Liebeskomödie - "Ticket ins Paradies"
Julia Roberts und George Clooney zusammen auf einer tropischen Insel – kann da noch was schiefgehen? Oh ja! Denn in "Ticket ins Paradies" spielen die beiden Hollywood-Stars ein geschiedenes Ehepaar, das sich auf den Tod nicht ausstehen kann. Schade nur, dass Regisseur Ol Parker in seiner modernen Screwball-Komödie viel zu dick aufträgt.

Georgia Cotton (Julia Roberts) und David Cotton (George Clooney) waren mal verheiratet. Doch lange gehalten hat die Ehe nicht. Schließlich sind sie beide Alpha-Tiere. Georgia ist eine erfolgreiche Kunsthändlerin, David Architekt auf einer Großbaustelle. Über 15 Jahre liegt ihre Scheidung mittlerweile zurück und eigentlich wären beide froh, wenn sie einander nie wiedersehen müssten.
Hochzeit auf Bali
Wäre da nicht ihre gemeinsame Tochter Lily (Kaitlyn Dever). Die hat gerade ihr Jura-Studium abgeschlossen und ist ebenfalls auf dem besten Weg, ein Alphatier zu werden. Doch anstatt wie geplant in eine große Anwaltskanzlei einzusteigen, verliebt sich die junge Frau im Urlaub auf Bali in einen balinesischen Seetang-Farmer (Maxime Bouttier) und beschließt, alle Zukunftspläne über Bord zu werfen und stattdessen zu heiraten.

Für Lily ist es die ganz große Liebe, für ihre Eltern die ganz große Katastrophe. Diese Hochzeit muss unbedingt verhindert werden - da sind sich die beiden Streithähne ausnahmsweise mal einig. Und so finden sich Georgia und David schon bald im Flugzeug nach Bali wieder – ein Lächeln im Gesicht und die geballte Faust in der Tasche.
Gescheiterte Sabotage-Akte
In Ol Parkers Komödie "Ticket ins Paradies" ist alles genauso wie es scheint. Schon nach wenigen Minuten ist klar: Nicht das junge Liebespaar ist es, dem hier auf die Sprünge geholfen werden muss, sondern den zänkischen Eltern. Bis sie selbst das allerdings merken, braucht es fast zwei Stunden und vor allem viele gescheiterte Sabotage-Akte: Die Ringe werden geklaut, das Brautpaar soll mit einem bösen Fluch belegt werden und selbst vor einem Wettsaufen in der Disco machen die Eltern nicht halt.
Besuch vom tumben Lover
Auch wenn Clooney und Roberts durchaus komödiantisches Talent zeigen und das Drehbuch (Ol Parker und Daniel Pipski) den einen oder anderen gelungenen Gag bereithält: auf Dauer wird die Geschichte ermüdend. Anders als in den klassischen Screwball-Komödien der 30er und 40er Jahre, an denen sich Ol Parker offenbar orientiert hat, ist die Handlung in "Ticket ins Paradies" absolut erwartbar. Keine überraschende Wendung, keine unkonventionellen Überraschungen, lediglich der unverhoffte Besuch von Georgias tumben Lover Paul (Lucas Bravo) sorgt nochmal für etwas Abwechslung.
Bilder wie aus dem TUI-Katalog
Noch enttäuschender aber als das brave Drehbuch sind die Bilder, mit denen Ol Parker seinen Südsee-Plot garniert. Die wirken wie aus der Tourismus-Werbung: Der Himmel ist immer blau, der Strand ist blütenweiß und das Meer schimmert verlockend hinter den Palmen. Die "bescheidene" Behausung des Bräutigams sieht aus wie eine Strandvilla aus dem TUI-Katalog und wie der Mann als Seetang-Farmer so viel Geld verdient, dass er den ganzen Tag in einer Motoryacht durch die Gegend fahren kann, wird auch nicht verraten.

Wie eine Piña Colada ohne Alkohol
Klar, "Ticket ins Paradies" ist eine Hollywood-Komödie und kein Dokumentarfilm, aber komplett für dumm verkaufen muss man die Zuschauer:innen ja trotzdem nicht. Am Ende bleiben ein paar schnell vergessene Lacher und ein etwas schaler Nachgeschmack wie bei einer Piña Colada ohne Alkohol: süß, üppig, aber substanzlos.
Carsten Beyer, rbbKultur