Stasikomödie © Constantin Film
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Letzter Teil von Leander Haußmanns DDR-Trilogie - "Stasikomödie"

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Leander Haußmann hat einen neuen Film gedreht. Prominent besetzt mit David Kross, Henry Hübchen, Detlev Buck und vielen mehr vollendet der Regisseur mit der "Stasikomödie" seine DDR-Trilogie.

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Ganz sicher ist die Staatssicherheit alles andere als ein zwingendes Thema – für Haußmann aber ein wichtiger Aspekt seiner Trilogie. Ihm geht es um seine persönliche und sehr subjektve Sicht auf die DDR, es geht um seine Themen, seine Erfahrungen. Dazu zählte die Nationale Volksarmee "NVA" (2004) und "Sonnenallee" (1999): der Alltag in der DDR aus der Sicht eines Jugendlichen.

Der komödiantische Blick ist Haußmanns Art der Aufarbeitung

Natürlich ist auch der letzte Teil der Trilogie wieder eine Komödie, das Genre, das Haußmann liebt. Der komödiantische Blick ist seine Art der Aufarbeitung. Und so ist die Stasi bei Haußmann ist ein Trupp von etwas minderbemittelten Zeitgenossen. Es geht um einen bekannten Schriftsteller, gespielt von Jörg Schüttauf, der seine Stasi-Akte abholt, um mit seiner Familie gemeinsam mal reinzuschauen. Alles ist ja sowieso bekannt, Überraschungen erwartet niemand. Dann aber flattert ein Liebesbrief aus der Akte - vorbei ist der schöne Familiennachmittag, bevor er begonnen hat.

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Reise in die Vergangenheit

Wir reisen in die Vergangenheit: Ludger als 18-Jähriger (David Kross) im Auge der Stasi. Man hat ihn als IM ausgeguckt, noch aber muss er den Härtetest bestehen. Da steht er morgens um vier an einer Kreuzung, die Ampel ist rot, kein Auto weit und breit – geht er oder geht er nicht? Ludger geht nicht, er wartet brav auf Grün, und darf fortan die linke Szene am Prenzlauer Berg infiltrieren und ausspionieren. Er soll heiraten, einer von ihnen werden, um dann Rapport an den Führungsoffizier (Henry Hübchen) zu liefern. Natürlich geht es drunter und drüber …

Nichts ist falscher als die Vorstellung, dass das Kapitel DDR abgeschlossen ist

Darf man das? Eine Komödie über die Stasi drehen? Darf man die Stasi als einen Trupp von Volldeppen darstellen? Wir haben in vielen Filme kleinen und großen Filmen und Dokumentationen erfahren, was es bedeutet von der Stasi observiert zu werden, wie sie Persönlichkeiten gebrochen, Familien zerstört hat – so ist es vielleicht sogar an der Zeit, eine "Stasikomödie" zu drehen, zumal Leander und auch sein Vater Ezard Haußmann selbst beschattet wurden, Leanders Schwiegermutter eine hohe Stasioffizierin war. Und wie der Regisseur betont: Diese Filme sind seine ureigene und höchstpersönliche Sicht auf die DDR. Seine Prämisse: nichts ist falscher als die Vorstellung, dass das Kapitel DDR abgeschlossen ist.

Dazu kommt: weder der auserkorene IM Ludger, noch die Szene in die er hier eintaucht, noch die Genossen von der Stasi haben irgendeinen Plan. Jeder macht hier irgendwie vor sich hin.

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Als Komödie kein großer Wurf - aber wunderbare Schauspieler:innen

"Stasikomödie" ist als Komödie kein großer Wurf: zu gewollt lustig und albern und viel zu wenig böse oder bissig – oft nur banal. Aber Haußmann hat ein Händchen für Nebenfiguren und da ist es dann auch egal, wie oft man sie schon in ähnlichen Rollen gesehen hat, die sind wirklich komisch: Henry Hübchen als dauerqualmender Alki, Detlev Buck als Volkspolizist, Tom Schilling als Archivar der Stasibehörde, Margarethe Broich als Ehefrau, Alexander Scheer als Dragqueen – das sind wunderbare Schauspieler:innen, die mit großer Lust dabei sind, die diesen Film schmücken. Und ihn dann eben doch vergnüglich werden lassen.

Christine Deggau, rbbKultur

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