Komödie - "Einfach mal was Schönes"
Mit "Das Parfüm" und "Fack ju Göthe" wurde Karoline Herfurth berühmt. Sie zählt zu den größten deutschen Filmstars und hat auch schon einge Male Regie geführt. Nach dem Episodenfilmdrama "Wunderschön" kommt nun ihr vierter Spielfilm mit dem Titel "Einfach mal was Schönes" in die Kinos.
So richtig bekannt wurde Karoline Herfurth in "Das Parfüm" von Tom Tykwer: 10 Minuten als "Mirabellenmädchen" und das Publikum hatte sich unsterblich in sie verliebt. Viele kleine und große Produktionen folgten, u.a. in "Fuck ju Göte" an der Seite von Elyas M' Barek zeigte die Schauspielerin Charme und Schlagfertigkeit. Seit 2016 steht sie nun auch hinter der Kamera.

Wenn die biologische Uhr tickt
Angefangen bei "SMS für dich" ist "Einfach mal was Schönes" jetzt die vierte Regiearbeit der 1984 geborenen Berlinerin, in der sie nicht nur Regie führt und als Co-Autorin fungiert, sondern auch die Hauptrolle spielt. Diesen Spagat meistert sie ohne jede sichtbare Anstrengung, was sicher auch an den Themen der Filme liegt, die viel mit ihr selbst, bzw. mit Frauen ihres Alters zu tun haben. Es sind Frauen, die sich mit all dem rumschlagen, was es heißt, eine Frau zu sein. Das heißt auch, den richtigen Mann zu finden, mit dem man ein Kind in die Welt setzen könnte. Ihn aber nicht zu finden - wie Karla, die Karoline Herfurth hier spielt, und die zwischen allen Stühlen sitzt. Denn es ist ja nicht nur die Idee, ein Kind ohne Mann bekommen zu wollen; die Frage, darf ich das überhaupt, oder ist das nur egoistisch? Da ist auch die Angst, schaffe ich das überhaupt, da sind auch die ganzen Erwartungen der anderen, wie bei Karla die der eigenen Herkunftsfamilie.

Wunderbar gespielt
Diese Familie bildet sozusagen der Background für Karlas Dilemma. Da sind die zwei Schwestern, eine so kaputt wie die andere, die Eltern: getrennt, der Vater hat gerade eine Jüngere geheiratet, die Mutter seitdem dem Alkohol verfallen: in eleganter Würde wohlgemerkt. Es ist ein wirklich sehr sympathischer Cast, den Herfurth hier versammelt: von Nora Tschirner als ältere Schwester, die die Unfreundlichkeit in Person ist, Ulrike Kriener als Mutter ist einfach nur hinreißend, wie ihr die Balance gelingt, eine Alkoholikerin zu spielen, ohne sie der Lächerlichkeit preiszugeben, Herbert Knaup als desorientierter Vater inmitten von Frauen: wunderbar! Und auch Jasmin Schakeri, die die beste Freundin spielt, wartet mit überzeugender Wärme auf.
Leicht bekömmlich, überhaupt nicht doof
So ist "Einfach mal was Schönes" vieles in einem: Familiendrama, eine Art Coming of Age-Geschichte, vor allem aber ist auch eine große Liebesgeschichte. Denn wie immer bei Herfurth galoppieren ihre Geschichten in die romantische Richtung. Karla nämlich verliebt sich in den 10 Jahre jüngeren Ole (gespielt von Aron Altares bleibt dieser Ole etwas blass) und das zu genau dem Zeitpunkt, an dem die künstliche Befruchtung von ihrer Freundin angekurbelt wurde.
Wie immer trifft Karoline Herfurth den Nerv der Zeit und stellt die richtigen Fragen. In jedem Film ihrer Filme gelingt es ihr, existenzielle und auch schwere Themen mit großer Leichtigkeit auf den Punkt zu bringen. Inklusion, Diversität – das wird hier gar nicht groß thematisiert, es gehört einfach dazu. Wie immer wartet sie mit gutsitzenden Dialogen, meist feinem Humor, und tollen Schauspielern auf. Auch dieser Karoline Herfurth-Film macht also großen Spaß, wenn er auch nicht ihr stärkster ist. Und das liegt vor allem an der Story. Man fragt sich schon, wieso geht eine Frau zur Samenbank, wenn sie doch gerade frisch verliebt ist? Egal, der Film funktioniert. "Einfach mal was Schönes" ist besserer Mainstream: leicht bekömmlich und überhaupt nicht doof.
Christine Deggau, rbbKultur