The Banshees of Inisherin © 20th Century Studios
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Drama - "The Banshees of Inisherin"

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Zwei gute Freunde, die sich plötzlich vom einen auf den anderen Tag nicht mehr verstehen und eine Fehde auf Leben und Tod beginnen. In "The Banshees of Inisherin" erzählt Martin McDonagh eine Allegorie des Bürgerkriegs in seiner irischen Heimat – mit viel schwarzem Humor und Bildern wie aus dem Reiseführer.

The Banshees of Inisherin © 20th Century Studios
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Colm Doherty (Brendan Gleeson) ist leidenschaftlicher Musiker und wohnt alleine in einer kleinen Hütte am Meer. Sein bester Freund ist der Bauer Pádraic Súilleabháin (Colin Farrell), der mit seiner Schwester Siobhan (Kerry Condon) auf der kleinen Insel Inisherin ebenfalls lebt. Jeden Tag nach getaner Arbeit holt Padraic Colm zu Hause ab – und dann geht es in den Pub, um den Tag mit ein paar Pints, mit Musik und mit Gesprächen über Gott und die Welt ausklingen zu lassen.

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Vom Ende einer Freundschaft

Eines Tages allerdings beschließt Colm plötzlich, die Freundschaft zu beenden. Einfach so, ohne ersichtlichen Grund zieht er einen Schlussstrich, öffnet dem Freund nicht mehr die Tür, will auch im Pub nicht mehr neben ihm sitzen und behandelt ihn wie Luft. "Ich mag Dich einfach nicht mehr", eröffnet er seinem Freund.

Für den naiven Padraic, der den älteren Colm immer verehrt hat, ist das nur schwer zu ertragen. Doch Colm geht sogar noch weiter: Wenn Pádraic ihn in Zukunft nicht in Ruhe lässt und weiter seine Nähe sucht, will er sich jedes Mal einen Finger abschneiden - solange, bis er seine geliebte Geige irgendwann gar nicht mehr spielen kann ...

Kino-Adaption eines Theaterstücks

Regisseur:innen, die auf der Bühne und der Leinwand gleichermaßen erfolgreich sind, gibt es nicht allzu viele. Der Ire Martin McDonagh ist so jemand. Für seine Theaterstücke ist er vielfach ausgezeichnet worden und auch seine Filme ("Brügge sehen und sterben", "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri") laufen mit großem Erfolg in den Kinos. Nun hat Martin McDonagh Theater und Leinwand zusammengebracht: "The Banshees of Inisherin" ist nämlich die Kino-Adaption eines seiner eigenen Theaterstücke.

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Pittoreske Bilder

Vor dem pittoresken Hintergrund der Aran Islands im Westen von Irland erzählt McDonagh nicht nur die Geschichte einer zerbrochenen Freundschaft. Ihn interessiert auch, welche Auswirkungen ein solcher Streit auf die verschworene Inselgemeinschaft hat, wo jeder jeden kennt und wo jeder zu allem eine Meinung hat. Die einen haben Mitleid mit Padraic, der wie ein verschmähter Liebhaber wieder und wieder versucht, Colm umzustimmen. Die anderen sind der Ansicht, dass Colm durchaus das Recht hat zu entscheiden, mit wem er sein Bier trinkt und mit wem nicht.

Das ferne Donnern des Bürgerkriegs

Martin McDonagh hat viel schwarzen Humor und so manche überraschende Wendung in sein Drehbuch mit eingebaut. Doch auf ein Happy End wartet man vergeblich. Schließlich spielt die Geschichte 1923 – mitten im irischen Bürgerkrieg: Den bekommt man zwar nur als fernes Echo mit, durch das Donnern der Artillerie auf dem Festland und die neuesten Schauermärchen im Pub. Doch in dem Zwist zwischen Colm und Pádraic wird der grausame Bruderkrieg gespiegelt – in all seiner Sinnlosigkeit und in all seiner Härte.

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Aus dem Märchen wird eine griechische Tragödie

In "The Banshees of Inisherin" bringt Martin McDonagh viele Dinge unter einen Hut: Ein Postkarten-Idyll von einem der schönsten Orte Irlands, eine Geschichte, die wie ein Folk- Märchen beginnt und wie eine griechische Tragödie endet und eine Allegorie für eines der düstersten Kapitel der irischen Geschichte. Dass aus dieser Melange am Ende ein sehenswerter Film wird, hat McDonagh seinem eigenen Geschick als Regisseur zu verdanken - und seinen beiden großartigen Hauptdarstellern.

Carsten Beyer, rbbKultur

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