Berlinale 2021 | Wettbewerb - "Ich bin dein Mensch"
"Ich bin dein Mensch" erzählt im Grunde die älteste Geschichte der Welt: Boy meets Girl oder Girl meets Boy – nur, dass es hier nicht um eine "normale" Liebesgeschichte geht, sondern um das Aufeinandertreffen von Mensch und Androiden. Und es zeigt sich: emotionale Verwicklungen sind auch dabei keineswegs ausgeschlossen.
Alma Felser (Maren Eggert) ist eine Frau Anfang 40, die mit der Liebe - nach einigen Enttäuschungen - abgeschlossen hat. Ihr Job als Expertin für Keilschriften am Pergamonmuseum füllt sie völlig aus, ihre Abende verbringt sie am Liebsten allein vor dem Laptop. Eigentlich ist sie ganz glücklich so, denkt sie zumindest.

Doch dann verdonnert sie ihr Chef (Falilou Seck) zur Teilnahme an einem ungewöhnlichen Forschungsprojekt. Drei Wochen lang soll Alma mit einem männlichen Androiden zusammenleben, der ganz und gar auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist, um das Ganze anschließend für eine Ethik-Kommission zu evaluieren.
Ein ungewöhnliches Forschungsprojekt
Auftritt Tom (Dan Stevens): Smartes Äußeres, beste Manieren - und Rumba tanzen kann er auch noch. Von seinen Fähigkeiten als Koch und Liebhaber ganz zu schweigen. Der Humanoid der Firma Terrareca ist ein regelrechter Charmebolzen und gerade deshalb geht er Alma kräftig auf die Nerven. Erst allmählich merkt sie, dass ihr Robo-Lover auch ein paar Vorzüge mit sich bringt. Er ist zum Beispiel nicht nachtragend – und er beweist auch in schwierigen Situationen Humor.
Grundlegende Fragen
"Ich bin dein Mensch" ist die – lose – filmische Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte von Emma Braslavsky. Regisseurin Maria Schrader hat dabei zum Glück der Versuchung widerstanden, aus dem Stoff eine reine Klamotte zu machen: Stattdessen geht sie ganz grundlegenden Fragen nach: Was man überhaupt von einer Partnerschaft erwarten kann und was nicht. Oder wie Verliebtheit funktioniert und warum man sie nicht auf Knopfdruck herstellen kann.
Kluge Dialoge
Dass dieser Film nicht irgendwann langweilig wird, liegt zum Teil an den klugen Dialogen, die sich Maria Schrader selbst ausgedacht hat – zusammen mit ihrem Drehbuch Co-Autor Jan Schomburg. Es liegt aber auch an den Schauspielern: Maren Eggert als spröde Wissenschaftlerin und Dan Stevens als humanoider Charmeur mit britischem Akzent sind ein tolles Paar, in den Nebenrollen glänzen Hans Löw als tumber Ex-Freund und Sandra Hüller als schräge Vertreterin der Android-Firma Terrareca.

Eleganter Soundtrack
Hinzu kommen ein eleganter Soundtrack (Tobias Wagner) und die solide Kameraarbeit von Benedict Neuenfels, der für die ungewöhnliche Liaison immer neue Drehorte rund um die Berliner Museumsinsel gefunden hat. (Sehr schön ist beispielsweise eine Liebeszene im nächtlichen Pergamonmuseum.)
Romantic Comedy mit Anspruch
Der ganz große Berlinale-Knaller ist "Ich bin dein Mensch" nicht, dazu ist die Geschichte am Ende dann doch ein bisschen zu eindimensional. Aber es ist das, was man im Deutschen Film oft so schmerzlich vermisst: eine gut gespielte Romantic Comedy mit Anspruch - bei der man nicht schon nach fünf Minuten weiß, wie sie ausgeht.
Carsten Beyer, rbbKultur