Liebesfilm - "A.E.I.O.U. - Das schnelle Alphabet der Liebe"
So richtig bekannt als Schauspielerin wurde Nicolette Krebitz mit dem Musikfilm "Bandits" 1997. Da hatte sie schon lange Jahre Erfahrung als Kinderdarstellerin. 2001 legte sie dann ihr Regiedebüt "Jeans" vor, seitdem dreht sie in unregelmäßigen Abständen Filme. Bei der Berlinale dieses Jahr lief ihr neuer Film "A.E.I.O.U. – Das schnelle Alphabet der Liebe" – ein Liebesfilm mit Theaterstar Sophie Rois in der Hauptrolle.

Der Funken der Liebe
Bei A fängt alles an, sagt Anna. Und wer wollte da widersprechen … In "A.E.I.O.U. - Das schnelle Alphabet der Liebe" erzählt Regisseurin Nicolette Krebitz eine sehr komprimierte Liebesgeschichte. Eine, die anders ist als andere – und das nicht nur, weil der Altersunterschied zwischen den zwei Liebenden sehr groß ist.
Alles beginnt nachts auf der Straße: um genau zu sein auf der Kantstraße vor der Paris Bar. Anna wird überfallen, die Handtasche geklaut. Wieder zuhause erzählt sie ihrem besten Freund, der auch ihr Nachbar und Vermieter ist, von dem Vorfall. Der schon da für sie etwas Besonderes ist, etwas Großes, etwas, das ihr Leben verändern könnte. Und groß ist das was da kommen wird, tatsächlich. Es ist der Funken der Liebe, der Anna anspringen und ihr Leben auf den Kopf stellen wird. Einst eine gefeierte Schauspielerin, verdient sie heute ihr Geld als Synchronsprecherin und schlägt sich mit arroganten Youngsters herum, die gar nicht wissen, wen sie hier vor sich haben. Davon hat sie schon lange genug.
Körper und Sprache sind erotisch aufgeladen
Sophie Rois spielt Anna, wie ihre Figur ist auch sie mittlerweile 60 Jahre alt, immer noch schön und attraktiv, immer noch wild – so wie Anna auch. Udo Kier spielt ihren besten Freund: einen schwulen Westberliner Lebemann. Ihre Gespräche sind nah und vertraut, wie das eben ist, wenn man nicht mehr ganz jung ist und sich schon lange kennt. Kurze Zeit nach dem Überfall klingelt es an Annas Tür. Es ist der Dieb aus jener Nacht, der bei ihr Sprechunterricht nehmen soll. Anna ist zunächst wenig begeistert, lässt sich aber auf die Situation und ihren jungen Eleven ein.
Bald schon kribbelt es, Körper und Sprache sind erotisch aufgeladen. Es ist klar: diese Begegnung will und muss gelebt werden. Der Dieb mit dem noch zartem Bartflaum, der als schwer erziehbar gilt, und die ehemals berühmte Schauspielerin verlieben sich ineinander. Was spielt es da für eine Rolle, dass Anna die Großmutter des Jungen sein könnte? Gar keine. Es ist auch nicht das Thema von Nicolette Krebitz. Sie setzt die Möglichkeit dieser Liebe einfach voraus. Zwei Menschen, die auf nichts etwas geben, für die nur der Moment zählt.

Magische Bilder
So simpel diese Geschichte klingen mag, so faszinierend ist sie erzählt, so magisch sind die Bilder, die Kameramann Reinold Vorschneider findet: die weißen leeren Wände in Sophies Wohnung, dass sich im nassen Asphalt spiegelnde Berlin bei Nacht, die flirrende Sonne an der Cote d’Azur, die Kühle des Spielcasinos. Zu gerne lässt man sich mit den beiden Liebenden durch die Tage und Nächte treiben, hört Anna zu, die das, was ihr hier geschieht, aus dem Off kommentiert. Der französische Anklang aber sei eher unbeabsichtigt sagt Nicolette Krebitz, ihr gehe es vor allem auch um das alte West-Berlin, die Stadt, in der sie aufwuchs und heute noch lebt. Und natürlich um die Liebe.
Ein Film voller Poesie und Romantik
Um die Liebe ging es auch in Krebitz‘ Film letzten Film WILD: die erotische Beziehung zwischen einer Frau und einem Wolf. Soziale Unterschiede, gesellschaftliche Regeln, das Alter – für Nicolette Krebitz sind das nicht mehr als Beschränkungen über die sie sich bewundernswert leichtfüßig hinwegsetzt.
Sophie Rois ist hier die Idealbesetzung, sie zieht ihren jungen Kollegen Milan Herms mit, beide kennen sich vom Theater, von der Berliner Volksbühne, lässt ihm gar keine andere Chance, als sich gemeinsam mit ihr dieser ungewöhnlichen Geschichte zu verschreiben.
"A.E.I.O.U. - das schnelle Alphabet der Liebe" - ein Film voller Poesie und Romantik, echt und lebendig und beglückend anders.
Christine Deggau, rbbKultur