so hat sie auch das Buch genannt, das dieses Frühjahr erschienen ist: "Vom Aufstehen. Ein Leben in Geschichten" ist die Bilanz einer Frau, die sich nicht hat unterkriegen lassen. Ihre Renaissance als Autorin empfindet Helga Schubert als einen Glücksfall. Sogar frühere Bücher werden jetzt wieder aufgelegt, und sie arbeitet schon an einem neuen Buch.
Für diese Folge von "weiter lesen" sind Anne-Dore Krohn von rbb kultur und Thomas Geiger vom LCB zu Helga Schubert nach Mecklenburg gefahren, wo sie seit Jahrzehnten lebt, zusammen mit ihrem mittlerweile 94-jährigen Mann, dem Maler und früheren Professor für Klinische Psychologie Johannes Helm.
Neu-Meteln liegt in der Nähe von Schwerin, etwa zweieinhalb Stunden nördlich von Berlin. Dort, im Wintergarten ihres Hauses mit Blick auf endlose Felder, Schafe und den weiten mecklenburgischen Himmel, servierte Helga Schubert Kaffee und Apfelschorle und erzählte von ihrem Umgang mit der plötzlichen Prominenz, dem Aufstehen als Lebensprinzip, den Erinnerungsräumen in ihrem Kopf, der Wechselwirkung ihrer Berufe als Psychotherapeutin und Autorin - und vom Altwerden und den damit verknüpften Erkenntnissen.
"Man kann eigentlich nur für die Gegenwart was tun", sagte Helga Schubert, "man muss einfach der Gegenwart mehr Raum geben in seiner Seele. Das ist eine Aufgabe, vor der sehe ich mich. Hab ich auch noch nicht ganz geschafft. Aber ich weiß, dass man dann am glücklichsten ist. Wenn man sich das richtig mit dem Herzen klarmacht, nicht nur mit dem Kopf."