Tragikomödie - "Love Sarah - Liebe ist die wichtigste Zutat"
Backen ist in der Corona-Zeit so angesagt wie lange nicht mehr. Egal ob Plätzchen, Kuchen oder das erste eigene Sauerteigbrot – auf der Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung haben viele Menschen die Lust am eigenen Backwerk entdeckt. Da kommt der Debütfilm der deutsch-britischen Regisseurin Eliza Schroeder genau zur richtigen Zeit. In "Love Sarah" geht es um vier sehr ungleiche Menschen, die gemeinsam eine Bäckerei eröffnen.
Sarah Curachi (Candice Brown) ist eine der besten Konditorinnen von London. Ihr großer Traum ist eine eigene Bäckerei, die sie mit ihrer Freundin Isabella (Shelley Conn) eröffnen will - im Nobel-Stadtteil Notting Hill: Der Plan steht, der Mietvertrag für ein Ladenlokal ist bereits unterschrieben, doch dann verunglückt Sarah mit ihrem Fahrrad – und ist auf der Stelle tot.
Eine Bäckerei als Lebenstraum
Was tun mit einem gescheiterten Plan und einem langjährigen Mietvertrag, den man nicht mehr loswird? Isabella entschließt sich, die Bäckerei trotzdem zu eröffnen – und so den Lebenstraum ihrer Freundin posthum zu verwirklichen. Dafür holt sie Sarahs Tochter Clarissa (Shannon Tarbet) mit ins Boot, eine junge Tänzerin, die gerade eine Lebenskrise durchmacht, Sarahs ehemaligen Lover Matthew (Rupert Penry-Jones) als Koch - und Sarahs Mutter Mimi (Celia Imrie), die als Geldgeberin fungieren soll.
Alte Familiengeheimnisse
Der Plot klingt nach "Friede Freude Schokokuchen", doch ganz so einfach macht es sich Eliza Schroeder in ihrem Debütfilm dann doch nicht. Denn bevor die Bäckerei so richtig in Schwung kommt, müssen erst noch ein paar unausgesprochene Konflikte ausgeräumt und einige Familiengeheimnisse aufgeklärt werden. Warum hatten Sarah und ihre Mutter seit Jahren kaum noch Kontakt? Wieso hat Clarissa ihre Tanzausbildung hingeschmissen? Und was bewegt Sterne-Koch Matthew dazu, ausgerechnet in einer kleinen Bäckerei ganz neu anzufangen?
Simples Drehbuch, gute Darsteller
Auch wenn das Drehbuch nicht gerade vor Originalität strotzt, schaut man dem Darsteller-Trio Celia Imrie, Shelley Conn und Shannon Tarbet gerne zu und auch Rupert Penry-Jones macht als backender Hahn im Korb keine schlechte Figur. Und weil Liebe bekanntlich durch den Magen geht, kommt auch die Romantik nicht zu kurz.
Backen in perfekter Vollendung
"Love Sarah" ist ein Film über Trauer, über den Kampf mit dem Schicksal und über den Lebensmut, den man aus neuen Herausforderungen schöpfen kann. Und es ist ein Film über das Backen, das man hier in perfekter Vollendung beobachten kann.
Denn die heimlichen Stars des Films sind die Kuchen. Gebacken von Starkoch Yotam Ottolenghi und verführerisch fotografiert von Kameramann Aaron Reid lassen sie einem über 90 Minuten das Wasser im Munde zusammenlaufen. Fast wünscht man sich einen Second Screen mit den Rezepten, um während des Films schon mal den eigenen Backofen vorzuheizen.
Carsten Beyer, rbbKultur